Sonderschau: Raffael-Wandteppiche in der Sixtinischen Kapelle
Stefanie Stahlhofen und Alessandro Di Bussolo – Vatikanstadt
Zu Ehren des Renaissance-Künstlers Raffael Sanzio (1483-1520) zeigen die Vatikanischen Museen ihr Herzstück, die Sixtinische Kapelle, in besonderem Gewand: Noch bis zum 23. Februar sind dort alle zehn Wandteppiche mit den Szenen der Apostelgeschichte ausgestellt, die nach einem Entwurf Raffaels zwischen 1515 und 1521 in Brüssel geschaffen wurden. Der Renaissance-Künstler gestaltete die Teppiche auf Wunsch von Papst Leo X. (1513-1521). Dass die Meisterwerke gerade in der Sixtinischen Kapelle gezeigt werden, hat einen Grund. Museumsdirektorin Barbara Jatta:
Katechese für die Augen
„Es ist unsere Art, den 500. Todestag Raffales zu feiern, dieses großen Künstlers und Universalgenies. Wir haben uns dazu eine historische Anspielung überlegt: Wir zeigen die Teppiche genau an dem Ort, für den sie laut Auftrag gedacht waren und wo sie im 16. Jahrhundert auch hingen. Die wunderbaren Wandteppiche, die nach großen Skizzen des Künstlers auf Karton gefertigt wurden, sind wirklich eine theologische und visuelle Ergänzung dieser wunderbaren ,Katechese für die Augen`, die die Sixtinische Kapelle ist. Die Teppiche bebildern die Apostelgeschichte, die Geschichte von Petrus und Paulus. Und nun befinden sie sich nicht nur unterhalb der Lebensgeschichte Christi und der Geschichte Moses, sondern auch unter der großen Genesis-Darstellung des Michelangelo.“
Ob die Raffael-Teppiche auch damals genau so angebracht waren, wie nun bei der Sonderschau, ist übrigens nicht ganz klar, sagt Jatta im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob damals die Teppiche mit den Szenen aus dem Leben des Paulus rechts hingen und die des Petrus links, so wie wir sie nun aufgehängt haben, oder ob es umgekehrt war. Dazu haben wir leider keine dokumentierten Informationen. Zweifellos war es aber sowieso ein etwas anderer Sichteindruck, denn 1519 gab es in der Sixtina das Fresko mit dem ,Jüngsten Gericht´ von Michelangelo noch nicht. Wir wissen sicher, dass damals zwei Wandteppiche den Altar flankierten. Es kam für uns aber keinesfalls in Frage, das ,Jüngste Gericht´ zu verdecken.“
Auch wenn nun nicht zu 100 Prozent die historische Ansicht zu Raffaels Lebzeiten wiederhergestellt werden konnte, ist sich Museumsdirektorin Jatta sicher: Der Effekt ist atemberaubend.
„Ich kann allen Besuchern nur empfehlen, sich dieses Gesamtkunstwerk anzuschauen. Es ist, so wie auch schon der Zeremonienmeister von Papst Leo X., Paris de Grassis, damals sagte, als die Teppiche erstmals in der Sixtina hingen: ,Auf der ganzen Welt gibt es nichts Schöneres zu sehen als die Sixtinische Kapelle, die neben allem anderen noch mit den Wandteppichen des Raffael geschmückt ist.`“
Gelegenheit, sich selbst einen Eindruck von diesem besonderen Schmuck zu verschaffen, haben Besucher noch bis zum Sonntag. Da die ausgestellten Exponate extrem empfindlich sind, ist die Sonderausstellung in der Sixtinischen Kapelle zeitlich begrenzt. Wer es nicht rechtzeitig schafft, muss aber auch nicht ganz darauf verzichten, die Wandteppiche Raffaels zumindest in Teilen zu sehen: Üblicherweise werden ausgewählte Exponate immer wechselnd im „Raffael-Saal“ der Vatikanischen Museen gezeigt.
Service:
(vatican news - sst)
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