Der Synodenblog - Tag 13
Liebe Leserinnen und Leser,
die Synode wird von einem Präsidium geleitet, zu dem der Generalsekretär, der Generalredakteur, die beiden Sondersekretäre und vier vom Papst ernannte Kardinäle gehören. Letztere wechseln sich jeden Tag mit der Moderation ab. Jeder hat seinen eigenen Stil. Heute ist Kardinal Sako wieder mit der Moderation betraut, worauf ich mich schon auf dem Weg zur Synodenaula gefreut habe, denn er hat eine sehr humorvolle Art die Versammlung zu leiten. So begann er heute: „Damit wir nicht einschlafen, erzähle ich immer mal wieder einen Witz. Ich habe den Papst gefragt, er hat nichts dagegen.“ Und so lachte schon vor dem eigentlichen Witz der ganze Saal. Los ging es: „Ein Priester kam zur Beichte. Er kniete sich hin, bekannte seine Sünden. Als er fertig war, fragte der Beichtvater. „Sind Sie Priester?“ Dieser wiederum antwortete: „Ja.“ „Warum haben Sie das denn nicht gleich am Anfang gesagt?“ Da antwortete der Priester: „Ich wusste nicht, dass das eine Sünde ist.“
Aus dem Synodenalltag
Und da fällt mir noch eine zweite Geschichte ein, die ich schon lange erzählen wollte, weil sie mir schon in den ersten Tagen der Synode beim Frühstück von einem Bischof erzählt wurde. Hier in unserem Jesuitenhaus haben wir ganz einfache Betten: Ein Stahlrahmen mit einem starken Netz und vier Beinen. Darauf liegt eine Matratze und basta. Die Gestalt der meisten Bischöfe muss man sich aber weniger asketisch vorstellen, sie geht eher ins etwas Rundliche. Beim Frühstück saß ich also mit einem Bischof allein am Tisch, er lachte verschmitzt und sagte plötzlich: „Clemens, jetzt muss ich Dir erzählen, was mir passiert ist: Ich habe mich heute Morgen im Bett umgedreht und bin ich aus dem Bett gefallen. Das Bett ist dann tatsächlich auch noch umgekippt und auf mich draufgefallen. Als ich dann auf dem Boden lag, musste ich über mich selbst herzlich lachen.“
Besser mit Humor
Einen guten Humor braucht man hier. Wir hören eine Interventio nach der anderen. Eigentlich hatte der Papst schon in seiner Eröffnungsansprache gesagt, dass die Synode konkrete Vorschläge bringen solle, damit wir eher mit Ideen nach Hause reisen würden als nur mit einem weitschweifigen Dokument. Aber wir lauschen einem geistlichen Impuls nach dem nächsten, manchmal kommen neue Analysen oder allgemeine Aufforderungen. Ich frage mich immer wieder: Haben die Bischöfe keine Ideen, was eine konkrete Antwort auf die Situation der jungen Menschen sein könnte? Fehlt es an Kreativität oder trauen Sie sich nur nicht?
Zur Ausbildung hinein ins Leben
Gestern ist ein Bischof in der Pause auf der Terrasse richtig aufbrausend geworden: „Das ist schrecklich, schrecklich, schrecklich. Das Fegefeuer ist nichts dagegen. Ich fasse es nicht, wie langweilig das hier alles ist.“ Wieder ein anderer Kardinal hat heute in der Kaffeepause gemeint: „Warum traut sich denn niemand mal zu, konkrete Änderungsvorschläge zu machen. Um glaubwürdiger zu werden könnten wir beispielsweise unsere Titel Eminenzen und Exzellenz abschaffen. Oder wir könnten vorschlagen, Partizipation bei den Bischofsernennungen einzuführen.”
Aber ich will nicht nur schwarzmalen, denn von Zeit zu Zeit werden auch richtig gute Vorschläge gemacht. So hatte gestern eine Auditorin sehr schöne Ideen, wie die Evangelisierung heute neu gelingen könnte. Außerdem mahnte sie an, die Priesterausbildung zu verändern. In diesem Zusammenhang sind zusätzlich leise, aber bestimmte Stimmen vernehmbar: Zwei Kurienkardinäle forderten, dass die Priesterausbildung drastisch verändert werden sollte. Die angehenden Priester sollten zur Ausbildung nicht aus dem Leben herausgenommen, sondern ins Leben hineingesetzt werden. Nur so könne man Leben und Verkündigung lernen. Das wäre aus meiner Sicht doch mal ein guter Anfang.
In Fahrt kommen
Es gibt sie, die Überraschungsmomente. Ich hoffe sehr, dass sie im Nachgang der Synode nicht zu einem schlechten Witz verkommen und dass die Bischöfe sich noch ein bisschen mehr zutrauen und in Fahrt kommen, genauso wie Kardinal Sako.
Bis morgen
Clemens Blattert SJ
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