Synodenblog, Tag 22: Das Zeitanhalten und das Nach-Vorne-Schauen
Sonntag, 27.10.2019
Zeitumstellung. In Europa werden an diesem Sonntag die Uhren um eine Stunde angehalten. Die Sommerzeit endet, und es bricht eine neue Zeit an. Vielleich klingt das ein bisschen eigenartig, aber auch die drei Wochen der Synode waren wie ein Zeitanhalten. Innehalten und einfach mal über unser Leben in Amazonien nachzudenken, nachdem wir schon jahrelang auf dem Weg sind.
Worum geht es? Was steht an für uns in Amazonien? Zuerst geht es um die pastorale Situation, darum, welche Anworten, Maßnahmen und Aktivitäten und Projekte helfen in der heutigen Zeit und Welt. Gleichzeitig richten wir den Blick auf die Region Amazonien mit seiner Natur, seiner Umwelt, seinem Biom, Ökosystemen und seinem Regenwald. Auf die Menschen, die dort leben in der Schöpfung Gottes und mit den verschiedensten Kulturen.
Ich habe mich darüber gefreut, im Schlussdokument mehrmals den Satz aus dem Johannesevangelium 10,10 zu lesen, der mein Wahlspruch als Bischof ist: „Allen das Leben in Fülle” (Joh, 10,10). Wir Menschen in allen Ländern der Welt sind in Pflicht genommen, dass sich dieses Wort Jesus Christi wirklich erfüllen kann. Es geht um alle und alles. Und auch um die Fülle, das Ganze, das Ganzheitliche. Es ist ein hoher Anspruch. Aber wir dürfen uns auch als Werkzeuge Gottes verstehen, so wie Franz von Assisi es oft ausgedrückt hat. Wir sind alle Schwestern und Brüder. Der große Heilige meinte damit nicht nur die Menschheit, sondern er meinte die ganze Schöpfung.
Das wurde vor allem im Schlussdokument deutlich, wo es um das seelsorgliche Wohl der Menschen geht und auch um das Wohl der Schöpfung. In der feierlichen Schlussmesse der Synode konnten wir das mit in unsere Gebete nehmen und auf den Altar der Eucharistie legen. Für uns war es zuallererst eine Danksagung für die Amazonassynode und all das Erlebte, Erbetete, Reflektierte und auf den Weg Gebrachte.
Am Anfang der Synode haben wir den Hl. Geist herabgerufen und um seinen Beistand gebetet. Ja, wir haben ihn gespürt. Mir kam der Gedanke, dass diese Realität, die Anwesenheit des Geistes, auch eine Überzeugung in uns allen sein sollte. Das erfordert für den einen oder die andere, einen Glaubensakt zu setzten. Der Hl. Geist weht für mich nicht nur dann, wenn es in die Richtung geht, in die ich ihn haben will. Sondern gerade dann, wenn es mal anders geht als ich es mir vorgestellt habe.
Ein Kardinal erzählt mir von einem Gespräch mit Papst Franziskus, kurz nachdem er gewählt wurde. Es ging darum, wie sich der Papst fühlt. Er antwortete: „Ich bin im Frieden!" Das scheint auch jetzt so zu sein, trotz der Angriffe und der Kritik, die es immer mal wieder gibt, auch in Bezug auf die Synode. Der Kardinal zitierte Jesus Christus: „Du bist Petrus und auf diesem Fels will ich meine Kirche bauen!” Das beeindruckte mich abermals. Diese Überzeugung zu haben: Christus baut seine Kirche auf diesem Fels - und auf keinem anderen Felsvorsprung oder Stein.
In der Abschlussmesse war dann wieder diese intensive spirituelle Dichte. Der Papst ist über dem Petrusgrab, im Zentrum der Aufmerksamkeit. Es herrscht eine Atmosphäre, die nicht beschrieben werden kann. Wir wissen uns hineingenommen in dieses große Geheimnis Gottes. Nun ist es unsere Aufgabe, diese Wirklichkeit täglich in unsere Gemeinden, Pfarrgemeinden und Bistümer zu tragen, in Amazonien und überall sonst.
Danke!
Und noch ein Schlusswort. Ich danke allen, die in diesen Tagen mit uns diesen Weg gegangen sind. Vielleicht konnten meine kleinen Beiträge dabei helfen, die Synode besser zu verstehen. Das würde mich freuen.
Danken möchte ich auch dem Dreamteam von Vatican News für die Aufmerksamkeit und den regen Austausch. Besonders möchte ich mich bei Frau Gudrun Sailer, die direkte Ansprechpartnerin für diesen Blog, für die Begleitung in diesen Tagen und Unterstützung bedanken. Allen ein Vergelt’s Gott!
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.