Fall Orlandi: Vatikan archiviert Erhebung zu Knochenfunden
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Das Vatikangericht habe einem diesbezüglichen Antrag des vatikanischen Kirchenanwalt stattgegeben, teilte das Presseamt an diesem Donnerstag mit. Die Familie Emanuela Orlandis, die seit 1983 vermisst wird, hatte im Sommer die Öffnung eines Grabes auf dem Deutschen Friedhof im Vatikan beantragt, um zu überprüfen, ob die sterblichen Überreste des Mädchens heimlich dort bestattet wurden.
Kirchenanwalt Gian Piero Milano und sein Stellvertreter Alessandro Diddi genehmigten daraufhin die Untersuchung zweier benachbarter Gräber. Beide waren leer, doch fanden sich unter ihren Pflasterböden Beinhäuser mit Hunderten Knochen.
Die jüngsten dieser Überreste sind allerdings mehr als 100 Jahre alt und können somit nicht zu Emanuela Orlandi gehören, teilte der Vatikan nun unter Berufung auf den Fachmann Giovanni Arcudi mit, der die Knochen in Anwesenheit von Beratern der Familie Orlandi untersucht hat. Der Familie stehe es frei, selbst weitere Untersuchungen an den Knochenfragmenten vornehmen zu lassen, die sich in Gewahrsam der Vatikangendarmerie befinden.
Seit 1983 verschwunden
Emanuela Orlandi wird seit 1983 vermisst. Die damals 15-Jährige war vom Musikunterricht nahe der Piazza Navona im Zentrum Roms nicht nach Hause gekommen. Das Verschwinden der Vatikanbürgerin gibt immer wieder Anlass zu Verschwörungstheorien bis hin zu der Mutmaßung, sie sei heimlich gemeinsam mit einem römischen Mafia-Boss in einer Kirche in der Nähe der Piazza Navona begraben worden.
Ihre sterblichen Überreste wurden auch unter dem Straßenpflaster der Vatikanbotschaft in Rom vermutet, nachdem dort im Herbst 2018 bei Bauarbeiten Knochen aufgetaucht waren. DNA-Tests widerlegten damals auch diesen Verdacht: Die Knochen stammten aus der Antike.
(vatican news)
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