Vatikan: Was ist der Kern unserer Diplomatie?
In der Diplomatie gibt sich der Heilige Stuhl demnach nicht damit zufrieden, zu beobachten und zu bewerten oder „nur eine Art kritische Stimme des Gewissens“ zu sein, erklärte Gallagher. Es gehe vielmehr darum, aktiv zu handeln, um ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Nationen zu erleichtern und eine Gesellschaft zu fördern, die sich am Gemeinwohl und am Wohl jedes einzelnen orientiert, erklärte der Vatikan-Diplomat am Freitag in einer Videobotschaft. Gallagher sprach anlässlich des 40. Jubiläums bilateraler Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Peru.
„Der Heilige Vater bittet den Heiligen Stuhl heute, sich international zu bewegen, und zwar nicht, um generelle Sicherheit zu garantieren, was in der aktuellen Periode markanter Konflikte und andauernder Instabilität auch sehr schwierig wäre. Er bittet uns vielmehr, den Gedanken zu stärken, dass Friede eine Frucht gerechter Beziehungen ist – also des Respekts internationaler Normen, der fundamentalen Menschenrechte, beginnend bei den Letzten und Verletzlichsten.“
Kriegen vorbeugen
Der Heilige Stuhl sieht und schätzt laut Gallagher die Bemühungen um Frieden, die es in vielen Teilen der Welt gibt. Er sieht aber auch noch Luft nach oben:
„Die Fakten und die Grausamkeit, derer wir fast täglich Zeuge werden, sollten die verschiedenen Akteure - Staaten und Regierungseinrichtungen an erster Stelle – drängen, sich dafür einzusetzen, Kriegen jeglicher Art vorzubeugen, indem sie zu einem ius contra bellum kommen, also Normen schaffen, welche die bereits bestehenden internationalen Regeln, Auseinandersetzungen friedlich und ohne Waffengewalt zu lösen, weiterentwickeln und aktualisieren - und vor allen Dingen: umsetzen.“
Konkret empfahl Gallagher, sämtliche Mittel des Dialogs und für Verhandlungen auszuschöpfen, denn: „Friede ist unverzichtbar und unersetzlich.“
Im Hintergrund agieren
Der Erzbischof erinnerte daran, dass es seit jeher üblich sei, diplomatisch im Hintergrund zu agieren, und Erfolge daher nicht immer für große Schlagzeilen sorgten. Anders war das etwa beim vorübergehenden Tauwetter zwischen den USA und Kuba und der Reise von Papst Franziskus in beide Länder im Jahr 2015. Doch auch wenn die Diplomaten des Heiligen Stuhls auf leisen Pfaden treten, gibt es immer wieder Erfolge. Doch Frieden und Versöhnung zu bringen ist nicht leicht, machte der vatikanische Außenbeauftragte in seiner Rede ebenso deutlich.
Als große Gefahr für den Frieden machte Gallagher eine zunehmende Gleichgültigkeit aus. Viele hielten das Ziel, Frieden zu erreichen, für utopisch.
„Ich bin überzeugt, dass es heute mehr denn je nötig ist, Mechanismen der Gleichgültigkeit zu durchbrechen, den egoistischen Schutzpanzer zu durchbrechen, und so weg von Theoremen hin zu einem möglichen Frieden zu kommen, zu konkreten Erlebnissen gelebten Friedens, auch wenn er mühsam erkämpft werden muss“, brachte es Erzbischof Gallagher auf den Punkt.
Drei Leitlinien
Der Leiter der Sektion des Staatssekretariats für auswärtige Angelegenheiten der Kirche nannte drei Leitlinien für die Vatikan-Diplomatie: Kampf gegen materielle wie spirituelle Armut; Aufbau des Friedens; und Brückenbauer sein.
Der Weg zu Frieden sei lang und schwierig, doch nicht unmöglich, erklärte Gallagher. „Ein langer, komplexer Weg, dornenreich und voller Schwierigkeiten, aber mit der Hilfe Gottes gangbar, um die vielen Ungleichheiten unserer Zeit zu besiegen und eine friedvolle Zukunft für die ganze Menschheit zu schaffen.“
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