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Menschenhandel betrifft zu 70 Prozent Frauen Menschenhandel betrifft zu 70 Prozent Frauen 

Afrikas Richterinnen im Vatikan: „Armut verursacht Menschenhandel“

Auf Einladung des Vatikans haben diese Woche afrikanische Richterinnen in Rom über Strategien gegen Menschenhandel und organisierte Kriminalität beraten. Breiter Konsens bei den Juristinnen: Der Nährboden für das grassierende Übel ist die postkoloniale Armut auf dem Kontinent.

Linda Bordini und Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Rund 50 Richterinnen aus afrikanischen Ländern nahmen an der Tagung an der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften teil. Sie tauschen ihre Erfahrungen und bewährte Praktiken aus, um Menschenhandel und organisierte Kriminalität wirksam zu bekämpfen - und sie hoffen, dass ihre Stimmen gehört werden. Ein hoher Prozentsatz der Opfer des Menschenhandels kommt aus Afrika, speziell aus Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land des Kontinents.

Hier zum Hören:

Richterin Cecilia Olatoregun vom nigerianischen Bundesgerichtshof bestätigte, in ihrem Land seien „viele kriminelle Ringe entstanden, die mit Menschen handelten, um sie für Prostitution und andere Verbrechen zu missbrauchen“. Sie nannte auch Zwangsarbeit, Organentnahme, Kinderarbeit, Rekrutierung von Kindersoldaten und sagte: „Es ist ein guter Zeitpunkt, um über all das zu reden“.

„Unsere Kolonialherren haben uns politisch befreit, aber sie haben uns nicht wirtschaftlich befreit“

Ausführlich diskutierten die afrikanischen Richterinnen die Basis, auf der Verbrechen wie Menschenhandel in ihren Ländern gedeihen. Auf ein Wort gebracht: Armut. „Unsere Kolonialherren haben uns politisch befreit, aber sie haben uns nicht wirtschaftlich befreit“, erklärte Anwuri Chikere vom Bundesgerichtshof in der nigerianischen Hauptstadt Abuja. „Wir sind hier zusammengekommen, um Ideen auszutauschen, wie wir uns wirtschaftlich befreien können, damit wir unsere Schwierigkeiten beseitigen können", sagte sie. Schon früh in der Geschichte seien Afrikaner als Sklaven verkauft worden. „Es geht immer noch weiter! Was ist denn Menschenhandel? Sklaverei!“

Der Skandal der Entnahme menschlicher Organe beispielsweise könne allein aufgrund der wirtschaftlichen Probleme afrikanischer Staaten erfolgen, fuhr Chikere fort: „Leute verkaufen jetzt ihre Mitmenschen, um ihre wirtschaftlichen Ansprüche zu erfüllen“.

Der Preis des Kolonialismus

Die Weltmächte hätten die afrikanischen Nationen nur oberflächlich vom Kolonialismus befreit; in Wirklichkeit bestehe da viel Kontrolle und das Interesse, Afrika wirtschaftlich abhängig zu halten, so Chikere. „Sie kontrollieren und unterstützen unsere politischen Führer in ihrem Verhalten, aber wir, die Bürger, sind diejenigen, die schlechter dran sind“, sagte sie. Die Richterinnen hätten den Papst darum gebeten, mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs über diese Problematik zu sprechen.

„Die Afrikaner müssen wirtschaftlich befreit werden, denn wenn man wirtschaftlich stabil ist, kann einen niemand herumschubsen. Wer Geld in der Tasche hat und kaufen kann, was er oder sie zum Leben braucht, wird nicht an böse Wege denken, an Geld zu kommen“, sagte Chikere.

Ein besonderes Anliegen von Papst Franziskus

Der Kampf gegen moderne Sklaverei ist eines der großen Anliegen von Papst Franziskus. Bereits kurz nach seiner Wahl auf den Stuhl Petri bat Franziskus im Sommer 2013 seinen Landsmann Bischof Marcelo Sánchez Sorondo, den Kanzler der Päpstlichen Akademien der Wissenschaften und der Sozialwissenschaften, die Arbeit der Akademien auf das Thema Menschenhandel, moderne Sklaverei und Organhandel auszurichten. Seither fanden zahlreiche Tagungen darüber im Vatikan statt.

Menschenhandel ist ein überaus einträgliches Geschäft. Nach Schätzungen von Fachleuten verdienen die Hintermänner rund 150 Milliarden US-Dollar im Jahr mit Menschenhandel. 70 Prozent der Betroffenen im Bereich moderner Sklaverei sind Frauen. Auch der Kampf gegen Menschenhandel ist vielfach weiblich konnotiert. Namentlich haben katholische Ordensfrauen vieler Orden und Kongregationen ihr Wirken dem Kampf gegen Menschenhandel verschrieben, wovon unter anderem das Schwestern-Netzwerk Thalita Kum zeugt. Im Kampf gegen den Menschenhandel setzt die Kirche gezielt auf interreligiöse und internationale Zusammenarbeit.

8. Februar: Welttag des Gebets gegen Menschenhandel

2015 führte Papst Franziskus den ‪„Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel“ ein. Er legte ihn auf den 8. Februar, den Gedenktag der heiligen Josefine Bakhita (1869-1947). Die italienische Ordensfrau sudanesischer Herkunft wurde als junges Mädchen von arabischen Sklavenjägern verschleppt und fünfmal als Sklavin verkauft. Papst Johannes Paul II. nahm im Jahr 2000 die Heiligsprechung von Josephine Bakhita vor. 

(vatican news)

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14. Dezember 2018, 14:26