Kurienkardinal: „Viri probati“ keine Lösung für Priestermangel
Das Magazin veröffentlichte am Donnerstag online den Ausschnitt eines ausführlichen Interviews mit dem Kanadier, das in der nächsten Druckausgabe von „Vida Nueva“ gebracht werden soll. Darin gibt der Kurienkardinal an, er habe bei der Amazonien-Synode im Oktober im Vatikan gegen den Passus im Schlussdokument gestimmt, der die Option der so genannten „Viri probati“ für Ausnahmefälle empfiehlt.
In dieser Hinsicht habe ihn die Amazonien-Synode enttäuscht, so Ouellet, der für eine ausnahmslose Beibehaltung des Pflichtzölibates eintritt. Mit Blick auf Amazonien sagte er in dem Interview: „Es gibt einen Pessimismus über die Fähigkeit dieser Kulturen, das Zölibat zu leben. Es ist ein kolonisierendes Vorurteil, das ich nicht teile. Ich habe meine Zweifel an der Angemessenheit dieser Hypothese sowohl für den Amazonas als auch für andere Kulturen, in denen es einen Priestermangel gibt.“
Der Kurienkardinal schlug in dem Interview weiter eine eigene Synode der Weltkirche zum Priesteramt vor, bei der auch über den Zölibat gesprochen werden solle. Der Zölibat trage zur „missionarischen Kraft“ der römisch-katholischen Kirche bei: „Warum imitiert man andere Gemeinschaften, die weniger missionarisch sind, weil sie eine andere Auffassung vom Priestertum haben?“, fragte Ouellet. Er hoffe, so der Kurienkardinal, dass das Nachsynodale Schreiben des Papstes zur Amazonas-Synode „mehr biblische Grundlagen hat als das Abschlussdokument“.
Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischofskongregation, war einer von 41 Synodenvätern, die bei der Synode über Amazonien im vergangenen Oktober gegen das Schlussdokument gestimmt haben, das die Tür für eine mögliche Priesterweihe von verheirateten Männern mit umfangreicher Erfahrung als Diakone öffnet. 128 der Stimmberechtigten waren dafür, so dass dieser Abschnitt, wie die anderen 119 im Text, angenommen wurde. Der Kardinal hatte vor der Amazonien-Synode ein Buch veröffentlicht, in dem er sich für den Pflichtzölibat stark macht.
(vida nueva – pr)
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