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„Von Toleranz übergehen zu echtem Zusammenleben mit Islam“

Er ist der neue Vatikanverantwortliche für interreligiösen Dialog: Miguel Angel Ayuso Guixot. Der bisherige zweite Mann ist seit diesem Wochenende Hausherr im Päpstlichen Dialograt.

Bischof Ayuso Guixot ist Spanier und Comboni-Missionar; der 66-Jährige hat lange in Ägypten und Sudan gelebt, kennt also den Islam aus der Nähe. Wir fragten ihn nach seinen Prioritäten. Seine Antwort: Er wolle den Stil seines verstorbenen Vorgängers, Kardinal Jean-Louis Tauran, fortsetzen und die „Kultur des Dialogs“ pflegen, von der Papst Franziskus gerne spricht.

„Wir sehen, dass es heute sehr wichtig ist, diese Kultur des Dialogs zu verbreiten. Sie muss aus meiner Sicht von der Toleranz übergehen zum Zusammenleben, um bei einer echten Koexistenz im Geist des Friedens zu landen. Dazu braucht es einen ständigen Einsatz für diesen Dialog zwischen Völkern, Nationen, Kulturen und Mitgliedern verschiedener religiöser Traditionen. Die Welt hat das nötig! Die Richtung gibt uns Papst Franziskus vor, wenn er uns zu einer Kultur der Zärtlichkeit aufruft, denn durch solche Zärtlichkeit können wir dafür sorgen, dass echte Werte die Oberhand gewinnen über die vielen Interessen, die uns spalten und die Fundamentalismen und Ungerechtigkeiten hervorrufen.“

Der Zusammenprall der Ignoranzen

Zärtlichkeit? Das klingt nicht gerade nach einem „Zusammenprall der Zivilisationen“, von dem ein US-Forscher einmal sprach. Tatsächlich hat sich auch Tauran, Guixots Vorgänger im Dialograt, immer beharrlich geweigert, vom „Zusammenprall der Zivilisationen“ zu sprechen, und stattdessen einen „Zusammenprall der Ignoranzen“ beklagt. Aus dieser Schule kommt auch Ayuso Guixot.

„Wir haben gerade dem Weltrat der Kirchen eine kleine Schrift über die Erziehung zum Frieden präsentiert. Und da geht es genau um diesen ,Zusammenprall der Ignoranzen', von dem Kardinal Tauran redete. Es braucht, so sagte er gern, eine echte und gesunde Erziehung zu den authentischen moralischen Werten und einen Religionsunterricht, der Koexistenz, die Akzeptanz des anderen in den Blick nimmt. Das ist die eine Herausforderung. Die andere ist die der Heiligkeit des Lebens. Leider erleben wir nämlich häufig Terrorakte, die sogar gegen Gottesdienstorte gerichtet sind, wo Gläubige sich in aller Einfachheit treffen, um Gott zu loben – und dort werden sie dann auf so brutale Weise getötet. Und eine dritte Herausforderung ist die Mitarbeit beim Aufbau des Weltfriedens. Hier will ich vor allem an die Erklärung von Abu Dhabi erinnern.“

Im Geist von Abu Dhabi

Diese Erklärung dreht sich um die „universelle Geschwisterlichkeit der Menschen“ und wurde von Papst Franziskus im Februar dieses Jahres in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate unterzeichnet. Außer dem Papst setzte auch Ahmed al-Tayyeb seine Unterschrift unter den Text: Der Großscheich der al-Azhar-Universität in Kairo ist eine der wichtigsten Stimmen des sunnitischen Islam.

„Es ist ein sehr wichtiges Dokument… Der Papst und der Großscheich von al-Azhar haben sich konkret darauf verpflichtet, den Geist dieses Dokuments in ihren jeweiligen Gemeinschaften zu verbreiten und umzusetzen. Nur die Geschwisterlichkeit kann die Welt verändern, in der wir heute leben und über die wir alle auf die eine oder andere Weise klagen, weil wir sehen, dass viele wichtige Werte über Bord gegangen sind…“

(vatican news – sk)

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27. Mai 2019, 10:35