Deutsche Weihnachtsbäume zieren Kurieneinrichtungen
Christine Seuss - Vatikanstadt
In den Genuss der unerwarteten Spende kamen – neben anderen vatikanischen und diplomatischen Einrichtungen - die Dikasterien, mit denen die Deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl besonders viel gemeinsame Arbeit verbindet: das Dikasterium für Kommunikation, der Kulturrat und das Staatssekretariat.
Am Samstag brachten Mitarbeiter der Botschaft den aus Deutschland importierten Weihnachtsbaum bei Radio Vatikan vorbei, am Montag waren das Staatssekretariat und der Kulturrat an der Reihe. In weiser Voraussicht hatte Botschafter Koch neben den prächtigen Weihnachtsbäumen auch den Baumschmuck im Gepäck – ist der in Deutschland sehr hoch gehaltene Brauch des geschmückten Weihnachtsbaumes doch längst nicht in allen Kulturkreisen selbstverständlich. Doch den Mitarbeitern der international besetzten Dikasterien – allein bei Radio Vatikan/Vatican News gibt es rund 35 Sprachredaktionen - stand die Freude über die Bäume, die prominent an den Eingängen aufgestellt wurden, buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
Bei der Übergabe im Staatssekretariat ließ es sich der venezolanische Substitut Edgar Peña Parra nicht nehmen, selbst den deutschen Weihnachtsbaum in Augenschein zu nehmen - auch in seiner Behörde eine Premiere. Ihn und Botschafter Koch verbindet neben der aktuellen Arbeit die Tatsache, dass sie in der Vergangenheit für ihre jeweiligen diplomatischen Dienste zeitgleich in Pakistan stationiert waren. Und um die Sorge, dass Länder wie Pakistan oder der afrikanische Kontinent im mittlerweile offen entbrannten Wettlauf um einen Corona-Impfstoff das Nachsehen haben könnten, drehte sich dann auch das Gespräch der beiden Diplomaten. Einigkeit herrschte darüber, dass der Papst nicht nachlassen dürfe, die Weltgemeinschaft an ihre Pflicht zu erinnern, die Impfung wirklich jedem Erdenbürger zugänglich zu machen – doch auch darüber, dass die Kirche mit ihren kapillaren Organisationen vor allem in „schwierigen Ländern“ wie Pakistan oder anderen eine wichtige Rolle bei der Verteilung des Impfstoffes einnehmen könne.
Die Geburt Christi wird auf der ganzen Welt gefeiert
In Zeiten wie den aktuellen, die mit Einschränkungen der Reise- und Begegnungsfreiheit verbunden sein, stehen insbesondere diplomatische Dienste vor besonderen Herausforderungen. Doch Weihnachten hat auch in dieser Situation nichts von seiner Bedeutung eingebüßt, davon zeigte sich Erzbischof Edgar Peña Parra überzeugt:
„Weihnachten bedeutet für uns insbesondere, uns an die Geburt von Jesus Christus zu erinnern, die die Geschichte verändert hat, denn unsere Zeitrechnung beginnt mit der Geburt Christi. Und das ist ein Ereignis nicht nur für Christen. Ich denke, dass die Weihnachtszeit die schönste Zeit des Jahres ist, wie auch die Weihnachtslieder besagen. Für uns, natürlich, aber auch für die gesamte Welt. Es war wunderbar zu sehen, als wir im diplomatischen Dienst unterwegs waren, dass auch an den unvorstellbarsten Orten Weihnachten gefeiert wurde und Weihnachtsdekorationen zu sehen waren. Auf jeden Fall ist die Botschaft von der Feier der Geburt Christi angekommen, und das ist wirklich schön.“
Eine ähnlich begeisterte Aufnahme erfuhr die Botschaftsdelegation im Päpstlichen Kulturrat, mit dem einige hochrangige Projekte wegen der Corona-Pandemie einstweilen auf Eis gelegt werden mussten. Insbesondere eine große wissenschaftliche Tagung mit der Beteiligung herausragender Wissenschaftler aus der ganzen Welt und insbesondere aus dem deutschen Sprachraum zum ethischen Aspekt künstlicher Intelligenz, die bereits für diesen Juni geplant war, musste vorläufig abgesagt werden – ein Ausweichtermin für die Konferenz, die ausdrücklich nicht als Webinar stattfinden sollte, steht noch nicht fest.
Überhaupt bestand bei den Treffen Einigkeit darüber, wie nützlich die modernen Kommunikationsmittel zu einer besseren Bewältigung der mit der Corona-Krise zusammenhängenden Schwierigkeiten zwar sein könnten – wie unzulänglich sie aber andererseits dabei seien, wirkliche zwischenmenschliche Begegnungen und gemeinsame Reflexionen, bei denen oft die Zwischentöne die Musik machen, zu ersetzen.
Der Präsident des Kulturrates, Kardinal Gianfranco Ravasi, machte bei dem persönlichen Treffen am Montag aus seiner freudigen Überraschung über die weihnachtliche Geste der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl jedenfalls keinen Hehl:
„Wir haben mit Freude dieses weihnachtliche Zeichen erhalten, das zum ersten Mal überhaupt Einzug in unser Dikasterium hält“, erklärte er. „Das Dikasterium für die Kultur hat nie einen Weihnachtsbaum gehabt, nur eine Krippe, und dieses Mal wird also die deutsche Welt dank eines der wichtigsten Symbole ihrer Kultur anwesend sein, um zu uns von einer grundlegenden Dimension des Weihnachtsfestes zu sprechen, nämlich der Dimension des Lebens, die durch den Baum repräsentiert wird.“
Der Baum als Zeichen von Weihnachten, Leben und Weisheit
Doch sei der Baum keineswegs nur Zeichen für das Leben, sondern stelle in der christlich-biblischen Tradition auch ein Zeichen für Weisheit dar, schob der Kardinal geflissentlich ein: „Und der Wunsch ist also, das Leben, das uns in diesen Tagen erwartet, die leider immer noch durch die Pandemie gezeichnet sind, nicht nur in Spannung und Angst zu verbringen, sondern dass dieses Leben auch mit Intelligenz, Weisheit und Liebe gelebt werde. In diesem Licht wird der Baum, der in unserer Mitte ist, ein Zeichen der Hoffnung sein.“
Der freudig aufgenommenen Geste der Weihnachtsbaumspende lag zunächst einmal nur eine zündende Idee zugrunde - zu deren Realisierung es aber doch einiger Arbeit bedurfte, um die Bäume pünktlich vom Bodensee nach Italien zu transportieren, plauderte Botschafter Koch anschließend an die gelungenen Übergaben aus dem Nähkästchen. Doch war es ihm wichtig, zumindest auf diese Weise die Verbundenheit seiner Institution mit den Vatikanbehörden zu zeigen:
„Naja, im Moment ist ja leider als Folge von Corona unsere Arbeit zwangsläufig eingeschränkt. Vieles kann nicht passieren, aus all den Gründen, die wir gut kennen. In dieser Lage haben wir uns überlegt, dass es vielleicht ein nettes Zeichen wäre, unseren wichtigsten Partnern hier einen deutschen Weihnachtsbaum zu schenken, als ein Zeichen der Verbindung und der Freundschaft. Es ist ein kleines Zeichen, es ist eine Geste, aber das ist das, was man im Moment machen kann, nicht als Ersatz aber doch als Anerkennung des Umstandes, dass es im Moment nur ganz wenige Gelegenheiten gibt zum gegenseitigen Austausch.“
Ein Verlust, der besonders in der Vorweihnachtszeit schmerzlich spürbar ist: ist es doch eigentlich Tradition, die Mitarbeiter der Kurienbehörden, mit denen man während des Jahres teils unter großem Stress zusammenarbeitet, in aller Ruhe bei weihnachtlichem Gebäck und Glühwein oder im Rahmen anderer Veranstaltungen in den Botschaften willkommen zu heißen…
„Insofern ist das ein bisschen ein Ausgleich – nicht ein wirklicher Ausgleich, denn am Ende kann nichts den wirklichen menschlichen Austausch ersetzen, aber es ist der Versuch, in diesen dunklen Zeiten ein Zeichen der Hoffnung zu setzen.“
(vatican news – cs)
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