Chica Arellano: Die vergessene Geographie des Schmerzes
Christina Höfferer - Vatikanstadt
Wir befänden uns heute in einer paradoxen Situation, stellt Monsignore Chica fest: „Während die Menschheit astronomische Summen investiert, um auf den Mars vorzudringen, damit dort die Sonde InSight angebracht wird, während also der Mensch auf anderen Planeten Leben sucht, verliert dieser Planet sein Leben.“
Wir suchen Leben außerhalb, während wir es im inneren zerstören, unterstreicht Chica Arellano. Es ginge ihm jedoch nicht um ein entweder – oder, also Weltraumforschung oder Nahrung für alle, sondern, darum, dass den Hungernden endlich geholfen werde.
„Furchtbarerweise ist der Hunger eine Neuigkeit, die kaum mehr Aufmerksamkeit erregt. Die Zahlen sind wirklich sehr aussagekräftig. Wir sprechen derzeit von 821 Millionen von Menschen, die auf der Welt Hunger leiden. Das ist eine Zahl, angesichts derer es schwer ist, zu glauben, dass die Gesellschaft ihr gleichgültig gegenüber steht. Es ist schlichtweg haarsträubend, dass diese zu einer Nachricht unter vielen verkleinert wird.“
Der Hunger auf der Welt ist größer geworden. Im vergangenen Jahr litt einer von neun Menschen auf der Welt Hunger. Die Zahlen sind angestiegen, weil auch die bewaffneten Konflikte mehr geworden sind. Unter der verheerendsten Situation leidet momentan der Jemen. Es ist eine humanitäre Katastrophe. Diese Woche hat der Generaldirektor in der Vollversammlung des World Food Programme, David Beasley zuallererst das Augenmerk auf die katastrophale Lage im Jemen gelenkt. Dringend rief er zur Menschlichkeit und zur Beendigung des blutigen Krieges im Jemen auf.
Zwei Millionen Menschen im Jemen brauchen dringend Essen. Das World Food Programme stellt gerade dringend notwendige Mittel zur Verfügung, um denen zu helfen, die von der Kriegskatastrophe betroffen sind. „Der Jemen steht an erster Stelle des weltweiten Plans für mehr Menschlichkeit. Aber grauenhafterweise ist der Jemen nur ein Land in der vergessenen Geographie des Schmerzes. Denken wir nur an den Südsudan, wo die Situation ebenfalls chaotisch ist und an die Demokratische Republik Zentralafrika. Auch einige weitere Staaten Afrikas versinken im Chaos.
Seit Fernando Chica Arellano 2015 von Papst Franziskus zum Ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls beim World Food Programme, bei der FAO und beim Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung in Rom ernannt wurde, setzt sich der spanische Geistliche für jene Menschen ein, die heute, auf diesem Planeten täglich hungern: „Ich nehme als Beobachter teil. Das Positionspapier des Heiligen Stuhls ist das eines Beobachters. Ich kann das Wort des Papstes einbringen, sein Wort ruft konstant zum Verständnis, zum Dialog und zum Frieden auf, und er spricht immer von den Ärmsten und unter ihnen von jenen die hungern, die nicht einmal ihr tägliches Brot haben.“
Fernando Chica Arellano erinnerte im World Food Programme an die Worte des Papstes am Weltarmutstag. Der heilige Vater rief nicht nur die internationale Gemeinschaft, sondern uns alle auf, jenen, die wir treffen, und die unsere Hilfe brauchen, auch ganz konkret zu helfen.
Das WFP hilft vor allem den am meisten verwundbaren Mitgliedern der Gesellschaft. Das sind einerseits die Frauen und andererseits die Kinder. Der Generaldirektor des WFP kam gerade von einer Reise in den Jemen zurück, erzählt Fernando Chica Arellano, und er beschrieb auf das eindringlichste die Lage, die er in den Krankenhäusern vorfand. Die Kinder dort haben nicht einmal die Kraft zu weinen. Sie sind Haut und Knochen. Die Fotos aus dem Jemen sind erschütternd. Im Jemen muss endlich Frieden kommen, fordert der Vatikan Diplomat. Es muss endlich zu einer Verständigung kommen. Das entsetzliche Blutvergießen gegen jede Menschlichkeit müsse ein Ende haben, unterstreicht Chica Arellano: „Via Radio Vatikan fordere ich vor allem dazu auf, die, die in der Welt leiden, an erste Stelle zu setzen. Wir dürfen sie nicht vergessen, wir dürfen uns nicht an den Schmerz unserer Brüder und Schwestern gewöhnen. Wir dürfen nicht dazu übergehen, ihn als einen virtuellen Schmerz zu sehen, der einfach nur auf dem Bildschirm eines Computers vor uns auftaucht.“
(vatican news)
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