Unser Buchtipp: Traum – Gottes Rede in der Nacht?
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Redet Gott durch Träume zu uns? Dieser Frage geht das neue Themenheft von „Welt und Umwelt der Bibel“ aus dem Katholischen Bibelwerk gewohnt kundig nach. Dem Leser werden nicht nur die in der Bibel geschilderten Träume erschlossen; die Autoren nehmen auch den größeren Zusammenhang der Antike in den Blick, bis hin zu Freud und der neueren Traumforschung.
Ein Orakel in Bet-El?
Dabei lassen sich einige Entdeckungen machen. Etwa, dass das Neue Testament eher traum-skeptisch ist, die Wüstenväter hingegen ihre Träume sehr ernst nahmen. Oder dass im antiken Epidauros bei Kranken und Ratsuchenden eine richtiggehende Traum-Therapie angeboten wurde. Aufmerken lassen die sorgfältig ausgebreiteten Indizien, dass vielleicht auch im biblischen Israel Träume bewusst herbeigeführt wurden („Inkubation“), um in ihnen eine Art göttliches Orakel zu erhalten: Versteckte Hinweise dieser Art finden sich etwa im Genesis-Text über Jakobs Traum von der Himmelsleiter in Bet-El. Spätere theologische Redaktoren haben hier wie an ähnlichen Stellen im Alten Testament wohl die Spuren verwischt.
Das Heft informiert auch über neue Ausgrabungsfunde, die mit der Bibel in Zusammenhang stehen, oder über die Pläne zum Neuen Ägyptischen Museum in Kairo, das direkt neben den Pyramiden von Gizeh entsteht. Wie immer ein richtig spannendes Themenheft – und gleichzeitig auf der Höhe des Forschungsstands.
Katholisches Bibelwerk (Hg.), Traum – Gottes Rede in der Nacht?, ca. 11 Euro.
(vatican news)
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