Die Bischöfe wollen die digitale Welt besser für die Verkündigung der Kirche nützen Die Bischöfe wollen die digitale Welt besser für die Verkündigung der Kirche nützen 

Der Synodenblog – Tag 7

Dreieinhalb Wochen debattieren Bischöfe, Fachleute und auch einige Jugendliche aus der ganzen Welt im Vatikan über Jugend, Glaube und Erkenntnis der Berufung. Mit dabei als eingeladener Experte aus Deutschland: Clemens Blattert SJ. Er schreibt für Vatikan News einen Blog. Heute: Tag 7.

Liebe Leserinnen und Leser,


für das Reden und Zuhören sind bei ca. 320 Personen von allen Kontinenten in einem Raum zwei Dinge unerlässlich: gute Technik und gute Übersetzungen.


Die Technik hier auf der Synode funktioniert reibungslos. Bei der Sitzung am Morgen wird zuerst die Anwesenheit der Synodenväter erfasst. Das geschieht über das Abstimmungsgerät, das sich in der Armlehne befindet. Auf der Leinwand und auf synchrongeschalteten Bildschirmen erscheint eine Animation der Aula und man sieht, wer sich per Klick auf dem Abstimmungsgerät anmeldet. Die Erfassung ist wichtig, weil es immer wieder Abstimmungen gibt. So wurden z.B. von allen fünf Kontinenten fünf Leute bestimmt, die abwechselnd in der Pressekonferenz sprechen.

„Ich staune darüber, wie viel Bild- und Filmmaterial dabei entstehen muss“

Für Wortmeldungen teilen sich immer zwei Leute, die nebeneinandersitzen, ein Mikrofon. Sobald jemand spricht, erscheint diese Person auf der Leinwand und den Bildschirmen. Und zusätzlich werden auch noch Fotos und Videos von allen Rednern gemacht. Ich staune darüber, wie viel Bild- und Filmmaterial dabei entstehen muss – überhaupt kein Vergleich zu den Fotos, die ich jeden Tag mache.

„Es gibt sechs offizielle Synodensprachen“

Die Redezeit ist pro Person auf 4 Minuten beschränkt. Wenn nur noch 2 Minuten verbleiben, wird ein Countdown eingeblendet, bei den letzten 30s ertönt ein kleiner Gong und wenn die Redezeit vorbei ist, leuchtet knallrot das 0:00 auf. Dann ist auch wirklich Schluss. Ein Synodenvater hatte für seinen Beitrag auch eine PowerPoint-Präsentation mitgebracht, die problemlos über die Leinwand lief. Es ist wirklich toll, wie reibungslos das alles abläuft. Außerdem befinden sich für alle Teilnehmer kleine Hörgeräte in der Armlehne und da sind wir beim zweiten Punkt: Die Sprache. Es gibt sechs offizielle Synodensprachen: Italienisch, Spanisch, Französisch, Englisch, Portugiesisch und Deutsch. In kleinen Übersetzerboxen sitzen meist zwei Leute, die simultan übersetzen. Das ist wirklich faszinierend, egal in welcher dieser Sprachen jemand zu sprechen beginnt, in meinem Ohr ertönt prompt die Übersetzung.

„Wer viele Sprachen beherrscht, …“

Die Sprache spielt bei so einer Versammlung eine große Rolle: Wer viele Sprachen beherrscht, kann sich problemlos in den Pausen mit unterschiedlichen Leuten unterhalten und auch dort über seine Positionen sprechen. Bei der Generalkongregation von uns Jesuiten sprachen alle zumindest Englisch und mir schien, dass Englisch und Spanisch die Hauptverständigungssprachen waren. Hier im Vatikan ist es ohne Frage anders: Ich bin schon einigen Leuten begegnet, die überhaupt kein Englisch und ausschließlich Italienisch sprachen. Hier gilt also: Wer Italienisch kann ist klar im Vorteil.

„Sprache hat auch viel mit „Wahrgenommen werden“ und Respekt zu tun.“

Sprache hat auch viel mit „Wahrgenommen werden“ und Respekt zu tun. Ein Synodenvater bedankte sich ausdrücklich, dass zum ersten Mal Portugiesisch als offizielle Sprache zugelassen sei – eine Sprache, die etwa 350 Millionen Katholiken sprechen. Dieses positive Gefühl, das durch diese Form der Anerkennung vermittelt wird, trägt unmittelbar zu einem gelingenden Dialog bei. Auch das erinnert mich an unsere Generalkongregation im Jahr 2016. Damals sangen wir bei einem Gebet mit allen Laudate omnes gentes in der afrikanischen Sprache Kiswahili. Später kam ein Mitbruder aus Afrika zu mir und meinte, es habe ihn zu Tränen gerührt, dass sich Jesuiten aus aller Welt die Mühe gemacht haben, in seiner Muttersprache zu singen. Ein großartiges Zeichen der Wertschätzung!

„Ob die Bischöfe immer alles verstehen, was Jugendliche sagen, sei dahingestellt“

Wenn also die Synode und die Kirche hören sollen, spielt Sprache eine große Rolle. Gebe ich dem anderen Raum, sich auszudrücken? Mache ich mir selbst die Mühe, seine Sprache zu verstehen? Das alles fördert Beziehungen und das gemeinsame Vorangehen. Technik und Sprache sind Bereiche, die die jungen Menschen stark betreffen. Hier in der Aula ist deutlich spürbar und gewünscht, die digitale Welt besser zu verstehen und sich auf sie verantwortungsvoll, speziell auch für die Verkündigung der Kirche, einzulassen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat Paul Metzlaff dem Synodensekretariat zur Verfügung gestellt, damit er Öffentlichkeitsarbeit vor allem in den sozialen Medien macht und die Inhalte dort verständlich und eingängig aufbereitet. Es ist ein Versuch, die Sprache der jungen Menschen zu verstehen. Hoffen wir, dass die Jugend diese Wertschätzung durch die Kirchenleitung erkennt. Ob die Bischöfe immer alles verstehen, was Jugendliche sagen, sei dahingestellt. Es ist aber ganz klar, dass sie zutiefst spüren, dass junge Menschen ein Reichtum in der Kirche und für sie sind!


A domani,
Clemens Blattert SJ
 

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10. Oktober 2018, 14:55