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Papst Franziskus Papst Franziskus  Leitartikel

Was bei uns nicht vorkommt – und warum

Nicht jede aufregende Nachricht aus dem Vatikan oder vom Synodalen Weg, die durch die Medien irrlichtert, findet sich auch bei uns. Warum eigentlich?

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Bischöfe, die zu heiklen Nazi-Vergleichen greifen. Intrigen und Machtkämpfe im Vatikan. Warum kommen sie bei uns nicht vor? Zensur ist es nicht - und Scheuklappen haben wir auch nicht.

Aber wir haben einen Auftrag. Und der lautet, nicht ungeprüft alles wiederzugeben, was andere schreiben oder auch spekulieren. Gerade besonders sensationell klingende Meldungen sind oft nur die halbe Wahrheit; ein paar Stunden oder einen Tag später ist man schlauer, aber das Porzellan ist dann längst zerschlagen.

„Geschichten, die erbauen, nicht zerstören“

Mehr noch. Uns geht es um Nachrichten oder „Geschichten, die erbauen, nicht zerstören“, wie der Papst in seiner neuen Medienbotschaft formuliert. Auch Nachrichten haben etwas mit Haltung zu tun. Es ist nicht egal, was man kommuniziert – und wie. „Die christliche Botschaft war nicht nur informativ, sondern performativ“, schrieb Benedikt XVI. einmal. Auch für kirchliche Medien geht es, wenn man dieser Logik folgt, nicht nur um die „Mitteilung von Wissbarem“, sondern um Mitteilung, die „das Leben verändert“.

Täglicher Eiertanz

Franz von Sales, der Patron der Journalisten, spricht in seiner „Philothea“ von (seltenen) Fällen, in denen es „nicht gut ist, unbedingt alles herauszusagen, was wahr ist“ (III,30). Allerdings mahnt er, das solle „nur in ganz wichtigen Dingen geschehen“, sonst sei es „gefährlich“. Schon Sokrates wehrte auf den Straßen von Athen Gossip über einen seiner Freunde mit den Worten ab: „Wenn die Geschichte, die du mir erzählen willst, nicht wahr ist, nicht gut ist und nicht notwendig ist, dann vergiss sie besser und belaste mich nicht damit!“

Natürlich läuft das für Journalisten im täglichen Geschäft auf einen Eiertanz hinaus. Aber wir versuchen’s, jeden Tag. Kommunikation, die aufbaut – und nicht zerstört. Der Rest ist Schweigen.

(vatican news)
 

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05. Februar 2020, 13:59