Vatikan sucht weiter nach Spur im Fall Orlandi
Zunächst werde die Knochenstruktur untersucht, um eine Altersbestimmung der Überreste durchzuführen. Diese waren vor einer Woche aus zwei unterirdischen Gebeinkammern im deutschen Priesterkolleg Campo Santo Teutonico am Petersdom entnommen worden.
Nach Angaben der Familie Orlandi wurden Hunderte Knochen gefunden, die zu unterschiedlichen Skeletten gehörten, darunter auch solche von Kindern. Emanuela Orlandi war 15 Jahre alt, als sie verschwand. Laut der Familie sollen die Knochen nun katalogisiert und nach Alter sortiert werden. Falls sich Gebeine fänden, die zu Emanuela passen könnten, werde die Identität durch einen DNA-Vergleich abgesichert.
Die Nachforschungen sollen Licht in das Schicksal der jungen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi bringen, die am 22. Juni 1983 vom Musikunterricht nicht nach Hause zurückkehrte. Es ist eine der mysteriösesten Kriminalfälle Italiens. Zu ihrem Verschwinden gibt es mehrere Theorien, etwa Bezüge zur Mafia oder dem Papst-Attentäter Ali Agca.
Agca hatte 1981 Papst Johannes Paul II. durch Schüsse auf dem Petersplatz lebensgefährlich verletzt; bis 2010 saß er in italienischer und türkischer Haft. Einer Theorie zufolge wurde Emanuela entführt, um Agcas Freilassung zu erpressen. Agca selbst erklärte in dieser Woche über seinen Anwalt, Emanuela lebe; es handele sich um eine vom US-Geheimdienst CIA konzertierte internationale Verschwörung. Emanuelas Bruder Pietro Orlandi äußerte starke Zweifel an dieser Version. Agca suche lediglich „mediale Aufmerksamkeit“, sagte Orlandi gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur.
Seit 16 Tagen wird im Priesterkolleg Campo Santo Teutonico nach neuen Hinweisen geforscht. Die Untersuchungen hatte die Familie Orlandi gefordert, nachdem sie laut eigenen Angaben konkrete Informationen von mehreren Personen aus dem Vatikan erhalten hatte. Der Vatikan hingegen sprach von einem „lediglich anonymen Hinweis“. Eine erste Untersuchung der Gräber zweier deutscher Adliger, Sophie von Hohenlohe (1758-1836) und Charlotte Friederike zu Mecklenburg (1784-1840), blieb Mitte Juli ergebnislos. Die Gräber waren bei ihrer Öffnung leer.
(kna/vatican news – mg)
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