Vatikan: Straffreiheit bei Menschenhandel ein Ende bereiten
Es sei eine der lukrativsten illegalen Aktivitäten der Welt, aber auch eine, bei der die Straffreiheitsrate immer noch sehr hoch sei, erinnerte Grech. Der Menschenhandel zähle heute rund 40 Millionen Opfer. Die meisten von ihnen seien Frauen, aber auch Männer und immer mehr Jungen und Mädchen, die von kriminellen Netzwerken als Druckmittel für Verhandlungen behandelt und zur Halbsklaverei für sexuelle Ausbeutung und Ausbeutung der Arbeitskraft, Betteln, frühe Ehen, illegale Adoptionen und sogar Organentnahme degradiert würden. Eine Aktivität, die oft ungestraft bleibe. Auf 2.154 Opfer komme heute nur ein einziger Menschenhändler ins Gefängnis, trotz des verstärkten Engagements nationaler und internationaler Institutionen und NGOs zur Bekämpfung des Phänomens.
Die Wiederaufnahme der Bemühungen zur Beendigung der Straflosigkeit, zur Gewährleistung von Gerechtigkeit für die Opfer, zu ihrem Schutz und zur effektiven Achtung ihrer grundlegenden Menschenrechte war auch das Thema der 20. Konferenz der Allianz gegen den Menschenhandel, einer Plattform für Anwaltschaft und Zusammenarbeit gegen den Menschenhandel, die internationale und zivilgesellschaftliche Organisationen zusammenbringt. Die Veranstaltung fand vom 20. bis 22. Juli in Wien statt und wurde in Zusammenarbeit mit der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, organisiert. Der Vatikandiplomat Joseph Grech nahm im Namen der Ständigen Vertretung des Heiligen Stuhls bei den Internationalen Organisationen in Wien an den Arbeiten teil und sprach auf vier Diskussionsrunden.
Beunruhigende Diskrepanz
Die beunruhigende Diskrepanz zwischen der hohen Zahl der Opfer und der geringen Zahl von Prozessen und Verurteilungen wegen Menschenhandels werfe die Frage nach der wirksamen Anwendung der Maßnahmen auf, die die Staaten zur Bekämpfung des Phänomens ergriffen haben, stellte der maltesische Geistliche in seiner ersten Rede fest: „Trotz der Bemühungen der internationalen Gemeinschaft sind die Ressourcen knapp, insbesondere aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrisen und der sozio-politischen Instabilität in vielen Staaten“, sagte er.
Die unzureichende Finanzierung der nationalen Justizsysteme verleite dazu, sich auf unmittelbare, aber begrenzte Ergebnisse zu konzentrieren, anstatt sich „auf den Fang und die Verurteilung der ,großen Fische´ zu konzentrieren, für die mehr Zeit und Ressourcen benötigt werden, die aber im Kampf gegen diese Geißel einen wirklichen Unterschied machen könnten“, so der Vatikandiplomat. Die Konsequenz sei, dass auf diese Weise die Straflosigkeit der Menschenhändler aufrechterhalten werde.
Dann bleibe noch das Grundproblem des Zugangs der Opfer zur Justiz und der Garantie ihrer Grundrechte: Verletzliche Menschen würden - wie auch Papst Franziskus betonte - durch ein Wirtschaftssystem, das von den Interessen des globalen Spekulationskapitals und nun auch von der Covid-19-Pandemie beherrscht werde, noch anfälliger gemacht. Die Justizsysteme seien aufgerufen, bemerkte der päpstliche Delegierte, für diese Menschen eine faire Behandlung, aber auch konkrete Unterstützung während des Verfahrens zu garantieren.
(vatican news - mg)
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