Synode: „Wir bringen gerade eine neue Kirche zur Welt“
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Allerdings gehe die Entwicklung langsam. „Ich wünsche mir das schneller, eine inklusivere Kirche“, sagte die Leiterin des kirchlichen Schulwerks „Fe y alegría". Kritisch merkte sie die mangelnde weibliche Präsenz bei der Synode an. „Ich war gefasst auf wenige Frauen, aber nicht auf so wenige“, sagte Berzosa. Unter den Synodenteilnehmern sind 34 Frauen, das entspricht rund acht Prozent. Die italienische Ordensfrau Alessandra Smerilli, Ökonomin und Sozialarbeiterin, ergänzte, sie fühle sich „nicht als Teilnehmerin der Kategorie B“. Gerade in den Sprachgruppen fänden Frauen besonders gut Gehör, eben weil sie wenige seien.
Frauen als Vorbilder - das ist der Weg
Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen habe sich in der Gesellschaft geändert, das habe zwangsläufig auch Folgen für die Kirche, sagte die französische Ordensfrau Nathalie Becquart, die 30 Jahre in der Jugendseelsorge arbeitete und danach für die Bischofskonferenz ihres Landes die Abteilung „Berufungen“ leitete. „Wir versuchen, im Geist der Partnerschaft besser zusammenzuarbeiten, aber wir sind noch nicht am Ziel. Die Jugendlichen helfen uns dabei, das besser zu verstehen.“ Gerade junge Männer äußerten heute etwa auch den Wunsch nach mehr Frauen in der Aus- und Fortbildung, Frauen „als Vorbilder“, sagte Becquart, „und das ist der Weg“.
Auch wenn die Frage nach der Berufung der Frau in der Kirche nicht die erste Frage bei der Synode sei, so werde sie doch besprochen, fuhr die französische Ordensfrau fort. Die Synodenväter hätten überwiegend eine gute Wahrnehmung für das Anliegen. „Viele sprechen über das Abrücken vom Klerikalismus“, sagte sie. Die erste Berufung überhaupt sei der Ruf zur Heiligkeit, „eine Kirche, die allen ihren Raum gibt“.
Zur Frage eines Stimmrechts für Ordensfrauen bei der Synode
Mit Gelassenheit äußerten sich die Schwestern zur Frage eines Stimmrechts für Ordensfrauen bei der Synode. „In einer nächsten Synode werden wir wahrscheinlich eine Änderung darüber sehen, wer wählt“, sagte die US-Amerikanerin Sally Marie Hodgdon, Generaloberin der Schwestern des Heiligen Josef von Chambéry und Vizepräsidentin der internationalen Union der Ordensoberinnen UISG. Die Bischofssynode sei ein Instrument in Entwicklung.
Die Frage nach einem Stimmrecht für Schwestern stellt sich bei dieser Synode, weil unter den zehn Delegierten der männlichen Ordensoberen zwei Brüder sind. Als Ordensmänner ohne Priesterweihe sind sie Laien. Dennoch gestand ihnen das Synodensekretariat den Status als Synodenväter zu, mit dem ein Stimmrecht verbunden ist. Weibliche Ordensoberinnen bei der Synode haben indes nach gegenwärtigem Stand kein Stimmrecht. Eine derzeit in den sozialen Medien gestreute Aktion namens „Votes für Catholic Women“ will das ändern.
„Was wir wirklich wollen, ist nicht das Stimmrecht“, erklärte Hodgdon, „wir wollen vielmehr bei Entscheidungsprozessen helfen, zu guten Entscheidungen zu kommen“. Das Abstimmen am Ende der Synode über die einzelnen Absätze des Schlussdokuments sei „nur ein Moment in 25 Tagen. Aber in den Sprachgruppen ist die Arbeit anders, vielleicht sogar wichtiger“. So spreche ihr englischer Zirkel bei der Synode recht häufig über eine stellenweise „zu maskuline“ Orientierung des Textes. „Wir sagen das offen, und das wird auch angenommen“, so Schwester Sally.
„Die Petition ist Ausdruck der Meinungsfreiheit“, fügte Schwester Alessandra Smerilli zur Frage des Synoden-Stimmrechts hinzu. „Es ist gut, das vorzuschlagen. Wir sind in einem kontinuierlichen Öffnungsprozess, das sehen wir in der Synode jeden Tag, und jeder Mosaikstein kann helfen.“
Frauendiakonat kommt bei der Synode selten zur Sprache
Die Frage des Frauendiakonats hingegen kommt in der Synode selten zur Sprache, bestätigten die sechs bei der Pressekonferenz anwesenden Ordensfrauen. Thema der Synode ist die Frage der Berufung für junge Menschen. Papst Franziskus hatte auf Anregung weiblicher Ordensoberer eine Kommission eingerichtet, die den Diakonat der Frau in historischer Perspektive untersuchen soll. Verschiedenen Angaben zufolge ist der Schlussbericht der Kommission bereits im Vatikan eingetroffen, eine offizielle Bestätigung dafür steht allerdings aus.
Kardinal Reinhard Marx hatte seine vierminütige Redezeit vor dem Plenum der Synode zu einem Plädoyer für mehr Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen der Kirche genutzt. Auch die Vatikanzeitung L´Osservatore Romano verbreitete die Ansprache, in der der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz um der Glaubwürdigkeit der Kirche willen für mehr Inklusion warb. „Wir müssen uns den oft unbequemen und ungeduldigen Fragen der jungen Menschen nach der Gleichberechtigung von Frauen auch in der Kirche stellen", so der Kardinal wörtlich.
(vatican news - gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.