Vor 75 Jahren: Bomben auf den Vatikan
Es war abends, um zehn nach acht; das Flugzeug flog niedrig. Vier Bomben detonierten auf vatikanischem Territorium, eine explodierte nicht, verletzt wurde zum Glück niemand.
Die erste Bombe ging neben dem kleinen Vatikan-Bahnhof hoch, die zweite schlug in die Mosaikwerkstatt ein. Die dritte beschädigte die Mauer des Gouverneurpalastes, und die vierte detonierte auf dem Santa-Marta-Platz neben der Apsis des Petersdoms. Ein paar Scheiben der Basilika gingen durch die Wucht der Explosion zu Bruch.
Man wollte Radio Vatikan treffen
Augusto Ferrara, Autor eines Buches über die Bomben auf den Vatikan, glaubt, dass Radio Vatikan das eigentliche Ziel des Angriffs war. Der Papstsender verbreitete damals Nachrichten an Kriegsgefangene.
„Mit Sicherheit wollte man Radio Vatikan mit seinen Übertragungen aus der Vatikanstadt treffen! Der Angriff wurde von einem Faschisten durchgeführt, der sich in Viterbo ein Flugzeug beschafft hatte und damit den Vatikan überflog. Er wollte die Nachrichten, die Radio Vatikan ausstrahlte, zum Schweigen bringen.“
Ein Faschist? War der Bombenangriff auf den Vatikan also die Tat eines Einzelnen, ohne Verbindung zur faschistischen Führung?
Wahrscheinlich die Tat eines einzelnen Faschisten
„Sagen wir es so: Alle Zeugenaussagen, die ich für mein Buch auswerten konnte, stützen diese These. Mussolini, der sofort von dem Vorfall unterrichtet wurde, verurteilte die Aktion. Der Faschist war innerparteilich schon einmal aufgefallen. Der offizielle Fotograf des Vatikans machte noch am selben Abend und am nächsten Morgen etwa dreißig Aufnahmen. Nach Zeugenaussagen hatte das Flugzeug schon in den Tagen vor dem Angriff mehrmals die Gegend überflogen - wohl um zu verstehen, wo man Radio Vatikan treffen konnte.“
Pius XII. nahm Notiz von den Bomben, doch in der internationalen Presse kamen sie kaum vor. „Nach ein paar Tagen hatte der Papst erfahren, dass es sich da um die Schnapsidee eines einzelnen Faschisten gehandelt hatte. Und weil Italien noch im Krieg war, sorgte er dafür, dass die Sache verschwiegen wurde und die Zeitungen nicht mehr davon sprachen. Es gab noch Unklarheiten über das Bombardement in der Öffentlichkeit, eine Untersuchung war im Gang… Der Papst zog es vor, dass die Presse nicht mehr von dem Vorfall sprach.“
(vatican news – sk)
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