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Amazonas-Synode berät u.a. über „viri probati“ und Frauen

180 Synodenväter haben am Mittwochabend an der 6. Vollversammlung der Amazonas-Sondersynode im Vatikan teilgenommen; auch der Papst war dabei. Bei den Debattenbeiträgen ging es u.a. um den Drogenhandel am Amazonas und seine zerstörerischen Folgen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

In einigen Gebieten sei der Anbau von Koka-Pflanzen von 12.000 auf 23.000 Hektar ausgeweitet worden; damit gehe ein Anstieg der Kriminalität einher, und die Umwelt werde immer wüstenartiger. Auch die massenweise Abholzung und absichtlich gelegte Brände vernichteten Millionen von Hektar Land und schädigten das Ökosystem schwer.
Darum wurde auf der Synode (nicht zum ersten Mal) nach einer ökologischen Umkehr gerufen: Die Kirche müsse eine „prophetische Stimme“ sein, damit das Thema integraler Umweltschutz „auf der Tagesordnung internationaler Organismen“ auftauche.

Zum Nachhören

Weitere Beiträge drehten sich um das Gleichgewicht zwischen Inkulturation und Evangelisierung. Jesu Menschwerdung selbst sei schon „das größte Zeichen von Inkulturation“, dem müsse die Kirche nacheifern, indem sie „im konkreten Leben der Menschen Fleisch annehme“.

Das Amazonasgebiet als „Dauer-Labor von missionarischer Synodalität“

Ein (wie üblich ungenannter) Redner schlug nach Vatikanangaben vor, das Amazonasgebiet zu einem „Dauer-Labor von missionarischer Synodalität“ zu machen – „für das Wohl der Völker in der Region wie zum Wohl der Kirche“. Betont wurde auch, wie wichtig es sei, die ursprünglichen Völker am Amazonas zu respektieren und sich auf ihre Kosmologie einzulassen, weil das „bei der Pflege des gemeinsamen Hauses“ helfe. Mit dem „gemeinsamen Haus“ ist, wie schon in der Öko-Enzyklika Laudato si‘, die Schöpfung gemeint.

Wortmeldungen zu „viri probati“

Dann wurde einmal mehr über die äußerst dünn gesäten Priester- und Ordensberufungen am Amazonas beraten – und über das Thema „viri probati“, das westliche Beobachter besonders interessiert. Würde die Kirche angesichts des Priestermangels „bewährte Männer“ am Amazonas zu Priestern weihen, so argumentierte ein Synodenvater, dann würde der Impuls schwächer werden, dass Priester von einem Bistum zum anderen, ja von einem Kontinent zum anderen tätig würden. „Der Priester ist nicht Priester einer bestimmten Gemeinschaft, sondern Priester der Kirche, und als solcher kann er jedweder Gemeinschaft dienen.“ Das ist ein Argument gegen eine Weihe von engagierten Männern in entlegenen Teilen des Regenwalds, damit sie in ihrer Pfarrei eine regelmäßige Eucharistie garantieren können.

Eine andere Wortmeldung erklärte, gebraucht würden gar nicht so sehr „geweihte Diener des Heiligen“, sondern „eine Diakonie des Glaubens“. Ausführlicher wird das im Vatikanstatement nicht ausgerollt. Auch die Notwendigkeit einer besseren Ausbildung für Priester und eine „stärkere Würdigung der Verantwortung von Laien“ wurde unterstrichen.

„Indigene als Partner ernstnehmen“

Zur Volksfrömmigkeit bemerkte ein Synodenvater, dass sie am Amazonas eine große Rolle spiele und die Evangelisierung nicht einfach über sie hinweggehen dürfe. Zur Schöpfungstheologie erklärten mehrere Redner, sie müsse „stärker ins Gespräch mit der Naturwissenschaft“ gebracht werden. Beim Einsatz für die Rechte der ursprünglichen Völker im Amazonasgebiet, so eine weitere Wortmeldung, sei es wichtig, mit Menschen aus diesen Völkern selbst in einen Dialog einzutreten und sie „als Partner ernstzunehmen“.

Auch einige eingeladene Gäste, die allerdings kein Stimmrecht haben, kamen am Mittwochnachmittag in der vatikanischen Synodenaula zu Wort. Dabei wurde namentlich nach einer stärkeren Würdigung der Rolle von Frauen gerufen. „Die Frau ist Hüterin des Lebens, Verbreiterin des Evangeliums, Expertin der Hoffnung, das mütterliche und barmherzige Gesicht der Kirche. Darum ist es wichtig, den Stil anzuerkennen, mit dem Frauen am Amazonas das Evangelium weitertragen.“

Mit Blick auf die Ökumene wurde in der Synodenaula vorgeschlagen, Christen am Amazonas sollten sich stärker zusammentun, um effizienter Menschen und Umwelt zu schützen.

Amazonien und der imperiale Lebensstil

Auch mit der Frage, was die Probleme am Amazonas eigentlich die Weltkirche als ganze angehen, beschäftigten sich die Herren und Damen der Synode: „Amazonien ist ein Ort, an dem viele globale Herausforderungen unserer Zeit auftreten – Herausforderungen, die alle angehen. Die Leiden der Völker am Amazonas rühren nämlich von einem imperialen (!) Lebensstil her, der das Leben als bloße Ware betrachtet, und die Ungleichheiten werden immer akzentuierter. Dagegen können uns die einheimischen Völker dabei helfen zu verstehen, dass alles mit allem zusammenhängt. Kooperation auf globalem Level ist möglich und ist dringend nötig.“

(vatican news)

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10. Oktober 2019, 08:37