Vatikan: Die Bibel ist kein Staubfänger im Regal
Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Warum es den „Sonntag des Wortes Gottes“ braucht und wie er begangen wird, erklärte der Vorsitzende des Päpstlichen Rats zur Förderung der Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella. Bei einer Pressekonferenz diesen Freitag im Vatikan hob er auch den ökumenischen Kontext des Bibelsonntags hervor: Der Wort-Gottes-Sonntag wird während - oder wie in diesem Jahr zum Ende - der weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christen begangen, die jeweils von 18. bis 25. Januar stattfindet. Dazu sagte Fisichella:
„Das ist natürlich kein Zufall, sondern eine Entscheidung, die einen weiteren Schritt im ökumenischen Dialog markiert: Das Wort Gottes ist das Herz des Auftrags, zu dem Christen täglich gerufen sind.“
Worin dieser gemeinsame Auftrag besteht, dazu soll der Bibelsonntag noch einmal alle sensibilisieren:
„Die Heilige Schrift ist allen anvertraut, als Zeichen dafür, welche Aufmerksamkeit wir der Heiligen Schrift widmen müssen: Dass sie nicht nur ein Buch in unseren Händen ist, sondern vielmehr zu einer immerwährenden Provokation wird - für Gebet, Lektüre, Meditation und Studium der Bibel. Dieser Sonntag will für alle Christen Anreiz sein, die Bibel nicht wie ein Buch unter vielen daheim im Regal stehen zu haben, wahrscheinlich verstaubt, sondern sie als Mittel zu nutzen, unseren Glauben wiederzuerwecken.“
Die Bibel ist für alle da
Diesen Aufruf, die Bibel öfter in die Hand zu nehmen und sich mit ihr auseinanderzusetzen, unterstützt Papst Franziskus bei seiner Feier des Wort-Gottes-Sonntags am 26. Januar im Petersdom auch ganz konkret: Als symbolische Geste dafür, dass die Bibel sich an alle richtet, wird das Kirchenoberhaupt persönlich zum Ende der Messe 40 Bibeln an ausgewählte Personen verteilen. Die Bibel gibt es dabei nicht nur für den Bischof, sondern auch für einen Einwanderer, für Gefängniswärter wie Häftling, Lehrer oder einen Schweizer Gardisten. Auch jene, die am Gottesdienst teilnehmen, gehen nicht leer aus; sie bekommen eine Sonderausgabe der Heiligen Schrift, die extra für den Bibelsonntag konzipiert wurde. Wichtig ist jedoch auch, dass die Bibel dann nicht gleich im Regal verschwindet, machte Erzbischof Fisichella noch einmal klar:
„Das Herz des Wort Gottes Sonntags, die Verkündigung des Auferstandenen Christus, darf nicht auf müde und faule Jünger treffen, sondern braucht Dynamik, um immer wieder eine neue Sprache zu finden, die die Heilige Schrift lebendige Regel im Leben der Kirche werden lässt.“
Anstoß zum Leben nach der Bibel soll der Wort-Gottes-Sonntag also sein. Weiter sei der Bibel-Sonntag auch als seelsorgerliche Initiative für die Neuevangelisierung zu verstehen, so Fisichella. Es gehe darum, den Gläubigen ihre Verantwortung klar zu machen, die Bibel zu kennen und zu verstehen und die Heilige Schrift auch durch deren Weitergabe lebendig zu halten. Im Kontext des Wort-Gottes-Sonntags sollten Laien öfter die Lesung im Gottesdienst übernehmen und dazu geschult werden, so Fisichella.
Nicht zuletzt betonte der Erzbischof, dass auch Frauen beim Bibel-Sonntag eine wichtige Rolle spielen sollten. So wurde das Logo des Wort-Gottes Sonntags von einer ägyptischen Ordensfrau gestaltet und das Motiv bewusst gewählt: „Neben Christus, der die Schriftrolle in der Hand hält, sind zwei Jünger zu sehen: Kleopas und neben ihm eine Frau. Wir wissen nicht genau, wer das ist, der da mit ihm nach Emmaus ging. Einige glauben, es war Kleopas Frau. Das ist einer der Gründe, warum wir uns für dieses Logo entschieden haben.“
Hintergrund
Papst Franziskus hat den III. Sonntag im Jahreskreis zum „Wort-Gottes-Sonntag“ bestimmt. Dazu veröffentlichte er im September 2019 das Motu Proprio „Aperuit illis“. Demnach soll der Bibelsonntag speziell der Feier, dem Nachdenken und der Verbreitung des Wortes Gottes gewidmet sein. Zum ersten Mal begeht das Kirchenoberhaupt den Wort-Gottes-Sonntag am 26. Januar. Radio Vatikan überträgt die Messe im Petersdom live mit deutschem Kommentar ab 10.00 Uhr.
(vatican news – sst)
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