Vatikan-Kardinal Czerny: Vertriebene können positive Kraft des Wandels sein
„Die Vertriebenen bieten uns die Möglichkeit, verborgene Teile der Menschheit zu entdecken und unser Verständnis für die Komplexität dieser Welt zu vertiefen. Durch sie sind wir eingeladen, dem Herrn zu begegnen, auch wenn es unseren Augen schwer fällt, ihn zu erkennen,“ stellte Czerny bei der Web-Konferenz am Mittwoch fest.
Als Kind tschechischer Eltern, die 1948 nach Kanada ausgewandert waren, weiß der Kardinal, was es heißt, in einem fremden Land aufzuwachsen. Die pastorale Sorge für Binnenvertriebene ist ihm ein besonderes Anliegen.
Flüchtlingsbeteiligung an Schutzrichtlinien wünschenswert
Die kirchlichen Akteure müssten zum Schutz von Binnenvertriebenen an einem Strang ziehen, so die Forderung des Untersekretärs der Sektion Migranten und Flüchtlinge des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Auch gelte es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Binnenvertreibung ein globales Problem ist.
Czerny erinnerte daran, dass das vatikanische Büro für Flüchtlingsarbeit mit Unterstützung des Jesuit Refugee Service (JRS) und anderer Organisationen pastorale Leitlinien zur Binnenvertreibung entwickelt hat, die einer Zusammenarbeit förderlich sein können. Die Beteiligung der Binnenvertriebenen selbst an der Entwicklung von Richtlinien für ihren Schutz sei dabei mehr als wünschenswert.
Binnenvertriebene: Eine positive Kraft des Wandels
Der „Flüchtlings-Kardinal“ des Papstes wies darauf hin, dass die Entschlossenheit und die Fähigkeit, mit der Binnenvertriebene ihr Leben wieder aufbauen, dazu beitragen könne, die Gesellschaften zu verbessern, die ihre neue Heimat werden. In diesem Sinne könnten „Binnenvertriebene eine positive Kraft des Wandels sein“ und ihre Interaktion mit lokalen Gemeinschaften auch den „sozialen Zusammenhalt, Frieden, Sicherheit und Entwicklung fördern“.
Die Papstbotschaft zum Weltflüchtlingstag
Abschließend erinnerte Kardinal Czerny an die diesjährige Botschaft des Papstes zum Weltflüchtlingstag, die von Matthäus 25, Kapitel 31-46 inspiriert ist und uns einlädt, Jesus in den Gesichtern der Hungrigen, Durstigen, Kranken, Fremden und Gefangenen zu erkennen.
Wie Czerny herausstellte, habe der Papst seine Botschaft mit Blick auf die Corona-Pandemie nicht nur den Binnenvertriebenen widmen wollen, sondern allen, die „infolge von Covid-19 Situationen der Prekarität, Verlassenheit, Marginalisierung und Ablehnung erleben“. Der Leiter des päpstlichen Entwicklungsdikasteriums erinnerte daran, dass Franziskus bereits in seiner Botschaft zum Welttag der Migranten und Flüchtlinge 2018 dazu aufgerufen habe, auf diese pastorale Herausforderung mit vier Verben zu antworten: aufnehmen, schützen, fördern, integrieren.
Und in der diesjährigen Botschaft habe er diese vier Verben nun durch sechs Verb-Paare ergänzt, die mit praktischen Handlungen verbunden sind: „Man muss etwas kennen, um es zu verstehen; es ist notwendig, dass man jemandem zum Nächsten wird, um ihm dienen zu können; um sich versöhnen zu können, muss man zuhören; um zu wachsen, ist es notwendig, zu teilen; man muss jemanden miteinbeziehen, um ihn zufördern; um etwas aufzubauen ist es notwendig, zusammenzuarbeiten.“
Hintergrund
Traditionell wird der Jahrestag am letzten Sonntag im September begangen. In diesem Jahr fallen die Feierlichkeiten auf den 27. September. Das Thema des 106. Welttages lautet: „Wie Jesus Christus, zur Flucht gezwungen.“ Der Welttag für Migranten und Flüchtlinge will ein Anlass sein, das Bewusstsein für die Notlage von Menschen zu schärfen, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen und die Chancen hervorheben, die die Migration bietet.
(vatican news - skr)
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