Papst Franziskus: Für eine demütige Kirche - Leitartikel
Andrea Tornielli – derzeit Panama-Stadt
„Mit der Kirche fühlen“ war das bischöfliche Motto des heiligen Oscar Arnulfo Romero, des Erzbischofs von San Salvador, der von Todesschwadronen erschossen wurde, während er gerade die Messe zelebrierte. Und dieses „mit der Kirche fühlen“ war auch der rote Faden der Rede, die Papst Franziskus an seinem ersten vollen Besuchstag an Bischöfe aus ganz Mittelamerika in Panama-Stadt gehalten hat. Für den Papst ist das Fühlen mit der Kirche eine Art Identitätsmerkmal des Seelsorgers, das auch einen Schlüssel zum Verständnis der aktuellen Situation der Kirche bietet.
Franziskus betonte vor allem, dass „mit der Kirche fühlen“ bedeutet, zu fühlen, dass wir ein völlig kostenloses Geschenk erhalten haben, dass „uns nicht gehört“. Das befreie uns von jeder Versuchung, uns für „seine Besitzer oder seine einzigen Vertreter zu halten“. In einer Zeit, in der viele Botschaften auf Slogans reduziert werden und Anschuldigungen und Vorurteile im Netz auftauchen, hilft die Erinnerung daran, dass „wir die Kirche nicht erfunden haben und dass sie nicht erst mit uns entstanden ist“, von unserem hohen Podest herunterzukommen.
Es sei wichtig, sagte der Papst, „dass wir keine Angst haben, uns den Wunden unseres Volkes zu nähern und sie zu berühren, weil sie auch unsere Wunden sind“. Der Hirte könne sich nicht von den Leiden seines Volkes fernhalten – das sei der Stil Romeros gewesen, und das war der Hinweis, den Franziskus heute den Bischöfen gibt. Es gehe um das Zeugnis für eine demütige und arme Kirche, ohne Stolz, Arroganz oder Selbstversorgung.
Und genau dies ist schließlich auch der authentischste Weg, um an das bevorstehende Treffen zum Schutz von Minderjährigen im Vatikan mit den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen aus aller Welt heranzugehen. Es wird stark davon geprägt sein, den Opfern zuzuhören und sich von den Wunden, die sie empfangen haben, gleichfalls verwunden zu lassen.
Aber der Papst hat in seiner Rede auch betont, dass wir „dem Lärm und dem ständigen Rufen der echten Menschen“ zuhören und „echte Bindungen herstellen“ sollten. Virtuelle Netzwerke schafften zwar Kontakte, „aber keine Wurzeln“: „Sie sind sie nicht in der Lage, uns Zugehörigkeit zu geben.“ Ein Hinweis auf virtuelle Welten und die selbstreferenzierenden Blasen, die oft entstehen.
(vatican news – sk)
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