Ukrainisch griechisch-katholische Synode beginnt mit dem Papst
Mario Galgano - Vatikanstadt
Die Synode der ukrainisch griechisch-katholisch Kirche wurde am 1. September in Rom zum Thema „Gemeinschaft im Leben und Zeugnis der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche“ eröffnet. In diesem Jahr ist diese Versammlung von besonderer Bedeutung, da die ukrainisch griechisch-katholische Synode ihren 90. Jahrestag feiert; gleichzeitig findet sie auch anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der Weihe der Basilika der Heiligen Sophia in Rom statt. Das ist die bedeutendste Kathedrale der griechisch-katholischen Kirche der katholischen Kirche, da sie, wie ihr Oberhaupt Großerzbischof Swjatoslaw Schwetschuk am Sonntag bei der Eröffnungsliturgie sagte, die katholische Dimension aufzeige. Die Basilika der Heiligen Sophia, so der Großerzbischof, sei Sinnbild für „Urbi et Orbi“, also der Verbindung mit dem Bischof von Rom und der Weltkirche.
Einladung an den Papst: Wir erwarten Sie in der Ukraine
Die Mitglieder der Synode wurden am Montagmorgen von Papst Franziskus empfangen. Der Kiewer Großerzbischof Schewtschuk begrüßte den Papst und dankte ihm dafür, dass er im vergangenen Juli eine Exarchie für ukrainische katholische Gläubige des byzantinischen Ritus mit Wohnsitz in Italien errichtet hatte. Das Haupt der ukrainischen Kirche erinnerte auch daran, wie wichtig es für die byzantinische Kirche der Ukraine sei, den synodalen Weg fortzusetzen, dem sie sich verpflichtet habe.
„Heute haben wir uns um Sie versammelt und wollen Ihnen versichern, dass unsere Kirche eine pastorale Bekehrung lebt“, fuhr Großerzbischof Schewtschuk fort und betonte die Wichtigkeit, ein authentisches Zeugnis zu leben, nämlich eine persönliche Begegnung mit Christus. „Unsere Kirche, überall auf der Welt, betet für Sie, unterstützt Sie, hört Ihnen zu und erwartet Ihren Besuch in der Ukraine“, schloss der griechisch-katholische Primas der Ukraine die Einladung, die an Papst Franziskus gerichtet war.
Synode ist kein Parlament
In seiner Antwort an Bischof Schewtschuk kehrte der Papst zur Bedeutung des synodalen Ansatzes zurück und erklärte die wahre Bedeutung dieses Weges: „Es besteht die Gefahr zu glauben, dass ein synodaler Weg oder eine Haltung der Synodalität bedeute, eine Meinungsforschung durchzuführen und dann eine Versammlung zu organisieren, um eine Einigung zu erreichen. Nein, so ist es nicht. Die Synode ist kein Parlament“, warnte der Papst: „Wo der Heilige Geist fehlt, da kann es auch keine Synode geben.“
Franziskus lud die griechisch-katholischen ukrainischen Bischöfe ein, zum Heiligen Geist zu beten und erinnerte an das Konzil von Ephesus, wo die Teilnehmer viele Streitigkeiten hatten. „Aber es war letztlich der Heilige Geist, der sie dazu brachte, zu sagen: ,Maria, Mutter Gottes´“, sagte der Papst und ermutigte seine Gäste, „diesen Weg fortzusetzen“.
4,5 Millionen Gläubige weltweit
Das Leitungsorgan der mit weltweit rund 4,5 Millionen Christen größten katholischen Ostkirche berät bis 10. September über aktuelle Fragen. Nach Angaben des Sekretariats des Großerzbistums Kiew-Halytsch nehmen an dem Treffen auch Leiter von Auslandsgemeinden in den USA, Lateinamerika, Australien und dem Nahen Osten teil.
Am Dienstag soll auch der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an den Arbeiten teilnehmen. Am Mittwoch ist eine Rede von Kardinal Angelo De Donatis geplant; er ist päpstlicher Verwalter des im Juli errichteten Exarchats für die rund 70.000 Mitglieder der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in Italien.
Eine Kirche „sui iuris“
Die ukrainisch griechisch-katholisch Kirche ist eine Kirche eigenen Rechts und zugleich mit Rom uniert, untersteht also dem Papst. Die Synode hat die Aufgabe, Gesetze für ihren Rechtsbereich zu erlassen, Bischöfe zu wählen und in letzter Instanz Recht zu sprechen. Die Verlegung des Hauptsitzes der Kirche von Lviv (Lemberg) nach Kiew 2005 und die Errichtung neuer Kirchenbezirke in der Ostukraine führte zu Spannungen mit der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.
Aus Union von Brest hervorgegangen
Historisch ist die griechisch-katholische Kirche hervorgegangen aus der 1596 geschlossenen sogenannten Union von Brest - einer Stadt an der heutigen Westgrenze Weißrusslands. Damals unterstellten sich die orthodoxen Bischöfe des polnisch-litauischen Staates, unter ihnen auch die Kiewer Metropolie, dem Papst. Ein Großteil der dortigen Kirchenhierarchie und der Gläubigen beharrte aber auf der Zugehörigkeit zum Patriarchat von Konstantinopel. So kam es 1620 zur Wiedererrichtung einer orthodoxen Metropolie. Den Namen der Kirche führte 1774 die österreichische Kaiserin Maria Theresia ein, zu deren Reich die Westukraine gehörte.
Die Gottesdienste zelebrieren die ukrainischen Unierten im sogenannten byzantinischen, also ostkirchlichen Ritus. Wie die orthodoxen Kirchen feiern sie Weihnachten und Ostern nach dem Julianischen Kalender. Ebenso weiht die griechisch-katholische Kirche auch verheiratete Männer zum Priester, nicht jedoch zum Bischof.
Die kommunistische sowjetische Führung verbot die griechisch-katholische Kirche 1946 und ordnete ihre Zwangsvereinigung mit der russisch-orthodoxen Kirche an. Zahlreiche Bischöfe und Geistliche wurden verhaftet und starben in sibirischen Gulags. Erst 1989 kam die Kirche wieder aus dem Untergrund.
(vatican news/kap)
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