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Bischof Johannes Bahlmann Bischof Johannes Bahlmann  

Synodenblog, Tag 6: Gewalt als Thema im Synodengesprächskreis

Der deutsch-brasilianische Bischof Johannes Bahlmann führt während der kommenden drei Wochen ein Synodentagebuch für Vatican News. Bahlmann ist Franziskaner, stammt aus Visbek im Bistum Münster und ist seit 2009 Bischof von Óbidos mitten im Amazonas.

Freitag, 6. Oktober 2019

Es ist schon der zweite Tag der „Circuli Minores”, der kleinen Gesprächskreise, die nach Sprachen aufgeteilt sind. Was mir auffällt in unserer portugiesisch-sprachigen Gruppe ist der Grundkonsens. Alle verstehen die Situation und die Realität vor Ort, alle wissen, wovon die Rede ist. Jede und jeder kann sich zu Wort melden, wann immer er oder sie möchte, und sich einbringen mit neuen Vorschlägen.

Das Thema Gewalt hat bei uns den größten Raum eingenommen in diesen beiden Tagen. Vielleicht liegt es daran, dass das oft unser „täglich Brot” ist, mit dem wir konfrontiert werden. Papst Franziskus gab uns am Mittwoch eine Rückmeldung von den ersten Beiträgen, die in der Synodenaula vorgetragen wurden. Dabei war der erst Punkt die Gewalt gegen die Menschen, vor allem gegen Frauen, gegen die Umwelt und gegen die Kultur. Gewalt, die eine Konsequenz des Drogen-, Waffen- und Menschenhandels ist. Vor allem des aus der Kontrolle geratenen Drogenhandels, der viel zu viel Einfluss auf die Gesellschaft, aber besonders auf die Politik nimmt. Als Hirte steht man dem manchmal ohnmächtig gegenüber, denn es scheint, dass die beste Predigt und das schönste Gebet keine Umkehr herbeizuführen vermögen.

Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Fortschritte auf ganz persönlicher Ebene. Und natürlich kamen mir sofort die Gesichter von Menschen, die ich kenne, in den Sinn. Beim Menschenhandel musste ich an Ivanilde aus Oriximiná denken, die als junges Mädchen nach Manaus verschleppt und dort zur Prostitution gezwungen wurde. Sie konnte sich durch Flucht in die Heimatstadt retten und ihr Leben stabilisieren. Heute hilft sie der Sozialen Pastoral und der Caritas der Diözese Óbidos bei der Bekämpfung von Menschenhandel und Gewalt gegen Frauen.

Auch Carlos mit seiner Frau und den drei kleinen Kindern ist sofort in meiner Erinnerung anwesend. Im vergangenen Jahr wurde er mehrmals von Großgrundbesitzern, den sogenannten Fazendeiros, mit Mord bedroht. Seine Familie wohnt schon seit über 30 Jahren auf einem Stück Land, was bisher aber nicht ins Grundbuch eingetragen wurde. Eine Situation, die fast normal ist in Brasilien bei den großen Weiten. Die Fazendeiros nutzen die Situation aus und versuchen die Kleinbauern zu vertreiben, und dabei greifen sie zur Gewalt. Zum Schutz haben wir Carlos und seine Familie im Pastoralzentrum des Diözese, neben dem Bischofshaus, für drei Monate aufgenommen, damit die Familie einen Zufluchtsort hat. Da sich die Situation noch nicht entschärft hat, kann Carlos vorerst nicht zurück auf sein kleines Anwesen. Das Gute ist: Gerade in diesen Tagen hat er das Landrecht erhalten durch die tolle Arbeit der Sozialen Pastoral, die sich für die Kleinbauern einsetzt. Um diese Zeit in der Stadt zu überbrücken und auch den Lebensunterhalt zu gewährleisten, arbeitet er momentan bei uns als Gärtner.

Das sind nur zwei Lichter, die am Himmel der Hoffnung Amazoniens aufleuchten. Und sie sind präsent in unseren Gesprächskreisen bei der Synode.  

(vatican news)

 

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12. Oktober 2019, 10:17