Neuer Schweiz-Botschafter: „Papstrede vor Diplomaten bildet unsere Ziele ab“
Die Papstreise nach Genf im vergangenen Jahr beispielsweise zeitige immer noch Auswirkungen in der Schweiz, erläutert er:
Botschafter Knobel: „Das war nicht nur ein Besuch in der Schweiz, also in Genf, sondern vor allem beim Ökumenischen Weltkirchenrat. Und das war natürlich schon ein wichtiges Zeichen, auch des Papstes, an die ganze christliche Gemeinschaft und an diese Institution, die versucht, den Dialog zwischen den Kirchen zu fördern und eine Grundlagen zu schaffen, um wirklich gemeinsam in der Christenheit zu sein.“
Vatican News: Wie sehen die diplomatischen Beziehungen zwischen der Eidgenossenschaft und dem Heiligen Stuhl aus? Auch in Hinblick auf den Besuch des Papstes in Genf, der ja kurz nach dem Besuch des Schweizer Bundespräsidenten beim Papst hier im Vatikan stattgefunden hat.
Botschafter Knobel: Das war schon etwas Einmaliges! Dass auf diesem höchsten Niveau zwei Treffen in einem Jahr stattgefunden haben, gab es meiner Erinnerung nach noch gar nie in der Geschichte unserer Beziehungen. Das ist also wirklich ein klares Signal und zeigt, dass beide Seiten, also beide Staaten, versuchen, diese Beziehungen zu pflegen und zu intensivieren. Das wird natürlich auch meine Rolle sein. Ich hatte das Glück, kurz mit dem Heiligen Vater zu sprechen und ihm auch die Grüße meines Bundespräsidenten zu übermitteln. Da hat er natürlich sofort reagiert, also da konnte auch eine persönlich Beziehung hergestellt werden und das ist natürlich wichtig, nicht nur für die Diplomatie, sondern für die Bevölkerung, für die Kirchen und für uns alle.
Vatican News: Wo sehen sie auch Herausforderungen oder Themen, wo man auch gemeinsam diplomatisch vorgehen kann?
Botschafter Knobel: Ich war ja am Montag das erste Mal bei den Neujahrsgrüßen des Heiligen Vaters an das Diplomatische Korps und da muss ich sagen, die Themen, die er angesprochen hat, waren eigentlich genau auch unsere Prioritäten, das entspricht unseren Zielen in der Außenpolitik: sei es Frieden, sei es Entwicklung, sei es Armutsbekämpfung, sei es Migration, sei es Umwelt und eben dieser Begriff zum Beispiel der Entwicklung des Menschen in seiner Ganzheit, das sind genau Begriffe, die auch uns beschäftigen. Da sehe ich also ganz klar Affinitäten und ich hoffe, dass wir in Zukunft dort vielleicht noch mehr zusammenarbeiten können. Übrigens fand der Besuch des Bundespräsidenten einen Tag nach dem 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs statt und das war eigentlich das erste große gemeinsame humanitäre Projekte der Schweiz, der Kirche und des Vatikans damals für die Flüchtlinge.
Vatican News: Etwas Gemeinsames ist ja auch die Schweizer Garde. Das ist etwas, was sozusagen die Schweiz mit dem Papst konkret verbindet. Es gibt jetzt auch das Projekt einer neuen Kaserne. Inwieweit ist hier auch die Eidgenossenschaft involviert, auch bei der Unterstützung der Schweizer, gerade hier im Vatikan?
Botschafter Knobel: Also, die Schweizer Garde ist natürlich das Juwel auf der Krone unserer bilateralen Beziehungen. Das ist sozusagen unsere Präsenz hier und es ist eine sehr starke und sehr sichtbare Präsenz. Die Gardisten bilden ja die größte ausländische Gemeinschaft in der Vatikanstadt. Wir sind hier also überproportional vertreten und das sind natürlich Schweizer und Schweizerinnen, auch mit Frauen und Kindern, und die müssen wir auch betreuen und konsularisch unterstützen, wenn es sein muss. Aber natürlich ist das für uns noch viel mehr. Erstens ist es ein Symbol für Schweizer Tugenden und unsere Werte. Die Gardisten verkörpern eigentlich genau das, was wir sein wollen oder was wir auch teilweise sind, zum Glück: also professionell, arbeitsam, zuverlässig, loyal, sie opfern sich für den Papst auf, wenn es sein muss - und das ist schon eindrücklich noch zu unserer Zeit.
Zur Erinnerung: Die Schweiz-Vertretung beim Heiligen Stuhl ist ein nicht-residierende Botschafterposten. Botschafter Denis Knobel ist auch in Slowenien als Schweizer Botschafter akkreditiert.
(vatican news)
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