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Frauen im Vatikan: Ein weiteres Schrittchen

Papst Franziskus hat sieben Ordensoberinnen zu Mitgliedern der Ordenskongregation ernannt. Das gab der Vatikan an diesem Montag bekannt. Damit erhält bereits zum zweiten Mal eine Kongregation der Römischen Kurie Frauen als Mitglieder, obwohl die derzeit gültigen kirchenrechtlichen Normen dies nicht vorsehen.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Mitglieder in vatikanischen Kongregationen sind nach den Vorgaben der Apostolischen Konstitution „Pastor Bonus“ (1988) Kardinäle und Bischöfe, nicht aber Laien und damit auch keine Frauen. Diese Bestimmung hatte Papst Franziskus bereits 2014 zum ersten Mal umgangen, als er die brasilianische Ordensobere Luzia Premoli zum Mitglied an der Missionskongregation ernannte.

Die Ernennung der sieben Oberinnen für die Ordenskongregation setzt die Linie von Papst Franziskus fort, Frauen an wenig sichtbare, aber einflussreiche Positionen des Heiligen Stuhles zu befördern. Mitglieder an Kurienbehörden tragen wesentlich zur Entscheidungsfindung in anstehenden Fragen allgemeiner Natur bei. Sie nehmen an den Vollversammlungen teil, die jedes Dikasterium regelmäßig abhält. Dort haben die Mitglieder ein Stimmrecht, ebenso wie der Präfekt/Präsident und der Sekretär, nicht aber der (oder die) Untersekretär(e), die zusammen die drei obersten Hierarchiebenen der meisten Kurienbehörden bilden.

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Drei Viertel aller Ordensleute weltweit sind weiblich

Die Ordenskongregation, mit vollem Namen: Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, war 2004 die erste Kongregation gewesen, die eine Frau als Untersekretär erhielt. Papst Johannes Paul II. holte die Salesianerin Don Boscos Schwester Enrica Rosanna an diese Stelle, derzeit ist bereits ihre zweite Nachfolgerin an derselben Stelle tätig, die Spanierin Carmen Ros Nortes. Mit dieser Personalentscheidung trug Johannes Paul der Tatsache Rechnung, dass der überwiegende Anteil aller Ordensleute der Weltkirche Frauen waren und sind; heute beträgt ihr Anteil immer noch rund drei Viertel.

Dieselbe Erwägung dürfte nun Papst Franziskus dazu bewogen haben, die sieben weiblichen Mitglieder an die Ordenskongregation zu berufen. Im Hintergrund stehen auch die wiederholten Debatten um ein Stimmrecht für Ordensoberinnen bei Bischofssynoden sowie die ausdrückliche Empfehlung des Kardinalsrates, die Verantwortung im Vatikan in Zukunft mit mehr Frauen zu teilen. Insofern deutet die Sammelernennung von diesem Montag darauf hin, dass eine Öffnung für Frauen im Zug der Kurienreform kanonisch festgeschrieben werden könnte, sodass auch Laienmitglieder in den Kurienbehörden einschließlich der Kongregationen Standard werden.

(vatican news)

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09. Juli 2019, 10:29