Tagle: Der Papst ermuntert zur Wiederentdeckung der Mission im christlichen Leben
Vatican News
Ein belebender Schock sozusagen, um dem missionarischen Engagement der Kirche neuen Schwung zu verleihen. Eine Woche nach der Veröffentlichung der Botschaft von Papst Franziskus an die Päpstlichen Missionswerke beleuchtet Kardinal Luis Antonio Tagle im Interview mit den Vatikanmedien die Kernpunkte des Dokuments, das ein starker Appell dafür sei, den authentischen missionarischen Geist wiederzuentdecken.
„Die Botschaft ist ausdrücklich an die Nationaldirektoren der Päpstlichen Missionswerke gerichtet. Der Papst möchte, dass die ganze Kirche, das gesamte Volk Gottes, sie eingehend liest und darüber nachdenkt.“ Das Kriterium der Effizienz könne zwar unterstützend wirken, „sollte aber niemals die Mission der Kirche ersetzen“, betont Tagle: „Die effizienteste kirchliche Organisation kann am Ende die am wenigsten missionarische sein.“
Der philippinische Kardinal weist darauf hin, dass „Mission eine Gabe des Heiligen Geistes ist“. Sollten wir uns aber von dieser „Wurzel der Gnade“ trennen, würden „die Handlungen der Kirche, nicht nur die Projekte der Missionswerke, auf bloße Funktionen und präzise Handlungsschemata reduziert“, mahnt der Präfekt von Propaganda Fide. Im Gespräch mit den Vatikanmedien geht er auch auf die „Krankheit“ des Narzissmus ein, die er als „Ergebnis einer rein pragmatischen oder funktionalen Vision der Mission“ sieht: „Diesen Spiegel will Papst Franziskus uns zerbrechen lassen: die Egozentrik.“ Und weiter: „Der Impfstoff gegen Narzissmus und Selbstgenügsamkeit muss aus uns selbst herauskommen. Der Impfstoff bedeutet eine Kirche, die hinausgeht. Nur dann werden wir wirklich zu uns selbst finden. Hier geht es darum, die Spiegel zu wechseln.“
Kardinal Tagle erinnert anschließend daran, dass „der Heilige Vater die Missionswerke und die Kirche ermutigt, den Sinn und die Verwirklichung der Mission in die Alltäglichkeit des christlichen Lebens zurückzubringen, um die Mission zu einem einfachen und unkomplizierten Teil des christlichen Lebens zu machen.“ Mit Blick auf die vom Papst ausgedrückte Sorge, dass die Missionswerke sich zu stark auf das „Fundraising“, also das Einwerben von Spenden konzentrieren könnten, erläutert Tagle: „Wenn in der Verwaltung einer Organisation der Horizont des Schenkens durch den der Effizienz ersetzt wird - das ist die Warnung des Papstes -, dann werden Spenden nur zu Geldern oder Ressourcen, die es zu verwenden gilt, anstatt zu greifbaren Zeichen der Liebe, des Gebets, des Teilens der Früchte menschlicher Arbeit.“
Dem Kardinal ist es jedoch in diesem Zusammenhang wichtig, „unsere Gläubigen daran zu erinnern, dass selbst ihre kleinen Spenden, wenn sie zusammengelegt werden, zu einem greifbaren Ausdruck der universalen missionarischen Liebe des Heiligen Vaters zugunsten der Kirchen in Not werden.“
Doch auch die Auswirkungen der Pandemie auf die Kirche und ihre Mission dürften nicht ignoriert werden, mahnt der Kardinal, der erst vor relativ kurzer Zeit auf Wunsch des Papstes aus Manila nach Rom gewechselt ist. Es könne durchaus sein, dass es noch „viele Jahre dauern wird“, um „dieses Ereignis in unserem Leben besser zu verstehen“.
Doch es gebe durchaus bereits positive Auswirkungen zu verzeichnen, unterstreicht Kardinal Tagle: „Wir können schon jetzt bestätigen, dass der Heilige Geist inmitten der Unsicherheiten, der Isolation, der Arbeitslosigkeit, der Einkommensverluste und vieler anderer Auswirkungen der Pandemie die Gaben des Mitleids, des Heldentums, der Liebe zur Familie, des inbrünstigen Gebets, der Wiederentdeckung des Wortes Gottes, des Hungers nach der Eucharistie, der Rückkehr zu einem einfachen Lebensstil und der Sorge um die Schöpfung reichlich ausgegossen hat.“ In einem historischen Moment, in die Kirche sich vielerorts in ihren normalen Aktivitäten eingeschränkt gefühlt habe, „hat der Heilige Geist seine Mission ohne jede Einschränkung fortgeführt“, schließt Tagle.
(vatican news - cs)
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