Suche

Der BDKJ-Vorsitzende Thomas Andonie in der Vatican News-Redaktion Der BDKJ-Vorsitzende Thomas Andonie in der Vatican News-Redaktion 

BDKJ-Vorsitzender Andonie: Der Laden muss sauber gemacht werden

Es sind die Auditoren, die dafür sorgen müssen, dass bei der Synode die Stimme der Jugendlichen gehört wird. Davon zeigt sich der Vorsitzende des Bundes der deutschen katholischen Jugend, Thomas Andonie, im Gespräch mit Vatican News überzeugt. Er nimmt selbst als Auditor an der Synode teil und hat sich vorgenommen, durchaus unbequeme Themen in den Diskussionen zu platzieren.

Julia Rosner - Vatikanstadt

Zu Beginn der Beratungen seien zunächst viele Formalia zu klären gewesen, gab Andonie Einblick in das Prozedere der Bischofssynode. „Nach einem Gebet mit Papst Franziskus haben wir zwei Mal 17 Seiten Regelungen zur Synode ausgeteilt bekommen. Anschließend wurde noch die Kommunikationskommission für die Bischöfe gewählt. Diese Kommission wird die Öffentlichkeitsarbeit in den nächsten Wochen regeln.“

Hier das Gespräch zum Nachhören

Die Synodenarbeiten selbst gehen vom Arbeitsdokument „Instrumentum laboris“ aus, das etwa zu jeweils einem Drittel aus Eingaben der Bischofskonferenzen, aus Dokumenten der Vorsynode und aus Gedanken des Papstes besteht. Das Dokument sieht Andonie als eine gute Basis:

„Zumindest in Papierform ist der Stimme der jungen Menschen schon einmal da“

„Ich glaube, dass das eine gute Mischung ist. Zumindest in Papierform ist der Stimme der jungen Menschen schon einmal da. Jetzt ist es wichtig zu schauen, dass diese Stimme der Jugendlichen im Enddokument drinnen bleibt. Wir wollen eine Synode der Jugend und nicht nur über die Jugend. Die Auditoren sind dafür verantwortlich, dass das umgesetzt wird.“

Dabei haben sie jedoch einen schweren Stand: unter 419 Teilnehmern, so der letzte Stand, sind je nach Altersgrenze, die man anlegt, nur etwa 30 bis 40 „Junge Menschen“ – und noch dünner sieht es bei den Frauen aus, die in verschiedenen Rollen an der Synode teilnehmen und nur etwa acht Prozent aller Teilnehmer stellen. Die deutschsprachigen katholischen Jugendverbände hatten im Vorfeld der Synode gefordert, dass genauso viele Jugendliche wie Bischöfe an den Arbeiten teilnehmen sollten.

„Das Leben der Jugendlichen ist komplex und vielschichtig. Schon von Land zu Land unterscheiden sich die Lebenswirklichkeiten: in Mecklenburg-Vorpommern haben Jugendliche eine andere Lebenswirklichkeit als in Bayern. Zwischen den Ländern sieht es dann noch einmal ganz anders aus. Deshalb ist es wichtig, die jungen Menschen zu Wort kommen zu lassen. Der Vatikan vertut da eine Chance.“

„Es liegt im kirchlichen Auftrag, jungen Menschen Freiräume zu schaffen“

Positiv sei aber hervorzuheben, dass „viele Bischöfe die Stimme der jungen Menschen wirklich ernst nehmen,“ meint Andonie, der sich für die Synodenarbeiten vorgenommen, verschiedene „heiße Eisen“ auf den Tisch zu bringen: darunter sieht er mehr Mitbestimmung für junge Menschen und Frauen in der Kirche. Andonie: „Wir brauchen Wirkungsräume. Es liegt im kirchlichen Auftrag, jungen Menschen Freiräume zu schaffen.“

Dazu gehörten aber auch eine größere Gleichberechtigung der Geschlechter, Ordination und die geistliche Begleitung junger Menschen. Hierfür brauche es auch kompetente Seelsorger. „Die beste Evangelisierung für junge Menschen passiert durch junge Menschen,“ meint Andonie, der auf die erfolgreiche Arbeit der Jugendverbände hinweist.

Ein weiteres Thema, das unbedingt angesprochen gehöre, sei sexualisierte Gewalt in Kirchenkreisen, so der BDKJ-Vorsitzende. Dies sei ein „großes Feld, dass es aufzuräumen gibt. Es schwächt das Vertrauen in die Kirche.“

„Ich erlebe viel Wut über die Kirche“

Ganz auf einer Linie liegt der junge Katholik da mit Papst Franziskus: „Autoritär klerikale Strukturen müssen durchbrochen werden“. Dazu gehöre auch das gemeinschaftliche Tragen von Verantwortung, unterstreicht er.

Die jungen Menschen seien von den Ergebnissen der Missbrauchsstudie „nicht überrascht“ gewesen: „Ich erlebe viel Wut über die Kirche. Junge Menschen, die ganz stark im Glauben verwurzelt sind und sich engagieren, fordern, dass etwas passieren muss. Eine Institution, die so viel Heil verspricht, kann nicht solch ein Leid über Jugendliche und junge Erwachsene bringen“.

Dies könne die Kirche allein nicht lösen, ist die Überzeugung des BKJ-Vorsitzenden. Vielmehr sei es auch vonnöten, dass Missbrauchsfälle vor Gericht verhandelt würden: „Der Laden muss saubergemacht werden. Opfer müssen eine Stimme und Täter ein Gesicht bekommen.“

(vaticannews)

 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

04. Oktober 2018, 12:43