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Kardinal Parolin zu 75 Jahren UNO: Leiden der Welt gemeinsam überwinden

Die schwierige Aufgabe, das Gemeinwohl der Weltgemeinschaft zu fördern, muss weiterhin Leitstern des Handelns der Vereinten Nationen bleiben: auch nachdem die Organisation 75 Jahre lang für Rechte, Gerechtigkeit und Frieden gewirkt hat, bleibt sie notwendig, um den Hoffnungen der Völker gerecht zu werden.

Das betonte der Kardinalstaatssekretär in einer Videobotschaft, die bei den Gedenkfeiern zum Jahrestag der Eröffnung der UNO-Generalversammlung gezeigt wurde. Am Freitag wird die Videobotschaft des Papstes erwartet, der protokollgemäß nach den Staats- und Regierungschefs sprechen wird.

75 Jahre Arbeit und Engagement für das Recht, den Schutz und die Entwicklung der Welt, mit Misserfolgen und Rückschlägen. Und doch bleibt die Notwendigkeit bestehen, weiterhin auf die Hoffnungen der Völker zu reagieren. Das unterstreicht Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Namen des Heiligen Stuhls mit einer Videobotschaft zum Gedenken an den fünfundsiebzigsten Jahrestag der Organisation der Vereinten Nationen in New York, die an diesem Dienstag wegen der Pandemie ihre Generalversammlung virtuell eröffnete. Die im Vorfeld aufgezeichnete Botschaft trägt das Datum des 21. September 2020.

Der Kardinal erinnert an die Hoffnungen auf Frieden und Harmonie zwischen den Staaten, mit denen die Völker der Welt in den letzten Jahrzehnten auf die Vereinten Nationen geblickt haben, genauso wie die Hoffnung auf eine immer größere Achtung der Menschenwürde, auf die Nähe zu Armen und Leidenden und auf Gerechtigkeit - alles Werte, um die sich die Arbeit der Vereinten Nationen seit ihrer Einrichtung dreht – auch wenn, so gemahnt Parolin, die Organisation nicht perfekt sei. 

Die UNO: Haus der geschwisterlichen und solidarischen Nationen

1964 war dem Heiligen Stuhl Beobachterstatus zuerkannt worden. Seitdem habe er es an Unterstützung und Beteiligung nicht fehlen lassen, resümiert der Staatssekretär, der daran erinnerte, dass die Päpste seither diese „edle Institution“ immer wieder dazu gedrängt hätten, ein „moralisches Zentrum“ darzustellen, in dem sich jedes Land „zu Hause fühle“, in dem sich die „Familie der Nationen“ treffen und in dem die „internationale Gemeinschaft im Geist der Geschwisterlichkeit und Solidarität mit multilateralen Lösungen für globale Herausforderungen“ arbeite. Weil wir, wie die Covid-19-Pandemie deutlich gemacht habe, nicht „weiterhin nur an uns selbst denken“ können, müssten wir zusammenarbeiten, um „die schlimmsten Leiden in der Welt zu überwinden“, „in dem Bewusstsein, dass die Last, die von einigen getragen wird, notwendigerweise die gesamte Familie der Nationen betrifft“.

Eine Geschichte von Recht, Gerechtigkeit und Dialog

Der Kardinalstaatsekretär zählt anschließend die Erfolge auf, die sich die Vereinten Nationen in 75 Jahren Bestehen auf ihre Fahnen schreiben können. Sie hätten dafür gearbeitet, Recht und Gerechtigkeit in der Welt zu fördern, „Krieg und Gewalt“ zu beenden, diejenigen zu versorgen, die nichts haben, zum „Schutz unseres gemeinsamen Hauses“ und zur „Förderung einer Welt der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung“ beizutragen. Parolin versäumt es an dieser Stelle nicht, die Arbeit der UNO zur Verteidigung des Grundrechts auf Religionsfreiheit zu erwähnen, genauso wie das Engagement dafür, mit Diplomatie und Dialog Kriege und Konflikte beizulegen und zu reparieren, was die Gewalt zerstört.

Nicht perfekt

In der Geschichte der internationalen Institution habe es jedoch auch Rückschläge und Misserfolge gegeben. Die Vereinten Nationen seien nicht perfekt und ihrem Namen und ihren Idealen nicht immer gerecht geworden, stellt der vatikanische Chefdiplomat fest. Dies geschah immer dann, wenn „Einzelinteressen“ die Oberhand über die Suche nach dem Gemeinwohl gewonnen haben, diagnostiziert Parolin. An die in der Versammlung sitzenden Diplomaten gewandt, mahnt er deshalb nicht nur, dafür zu arbeiten, in unserer sich verändernden Welt den ursprünglichen Geist der Institution wiederzubeleben, sondern vor allem  das aufrichtige Engagement für die Suche nach dem Gemeinwohl durch echten Konsens und Kompromisse zu erneuern.

Trotz allem - so Kardinal Parolin abschließend in seiner Rede - sei die Organisation der Vereinten Nationen, in der sich die Völker im Dialog und im gemeinsamen Handeln wiederfinden, heute notwendiger denn je, um den großen Hoffnungen der Welt gerecht zu werden.

(vatican news - cs/gc)

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22. September 2020, 14:41