Missbrauch: Theodore McCarrick aus dem Klerikerstand entlassen
Mario Galgano und Bernd Hagenkord - Vatikanstadt
Der Pressesaal des Vatikans gab die Entscheidung an diesem Samstag bekannt. Bereits im vergangenen Jahr hatte Papst Franziskus den Verzicht McCarricks auf die Kardinalswürde angenommen. Der US-Amerikaner durfte sein Priesteramt außerdem nicht mehr öffentlich ausüben und sollte ein Leben in Gebet und Buße führen.
Am 11. Januar dieses Jahres habe die Glaubenskongregation den kirchenrechtlichen Prozess gegen Theodore McCarrick abgeschlossen, so die Mitteilung des vatikanischen Presseamtes. Die dagegen eingelegte Berufung sei geprüft, am 13. Februar aber zurückgewiesen worden. Die Entscheidung sei damit endgültig. Ein Widerspruch McCarricks sei gegen das Urteil somit nicht mehr möglich, präzisiert der vatikanische Pressesaal.
Papst Franziskus bestätigt Entscheidung
Papst Franziskus sei über diese Entscheidung informiert worden und habe sie in ihrem Charakter als endgültig bestätigt. McCarrick wurde am 15. Februar von der Entscheidung informiert.
Der ehemalige Erzbischof von Washington (2001-2006) soll zwischen 1970 und 1990 Priesteramtskandidaten zum Sex verführt und auch mindestens zwei Minderjährige missbraucht haben. Er lebt inzwischen in einem Kapuzinerkloster im US-Bundesstaat Kansas.
Wie kam es dazu?
Im September 2017 berichtete die Erzdiözese New York dem Heiligen Stuhl über die Anschuldigungen eines Mannes gegen McCarrick, der ihn in den 70er Jahren, als der Ankläger ein Teenager war, missbraucht haben soll. Der Papst beorderte daraufhin eine Untersuchung der Angelegenheit durch die Erzdiözese New York, bei deren Abschluss die entsprechenden Unterlagen an die Kongregation für die Glaubenslehre übermittelt wurden. Im Juni 2018 gab der Kardinalsstaatssekretär Pietro Parolin auf Anweisung von Papst Franziskus die Anweisung, dass McCarrick sein Priesteramt nicht mehr öffentlich ausüben dürfe. Da sich im Laufe der Untersuchung ernsthafte Hinweise ergaben, nahm der Papst am 28. Juli 2018 seinen Rücktritt aus dem Kardinalskollegium an und wies McCarrick an, nicht mehr öffentlich aufzutreten und die Verpflichtung, „ein Leben im Gebet und Buße zu führen“.
Am 6. Oktober 2018 heißt es in einer weiteren Erklärung des Heiligen Stuhls: „Sowohl die Missbräuche als auch ihre Vertuschungen können nicht mehr toleriert werden, eine andere Behandlung der Bischöfe, die so etwas begangen oder gedeckt haben, ist eine nicht mehr akzeptierte Form von Klerikalismus.“ Der Heilige Stuhl bekräftigte den „dringenden Aufruf“ von Papst Franziskus, „gemeinsam gegen die schwere Geißel des Missbrauchs innerhalb und außerhalb der Kirche vorzugehen und zu verhindern, dass solche Verbrechen weiter gegen die unschuldigsten und verletzlichsten Menschen in der Gesellschaft verübt werden können“. Im Hinblick auf das Treffen der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der ganzen Welt, die vom 21. bis 24. Februar 2019 in Rom stattfinden wird, unterstrich die Vatikan-Note schließlich die Worte des Papstes in seinem Brief an das Volk Gottes: „Der einzige Weg, auf dieses Übel zu reagieren, das so viele Menschenleben betroffen hat, ist dies als eine Aufgabe wahrzunehmen, die uns alle als Volk Gottes betrifft. Dieses Bewusstsein, Teil eines gemeinsamen Volkes und einer gemeinsamen Geschichte zu sein, wird es uns ermöglichen, unsere Sünden und Fehler der Vergangenheit mit einer bußorientierten Offenheit zu erkennen. Dies ermöglicht uns auch, uns von innen heraus erneuern zu lassen.“ (Brief vom 20. August 2018)
Wer ist McCarrick?
Geboren am 7. Juli 1930 in New York, wurde Theodore McCarrick 1958 zum Priester geweiht. Er machte zunächst Karriere im Bildungsbereich und wurde 1977 Weihbischof in New York. 1981 wechselte er als Diözesanbischof ins neu gegründete Bistum Metuchen und 1986 als Erzbischof nach Newark. Von 2001 bis 2006 war er Erzbischof im Hauptstadtbistum Washington. Im Februar 2001 ernannte Papst Johannes Paul II. McCarrick zum Kardinal. McCarrick war wegen seines sozialen Engagements, seines diplomatischen Geschicks und seiner exzellenten Verbindungen zum politischen und gesellschaftlichen Establishment bekannt. In seiner Zeit in Washington galt er als engagierter Kämpfer gegen den Missbrauch und hatte Anteil an der Untersuchung gegen übergriffige Priester. Die bisher gegen ihn bekanntgewordenen Vorwürfe beziehen sich auf die Jahre zwischen 1970 und 1990 und damit auf die Zeit vor seiner Ernennung zum Erzbischof von Washington.
(vatican news/kna)
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