Vatikan betont Rolle der Religionen in der Migrantenhilfe
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Der Erfolg aller Maßnahmen hänge wesentlich vom Engagement der Migranten selbst ab, unterstrich Parolin. Deshalb sei der Vatikan für eine stärkere Beteiligung von Migranten bei den sie betreffenden Initiativen und Programmen. Unverzichtbar sei ein „inklusiver Ansatz“.
Niemand darf zurückbleiben…
Der Kardinal führte aus, ein Prozentsatz der Hilfe und Dienstleistungen, die Migranten zugedacht sei, solle lokalen Familien zugutekommen, die unter ähnlichen wirtschaftlichen und sozialen Benachteiligungen litten. Niemand dürfe zurückbleiben, so der Vatikanvertreter. Zum Einsatz neuer Technologien bei der Steuerung von Migration sagte Parolin, diese müssten die Würde und die Rechte der Menschen wahren und dürften nur mit Wissen und Zustimmung der Betreffenden angewandt werden.
Migration darf nie ein Akt der Verzweiflung sein
Mit Blick auf die vor 70 Jahren verabschiedete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte betonte er, Migration dürfe „nie ein Akt der Verzweiflung“ sein. „Wir sollten unser Bestes tun, um sicherzustellen, dass Menschen in ihren Heimatländern bleiben können, indem wir inklusivere, nachhaltigere und gerechtere Gesellschaften aufbauen“, sagte Parolin. Es gelte jene Faktoren zu minimieren, die den Menschen ihre Rechte nähmen und sie zur Auswanderung zwängen.
In diesem Zusammenhang müsse auch gelten, dass in Transit- und Zielländern jede Person das Recht habe, mit Würde und Respekt behandelt zu werden und niemandem der Zugang zu grundlegenden sozialen Dienstleistungen verwehrt werden dürfe. Ebenso sollte, wenn die Staaten feststellten, dass Einzelpersonen zurückgeführt werden müssten, dies unter uneingeschränkter Beachtung des Grundsatzes der Nichtzurückweisung und des Rechts auf Familienleben und Einheit geschehen. Dies seien Garantien auch für das Gemeinwohl der Gesellschaft und aller ihrer Mitglieder, unterstrich Parolin. Nicht umsonst habe Papst Franziskus bereits im Januar beim Neujahrsempfang für das Diplomatische Korps betont: „Beim angemessenen Hinweis auf die Rechte jedes Menschen muss in Betracht gezogen werden, dass jeder von uns Teil eines größeren Leibes ist. Wie bei jedem menschlichen Leib, so geht es auch unserer Gesellschaft gut, wenn jedes Mitglied seine Aufgabe erfüllt und sich bewusst ist, dass es dem Gemeinwohl dient.“
Aufnehmen, schützen, fördern, integrieren
Unter allen vom Global Compact vorgesehenen Aktionen hob der Heilige Stuhl besonders jene hervor, die das pastorale Handeln der Kirche im Migrationskontext zusammenfassen. Papst Franziskus habe dies mit folgenden vier Verben ausgedrückt: Aufnehmen, schützen, fördern und integrieren.
So könnte das Motto „aufnehmen“ der Verpflichtung entsprechen, Migranten die Möglichkeit zu geben, einer menschenwürdigen Arbeit nachzugehen, erläuterte Parolin. „Schützen“ könnte in die Verteidigung der Rechte und der Würde von Migranten in allen Phasen ihrer Migrationserfahrung übersetzt werden. „Fördern“ würde bedeuten, den Zugang von Migranten zu Beschäftigungen zu gewährleisten, die ihre Kompetenzen förderten und sie in die Lage versetzten, zur nachhaltigen Entwicklung in ihren Gemeinschaften sowohl an ihrem Aufenthalts- als auch Herkunftsort beizutragen. „Integration“ könne durch die Förderung der sozialen Eingliederung von Migranten erreicht werden, aber auch durch die Förderung der gegenseitigen Bereicherung zwischen den lokalen Gemeinschaften und den Neuankömmlingen, schlug der Kardinalstaatssekretär abschließend vor.
Vatikan maßgeblich am Pakt beteiligt
Bei der Konferenz in Marrakesch hatte am Montag ein Großteil der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen dem UN-Migrationspakt zugestimmt. Der Heilige Stuhl hatte maßgeblich an dem Pakt mitgearbeitet. Die USA, Australien, Österreich, Ungarn und weitere Länder lehnen die Vereinbarung ab.
(vaticannews/kna/kap)
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