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Kardinal Beniamino Stella und Papst Franziskus Kardinal Beniamino Stella und Papst Franziskus 

Vatikan zu Pfarreireformen: Auch Weltkirche im Blick behalten

Am Montag hat der Vatikan eine Instruktion für die Reform katholischer Pfarreien weltweit veröffentlicht. Titel: „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“. Das klingt etwas sperrig – worum es geht, das hat der Präfekt der Kongregation für den Klerus, Kardinal Beniamino Stella, im Interview mit uns noch einmal genauer erklärt. Stellas Behörde hat das Schreiben herausgegeben, das Papst Franziskus bereits Ende Juni approbierte.

Im Gespräch mit Radio Vatikan erläutert Kardinal Stella zu den Hintergründen der neuen Vatikan-Instruktion für Pfarreireformen:

„Heute haben die Menschen andere Bedürfnisse, die Leute sind sehr viel mobiler geworden. Das alles hat uns klar gemacht, dass wir unseren Blick weiten müssen und über das traditionelle Bild der Pfarrei hinausgehen“

„Einerseits gibt es, besonders in der so genannten ,westlichen Welt`, einen Priestermangel, das ist inzwischen sachlich Fakt. Hinzukommt, dass sich sozusagen die  ,Grenzen der Pfarreien` sozusagen aufgeweicht haben: Heutzutage haben die Menschen andere Bedürfnisse, die Leute sind sehr viel mobiler geworden. Das alles hat uns klar gemacht, dass wir unseren Blick weiten müssen und über das traditionelle Bild der Pfarrei hinausgehen: Die Leute sind mobil, es gibt viele Ortswechsel und die Menschen gehen jeweils da  in die Kirche, wo sie gerade sind. Das hat zu vielen aktuellen Pfarreireformprojekten und Umgestaltungsplänen in Bistümern geführt.  Es ist jedoch nötig, dass diese Pläne nicht nur nach dem eigenen Geschmack gemacht werden – ich würde fast sagen, aus einer Laune der Verantwortlichen und ihrer Experten heraus.  Es kommt hingegen darauf an, sowohl den neuen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, als auch den größeren Gesamtzusammenhang im Blick zu behalten: nämlich die ganze Weltkirche.“

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„Es ist jedoch nötig, dass diese Pläne nicht nur nach dem eigenen Geschmack gemacht werden – ich würde fast sagen, aus einer Laune der Verantwortlichen und ihrer Experten heraus. Es kommt hingegen darauf an, sowohl den neuen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, als auch den größeren Gesamtzusammenhang im Blick zu behalten: nämlich die ganze Weltkirche“

Der italienische Kurienkardinal an der Spitze der Kleruskongregation erläutert auch, was er und sein Dikasterium mit der „missionarischen Sendung“ meinen, die für die Pfarreireformen zentral sein soll:

Missionarischer Sendungsauftrag ist zentral

„Wir Kirchenleute sind keine Geschäftsangestellten, sondern Teil einer Gemeinschaft, einer Familie. Unser Glaube  steht für die Nachfolge Jesu, für Begegnung, für die Anbetung Gottes. Und das muss uns zwingend dazu führen, über unsere eigenen persönlichen und familiären Bedürfnisse, unser eigenes Umfeld hinauszublicken und zu erkennen, dass unser Handlungsraum die ganze Menschheit betrifft – und damit über unsere persönlichen und geografischen Grenzen hinausgeht. Missionar sein heißt in gewisser Weise, das eigene Dorf auch einmal bei Seite lassen, die Familie. Und es heißt besonders, auch die eigenen bequemen Gewohnheiten mal zu vergessen und stattdessen die Schönheit des Glaubens und die Freude des Evangeliums zu spüren, zu spüren, dass wir dem Herrn verbunden sind. Davon ausgehend bedeutet Missionar sein dann, den Schatz unseres Glaubens mit allen zu teilen, die ihn noch nicht kennen, oder mit all jenen, die ihn aus den Augen verloren haben und zu Gott zurückkehren möchten, um ihn wieder in ihrem Leben zu spüren.“

Raus gehen zu den Menschen und auch die Weltkirche im Blick haben, statt sich auf sich selbst oder allein die Ortskirche zu beschränken – mit diesem Appell spiegele das Dokument der Kleruskongregation für Pfarreireformen auch wider, was Papst Franziskus immer fordere, sagt Kardinal Stella:

„Diese Dynamik des Herausgehens, auf andere Zugehens, von der Papst Franziskus oft spricht, bedeutet in die Ferne zu schauen, zu sehen, wo der Glaube gebraucht wird“

„Diese Dynamik des Herausgehens, auf andere Zugehens, von der Papst Franziskus oft spricht,  bedeutet in die Ferne zu schauen, zu sehen, wo der Glaube gebraucht wird: Etwa bei den ganzen jungen Leuten auf der Welt, aber auch alle, die Gott brauchen und nicht wissen, welchen Weg sie gehen sollen. Die Pfarrei muss da in gewisser Hinsicht eine Art Forschungseinrichtung sein, die auf der Suche ist. Priester, Diakone, Ordensleute – sie alle müssen auch hinausgehen können. Der Papst spricht oft davon, dass es darum geht ,mit den Leuten` zu sein, bei ihnen zu sein: das heißt, ihnen Zeit widmen, die vielfältigen Schätze, die die Leute geben können, entdecken, indem sie wirklich das Leben der Gemeindemitglieder teilen. Für alle, die wir in unseren eigenen liebgewonnenen Gewohnheiten gefangen sind, ist das ein großes Opfer, denn unsere Gewohnheiten geben uns ein Gefühl der Sicherheit und Ruhe, wir haben es bequem. Das hat aber nichts mit der Dynamik des Glaubens zu tun“, betont der Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation.

Für eine gestärkte Gemeinschaft von Klerikern und Laien

Und nicht zuletzt ruft Kardinal Stella im Gespräch mit Radio Vatikan die Pfarreien auch zu Zusammenarbeit untereinander auf. Im neuen Vatikandokument zu  Pfarreireformen werden dabei übrigens auch konkret Laien einbezogen: Auch die  historische Institution „Pfarrei“ dürfe, so heißt  es,  „nicht in der  Unbeweglichkeit oder in einer Besorgnis erregenden pastoralen Monotonie gefangen“ bleiben, sondern müsse jene „missionarische Dynamik“ verwirklichen, die sie durch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Pfarrgemeinden und auch einer gestärkten Gemeinschaft zwischen Klerikern und Laien,  „wirklich auf die evangelisierende Mission ausrichtet“. 

(vatican news - sst)

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21. Juli 2020, 10:05