Kardinal Pell von australischem Gericht verurteilt
Das Urteil gegen Kardinal Pell betrifft die Zeit, als er in den 90er Jahren Weihbischof von Melbourne war. Er habe sich der sexuellen Gewalt an zwei Kindern von damals 12 und 13 Jahren schuldig gemacht, heißt es. 2014 war Pell das erste Mal aufgefordert worden, vor der Royal Australian Commission, welche sexuellen Missbrauch untersuchte, auszusagen. Zwischen Dezember 2015 und Februar 2016 wurde ihm vorgeworfen, er habe andere Priester geschützt, die selber missbraucht hätten.
Per Videoaussage aus Rom im Februar 2016 hatte der den Vorwürfen geantwortet und bestritten, dass er von den Ereignissen im Bistum Ballarat, um die es in den Vertuschungs-Vorwürfen ging, gewusst habe. Im August 2016 war Pell in Rom von australischen Anwälten befragt worden, dieses Mal ging es um die Vorwürfe gegen ihn selbst. Ende Juni 2017 wurde ihm dann offiziell vorgeworfen, sexuelle Gewalt an Minderjährigen ausgeübt zu haben.
Von seinen Aufgaben im Vatikan frei gestellt
Pell wurde von seiner Aufgabe als Leiter der Wirtschaftsbehörde freigestellt, um sich vor Gericht verteidigen zu können. Das Urteil der Jury des County Court of the Australian State of Victoria war am 11. Dezember nach mehr als zweitägiger Beratung einstimmig gefällt worden, aber erst an diesem Dienstag veröffentlicht.
Ein zweiter Prozess gegen Pell hätte in diesen Tagen beginnen sollen, die Staatsanwaltschaft zog die Anklage jedoch zurück. Damit fiel die Berichterstattungs-Sperre und das Urteil konnte öffentlich gemacht werden. In der Vergangenheit hatte Pell selber immer wieder Missbrauch an Minderjährigen scharf als „unmoralisch und unerträglich“ verurteilt. Er gehörte auch zu den Unterstützern der Einrichtung der Päpstlichen Kommission zum Schutz Minderjähriger durch Papst Franziskus. Während seiner Zeit als Bischof in Australien hatte er Verfahren zum Schutz Minderjähriger und zur Unterstützung der Opfer festgelegt.
Berufung geplant
Pell war 2013 von Papst Franziskus nach Rom berufen worden, um die Leitung des neugeschaffenen Sekretariats für Wirtschaft zu übernehmen. Zuvor war er ab 2001 Erzbischof von Sydney gewesen. Noch in dieser Woche werden die Anhörungen zur Festlegung der Strafe beginnen, gleichzeitig plant Pell laut Angaben seines Anwalts, Berufung gegen das Urteil einzulegen.
Solidarität der Australischen Bischofskonferenz
Der Präsident der Australischen Bischofskonferenz, Erzbischof Mark Coleridge, spricht in einer Mitteilung von einem „Schock“ für Australien und die Welt, aber auch für die Bischöfe des Landes. Vor dem Gesetz seien alle gleich, die Bischöfe drücken ihren Respekt für den Rechtsstaat aus. Gleichzeitig hofften die Bischöfe, dass dasselbe Rechtssystem, welches das Urteil gefällt habe, nun auch die Berufung berücksichtige. Es sei die Hoffnung der Bischöfe, dass Gerechtigkeit geschaffen werde, gleichzeitig würden sie für alle beten, die Gewalt erlitten hätten. Erneut erklärte die Bischofskonferenz die Absicht, alles zu tun, damit die Kirche ein sicherer Ort sei.
(vatican news)
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