Schönborn: Synode muss auch Auswirkungen auf Politik haben
Die seit dem 3. Oktober in Rom tagende Bischofsversammlung geht am Sonntag zu Ende. Am Samstag stimmen die teilnehmenden 270 Bischöfe über ein gut 40 Seiten starkes Abschlussdokument ab, das die Ergebnisse ihrer Beratungen zusammenfasst. An diesen Beratungen waren zusätzlich knapp 50 meist jugendliche Auditoren sowie weitere Experten beteiligt; diese durften mitdebattieren, haben aber kein Stimmrecht.
Zur ebenfalls diskutierten Frage, wer abstimmungsberechtigt sein soll, meinte der Wiener Kardinal Schönborn wörtlich: „Die Synode ist eine Bischofssynode. In dieser Form hat Papst Paul VI. sie eingesetzt. Natürlich gibt es andere Formen von Synodalität - etwa in Diözesen. Die Frage der Abstimmung durch Nicht-Bischöfe ist, weil es eben eine Bischofssynode ist, ein offenes Thema.“ Mit dem Instrument einer Vorsynode habe Papst Franziskus die Beteiligung anderer Personengruppen, vor allem der Betroffenen, aber schon verbessert.
Nachsynodalen Prozess
Zu den genauen Auswirkungen der Synode könne er jetzt noch nichts sagen, so Kardinal Schönborn. Es werde sicher einen nachsynodalen Prozess geben - in einzelnen Ländern, Diözesen, aber auch weltweit. So habe auch die Familiensynode „tiefgreifend einiges verändert“. „Es ändert sich der Blick auf Lebenssituationen“, so Schönborn.
Für die Kirche in Österreich sieht der Wiener Erzbischof „noch nicht das ganze Potenzial ausgeschöpft“. Dort schaue man „noch zu sehr auf Organisationen“ und habe „ein großes Defizit bei der persönlichen Begleitung junger Menschen“. Wichtig sei es, Begleitung – menschlich wie geistlich – nicht mehr so priesterzentriert zu sehen. Die Frage, wie Jugendliche andere Jugendliche begleiten können, sei ein zunehmend wichtiges Thema.
Insgesamt sei die am Sonntag zu Ende gehende Jugendsynode „die beste“ gewesen, die er bisher erlebt habe. Das habe vor allem an den offenen Erfahrungsberichten der jugendlichen Auditoren gelegen. „Es ist am meisten gelacht worden, es war ein unglaublich herzliches Klima. Allein die Tatsache, dass 270 Bischöfe aus aller Welt drei Wochen lang jungen Menschen zuhören, ist für mich modellhaft“, so der Kardinal, der bereits an fünf Bischofssynoden teilgenommen hat. Zudem sei die Arbeitsmethode deutlich besser geworden.
Keine endlosen, zusammenhanglosen Beiträge mehr
So habe die Phase in den nach Sprachen aufgeteilten Arbeitsgruppen viel früher begonnen. Schönborn: „Man hört nicht mehr endlose, oft zusammenhanglose Beiträge von Bischöfen.“ Außerdem – das hatte schon Papst Benedikt eingeführt – gebe es jeden Tag eine Stunde freie Wortmeldungen, „so dass sich eine Kultur der Debatte entwickeln kann“. Papst Franziskus habe zudem verfügt, dass jeweils nach fünf Wortbeiträgen drei Minuten Stille sind, um das Gehörte zu reflektieren.
Wie Schönborn weiter sagte, habe es, anders als bei der Familiensynode, weniger Kontroversen gegeben. „Umso intensiver war das Hinhören - mit Empathie und viel Lebenserfahrung.“
Missbrauch überall ein Thema
Zum Thema Missbrauch unterstrich Schönborn: „Das ist überall ein Thema. Nicht hinzuschauen, hilft nicht.“ Das Thema werde auch im Schlussdokument „vermutlich gut, klar und deutlich" angesprochen werden. Sich genau jetzt damit zu befassen, halte er für völlig richtig: „Eine solche Synode, bei der es auch um die richtige Begleitung junger Menschen geht, gehört zur Behandlung des Problems“.
In der Kirche werde weltweit unendlich viel gute Jugendarbeit gemacht, „sie ist Medizin gegen den Missbrauch“. Gleichzeitig sei klar: „Bei Missbrauch darf es keinerlei Toleranz geben“.
Zu anderen kontroversen Themen sagte Schönborn: „Es ist heute möglich, unbeschwerter über Jugend und Sexualität zu sprechen. Gleichzeitig nimmt die Engführung auf Sexualität die Realität von Jugendlichen viel zu eng wahr.“ Es gehe um Beziehung und Beziehungsfähigkeit, „darum, Partnerschaft zu lernen“. Darauf müsste mehr Gewicht gelegt werden.
(kap – mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.