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Kardinal Kevin Farrell auf einem Archivbild Kardinal Kevin Farrell auf einem Archivbild 

Vatikan: Bewegungen müssen mehr gegen Missbrauch tun

Mit dem Thema Missbrauch und Prävention hat sich das Dikasterium für Laien, Familie und Leben in seiner jüngsten Jahresversammlung mit kirchlichen Vereinigungen und Bewegungen befasst. Über die Beratungen vom vergangenen 13. Juni berichtet der Osservatore Romano ausführlich an diesem Montag.

Bei der Tagung seien auch durch Missbrauch betroffene Frauen zu Wort gekommen und hätten ihre erschütternde Geschichte erzählt, erläutert die Vatikanzeitung. Wie der Präfekt des Dikasteriums, Kardinal Kevin Farrell, zu Beginn der Tagung betonte, will seine Kurienbehörde nach dem Wunsch des Papstes, in allen kirchlichen Bereichen aktiv gegen Missbrauch einzutreten und Missstände klar zu benennen, eine führende und begleitende Rolle in diesem Prozess übernehmen. Die Tagung, zu der über einhundert Vertreter der weltweit vom Heiligen Stuhl anerkannten kirchlichen Bewegungen und Vereinigungen in Rom zusammen gekommen waren, stand unter dem Motto: „Prävention von sexuellem Missbrauch: Der Einsatz der Vereinigungen und kirchlichen Bewegungen“.

Das Thema nehme „eine Herausforderung auf, der sich die Kirche und die Zivilgesellschaft überall auf der Welt gegenübersehen“, unterstrich der Kardinal. Missbrauch sei in der Vergangenheit als Tabu angesehen worden, das teilweise bis heute in der Kirche „dafür gesorgt hat, dass viele etwas wussten, aber wenige etwas sagten“. Dies trage auch zu einer Verfälschung der Statistiken bei, die nur „die Spitze des Eisberges“ abbildeten. Damit sei den Opfern, die Namen und Gesichter hätten, ein doppelter Schmerz zugefügt worden, gab Farrell zu bedenken. Nur indem man das Phänomen offen angehe und studiere, könne man zu einer Sensibilisierung und einem Wandel in der gesellschaftlichen Wahrnehmung beitragen.

Nicht den Blick abwenden, sondern vorbeugen

Hiervon seien die katholischen Bewegungen nicht ausgeschlossen, stellte Farrell klar. Sie müssten ihre Mitverantwortung als kirchliche Einrichtungen wahrnehmen, indem sie Zeugen und Protagonisten dieser „notwendigen Umkehr“ seien, „die nicht den Blick abwendet, sondern dieses schwere Verbrechen des sexuellen Missbrauchs angeht und ihm vorbeugt“.

In diesem Zusammenhang verlieh der Kardinal seiner Enttäuschung darüber Ausdruck, dass von Seiten der kirchlichen Bewegungen nur unzureichende Antworten auf die Aufforderung des Dikasteriums gekommen seien, Regeln und Prozeduren zum Schutz Minderjähriger und Schutzbedürftiger zu erstellen: „Es ist nötig, dass ihr euch angemessen ausrüstet und ohne Zeit zu verlieren die Verantwortung übernehmt, die euch zukommt, und Rechenschaft darüber ablegt, was euch anvertraut ist. Dabei dürft ihr nicht den Blick abwenden von den Wunden, die dem Leib Christi in unseren Geschwistern zugefügt worden sind, indem ihr euch der verletzten Personen annehmt und dafür arbeitet, dass nie wieder Missbräuche begangen werden.“

Experten im Austausch

Unter den Relatoren des Treffens war neben der Untersekretärin des Dikasteriums, Linda Ghisoni, sowie weiteren Funktionsträgern der Kurienbehörde auch der deutsche Kinderschutzexperte Pater Hans Zollner SJ.

Wie Kardinal Farrell zum Abschluss der Arbeiten betonte, steht der Vatikan den einzelnen kirchlichen Bewegungen im Kampf gegen den Missbrauch gern zur Seite, „damit sich in den Familien, der Gesellschaft, den Freizeiteinrichtungen und in kirchlichem Umfeld keinerlei missbräuchliche Verhaltensweisen mehr einnisten oder dort gedeckt werden, und damit authentische evangelische Beziehungen entstehen können.“

(or - cs)

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24. Juni 2019, 15:32