Patriach Sako: Die Synode ist kein Parlament
Christine Seuss - Vatikanstadt
„Wir haben viel voneinander gelernt, denn es handelt sich sozusagen bei dieser Synode um eine Abbildung der gesamten Weltkirche, die unterschiedlich ist. Der Nahe Osten ist nicht Amerika. Amerika ist nicht Afrika und Afrika ist nicht Europa. Für mich ist es die vierte Synode, aber sie unterscheidet sich, glaube ich, sehr von den anderen. Sie ist anders in der Art, die Herausforderungen zu analysieren. Aber vor allem in der Suche nach einer verständlichen Sprache, um mit den jungen Leuten zu sprechen. Das ist neu."
Reger Austausch in den Sprachgruppen
Dies betreffe auch ihn selbst als Patriarch aus dem Nahen Osten: Während man in der Vergangenheit versucht habe, Glaubensbelange mit einer logischen Sprache darzustellen, sei es heute nötig, eine andere Sprache zu finden. „Ich glaube, die Kirche ist nach draußen gegangen", so die Feststellung des Patriarchen, der von Franziskus im letzten Konsistorium zum Kardinal erhoben wurde. Die Kirche zeige sich nun solidarisch auch mit jungen Leuten, so Sako.
„Hier sind 35 junge Menschen, ich habe eigentlich gehofft, mehr hier zu haben, denn es ist eine Synode zur Jugend. Denn dass uns 268 Synodenvätern nur 35 junge Menschen gegenüberstehen, ist ein bisschen wenig. Aber sie haben trotzdem das Wort ergriffen, und auch in den Sprachzirkeln kommt es zu einem regen Austausch. Und dieser Dialog wird dabei helfen, unsere Pastoral zu ändern, wenn wir erst einmal wieder daheim sind."
Auf das Schlussdokument kommt es gar nicht so sehr an...
Dabei komme es nicht so sehr auf das Schlussdokument zur Synode an, meinte Sako. Wie an diesem Dienstag erläutert wurde, soll im Lauf der Woche die Rohfassung des auf dem Arbeitsdokument basierenden Schlussdokumentes erarbeitet werden, die dann den Synodenvätern zur Abstimmung und nochmaligen Änderung vorgelegt wird. „Die Synode ist kein Parlament. Deshalb ist es das Wichtigste, was wir Seelsorger für die Jugend und unsere Gläubigen mit nach Hause nehmen," so Kardinal Sako.
Er beklagte auch die schwierige Situation der verfolgten Christen im Nahen Osten. Die Vereinigten Staaten hätten Hilfe versprochen, doch bislang sei davon noch nichts zu sehen, antwortete er Nachfrage von Journalisten. Es sei notwendig, die geflohenen Christen bei ihrer Rückkehr zu unterstützen. Eine Frage dabei sei auch, wo die Häuser neu aufgebaut werden müssten: dort, wo sich die Geflüchteten jetzt befänden, oder dort, wo die Menschen herkämen?
Ein Lob für Flüchtlingspolitik Ungarns
„Ungarn hat das verstanden und uns jetzt, statt Flüchtlinge aufzunehmen, fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um Schulen und Häuser wiederaufzubauen. Wir Christen des Orients verlieren, wenn wir weggehen, unsere Identität, unsere Tradition, unser Erbe, die sehr reich sind. Bis jetzt hat Amerika noch nichts gemacht – aber hoffen wir das Beste.“
Die Muslime im Irak stünden dem Papst und seinen Aussagen sehr positiv gegenüber, so der Kardinal, der im ständigen Dialog mit Muslimen lebt. Sinnbildlich für den offenen Dialog erinnere er sich an das Treffen zwischen dem Papst und dem Großimam von al-Azhar, als Franziskus die Autorität des sunnitischen Islam einfach umarmte:
Worte sind oft zweideutig
„Alle waren durch diese Geste berührt, so vom Herzen, brüderlich und ehrlich. Auch im Dialog muss man meiner Meinung nach eine neue Art der Kommunikation finden. Die Worte sind oft zweideutig. Die Muslime haben eine Tradition und gewisse Ideen von den Christen, aber meine Erfahrung ist: Wenn ich mit ihnen spreche und meinen Glauben erkläre, dann ändert sich das und sie respektieren mich. Auch im Irak merkt man das. In den Moscheen war es früher bei den Freitagspredigten so, dass sie früher gegen Christen und Juden gerichtet waren. Heutzutage ist das sehr selten.“
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.