Vatikan: Ende des Kirchenstaats war gut für das Papstamt
Man müsse die Geschichte in solchen langen Zeitabschnitten lesen; das sei eine „Lehre, die jederzeit gilt", sagte der Chefdiplomat des Papstes. Parolin äußerte sich bei einer Veranstaltung zum Gedenken an den Fall der römischen Mauer, die sogenannte „Breccia di Porta Pia" am 20. September 1870. Durch eine Bresche in der nördlichen Stadtbefestigung nahmen damals Truppen des italienischen Königs Viktor Emanuel II. gegen geringen Widerstand der päpstlichen Armee Rom ein. Am 6. Oktober wurde die Vereinigung des Kirchenstaats mit Italien proklamiert.
Die spätere Schaffung des Vatikanstaats durch die Lateranverträge 1929 habe es Papst Pius XII. im Zweiten Weltkrieg gestattet, „unzählige Personen in Sicherheit zu bringen, die vom NS-Regime und den Besatzungstruppen in Rom gesucht wurden", sagte Parolin. Die Ereignisse von 1870 mit dem traumatischen Machtverlust des Papstes und der Konfliktstellung zwischen dem Königreich Italien und dem Heiligen Stuhl mündeten laut dem Kardinal in eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen".
Die Lateranverträge, welche die Unabhängigkeit des Papstes garantieren und der katholischen Kirche in Italien die Ausübung ihrer Tätigkeit gewähren sollten, unterstrichen zudem den „geistlichen und pastoralen Charakter der Kirche und ihres Oberhaupts", sagte Parolin. „Von der Porta Pia bis heute gibt es keinen Zweifel: Im Gedenken des Heiligen Stuhls herrscht Gewissheit über das Handeln Gottes und seiner Vorsehung", sagte der Kardinal.
Der Kirchenstaat bestand über Jahrhunderte und umfasste zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung ganz Mittelitalien. Sein letzter Rest ist der Staat der Vatikanstadt. Er entstand 59 Jahre nach der Einnahme Roms durch die italienischen Truppen, indem Italien und der Vatikan 1929 die Lateranverträge unterzeichneten. Der Papst erhielt Entschädigungszahlungen für die 1870 enteigneten Gebiete.
(kna/vatican news - gs)
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