Vatikan kritisiert Aufrüstungspläne der USA scharf
Trumps Ankündigung der atomaren Aufrüstung hat weltweit Sorge vor einem neuen Wettrüsten hervorgerufen. Russland warnte vor globalen Sicherheitsrisiken und wies Trumps Vorwürfe erneut zurück. Washington habe selbst gegen den INF-Vertrag verstoßen, sagte der Vizedirektor der Abteilung für Nichtverbreitung von Atomwaffen und Waffenkontrolle im russischen Außenministerium, Andrej Belousow, vor dem Abrüstungskomitee der UN-Vollversammlung.
Warnung aus Peking
Zudem warf er den USA vor, nukleare Aufrüstung zu verfolgen, um eine „militärische Überlegenheit über den Rest der Welt“ sicherzustellen. Besonders besorgt sei sein Land über die von der Trump-Regierung vorgelegte Nuclear Posture Review - eine regelmäßige Bewertung, welche Rolle Nuklearwaffen in der Sicherheitsstrategie der USA spielen sollen. Aus dem aktuellen Bericht gehe hervor, dass es neue Atomwaffen geben solle, sagte Belousow.
China rief die USA auf, sich einen Ausstieg aus dem Vertrag „zweimal zu überlegen“. Ein einseitiger Rückzug werde „eine Vielzahl negativer Auswirkungen haben“, warnte eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking. Es sei aber falsch, im Zusammenhang mit der Ausstiegsankündigung auf China zu zeigen.
„Größte moralische Herausforderung unserer Zeit“
Indes hat der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UN , Erzbischof Bernardito Auza, erneut dazu aufgefordert, nukleare Waffen politisch zu verbieten. Selbst ein begrenzter Einsatz von Atomwaffen würde unzählige Menschen töten, enorme Umweltschäden und Hungersnöte verursachen, so Auza. „Der Fortbestand von über 14.000 Atomwaffen, die einer Handvoll Ländern gehören, ist eine der größten moralischen Herausforderungen unserer Zeit.“
Die Opposition der katholischen Kirche gegen Atomwaffen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits 1943 warnte Papst Pius XII. (1939-1958) vor der Entdeckung der Kernspaltung und äußerte große Besorgnis über die gewalttätige Nutzung der Kernenergie. Seitdem weißt der Heilige Stuhl auf die zunehmenden Gefahren, die von Atomwaffen für die Menschheit ausgehen, hin.
Lange Tradition der Opposition
In seiner Enzyklika „Pax in terram“ von 1963, wenige Monate nach der Oktoberkrise von 1962, forderte Papst Johannes XXIII. das Verbot von Atomwaffen. Die nachfolgenden Päpste haben immer wieder die Abschaffung dieser Kriegsinstrumente gefordert, die sowohl ein falsches Sicherheitsgefühl schaffen, als auch Misstrauen und Disharmonie fördern würden.
In seiner Ansprache vor den Vereinten Nationen ging Erzbischof Auza auch auf Papst Franzskus ein. Er habe erst vor kurzem deutlich gemacht, dass diese nukleare Eskalation moralisch inakzeptabel sei. „Nukleare Abschreckung und die Gefahr einer gegenseitig gesicherten Zerstörung können nicht die Grundlage für eine Ethik der Brüderlichkeit und des friedlichen Zusammenlebens sein“, zitiert Auza Franziskus. Auf einem internationalen Symposium im Jahr 2017 hatte der Papst große Besorgnis über die katastrophalen humanitären und ökologischen Auswirkungen des Einsatzes von Kernwaffen geäußert und stellte fest, dass die Gefahr einer zufälligen Detonation als Folge von Fehlern jeglicher Art bestehe.
Kritik an die „Kernwaffenstaaten“
„Leider sind die Kernwaffenstaaten ihrer rechtlichen Verpflichtung aus dem Nuklearen Nichtverbreitungsvertrag (NVV), Verhandlungen über die Beseitigung von Kernwaffen zu führen, nicht in vollem Umfang nachgekommen“, kritisierte Auza. Vor mehr als zwei Jahrzehnten habe der Internationale Gerichtshof einstimmig entschieden, dass die Verhandlungen über die nukleare Abrüstung nicht nur fortgesetzt, sondern auch abgeschlossen werden müssen. Der NVV werde bald fünfzig Jahre alt sein, und es hätten noch nie umfassende Verhandlungen über die atomare Abrüstung stattgefunden, so Auza.
„Heute, da so viele informierte Analysten vor den extremen Gefahren warnen, die sich für die Welt aus der Abkehr von weiteren Fortschritten bei der nuklearen Abrüstung und der energischen Verurteilung ihres Besitzes durch Papst Franziskus ergeben, ist die Zeit zum Handeln nicht nur reif, sondern dringlich“, so der Vatikanbotschafter abschließend.
(tagesschau/vatican news - ros)
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