Kardinal Sandri: „Jugend Iraks und Syriens braucht eine Zukunft“
Mario Galgano und Alessandro Di Bussolo – Vatikanstadt
Die Weihnachtszeit sei eine Zeit, in der man Wünsche äußern könne - und deshalb wünsche er sich für den Besuch, der den Papst in den Irak führen wird, dass „das Mosaik menschlicher und historischer Reichtümer im Nahen Osten wieder aufgebaut werden kann“. Das sagt der Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen, der argentinische Kurienkardinal Leonardo Sandri, mit Blick auf die Christen und die Völker von Ländern wie Syrien und Irak, die mehr als einmal ihre eigene Kultur unter den Folgen jahrzehntelanger Konflikte in Mitleidenschaft gezogen sehen mussten.
„Für mich bedeutet dieser Besuch des Papstes eine große Geste des Trostes für all jene Länder und Völker, die - vor allem im Irak - unter Krieg, Verfolgung und Emigration gelitten haben und alles zurücklassen mussten. Ich denke insbesondere an die christliche Bevölkerung, aber auch an alle Religionen und alle Konfessionen, die angegriffen wurden. Alle Opfer haben einen gemeinsamen Nenner und zwar sind sie alle Kinder Gottes, die zu Unrecht und grausam unterdrückt wurden. Das ist wirklich eine außergewöhnliche Geste des Papstes, der diese Reise schon so lange unternehmen wollte. Ich erinnere mich, dass der Papst beim Treffen des Roaco (katholischer Ostkirchenhilfswerksverbund, Anm. d. Red.) im Jahr 2019 sagte, er wolle in den Irak gehen. Und schon damals wurden alle Hoffnungen auf diesen Besuch gesetzt, der den irakischen Bischöfen der Kirche Trost, Anregung, Ermutigung bringt.“
Vor den irakischen Christen verneigen
Alle Gläubigen im Westen müssten sich vor jenen Bischöfen, Priestern und Laien „verneigen, die trotz aller Schwierigkeiten, trotz aller Bedrohungen und der Angriffe dort geblieben sind“, so Sandri weiter.
„Sie sind dort geblieben, sie waren das Beispiel des guten Hirten, der nicht flieht. Das gilt auch für alle Priester und die Ordensleute, in diesem so geschichtsträchtigen Land. Hier nahm alles seinen Anfang mit Abraham. Ich denke auch an die standhafte Haltung der assyrischen Kirche. Sie hat Festigkeit im Glauben und in der Bedrängnis gezeigt. Deshalb wird die Papstreise im März 2021 eine Geste des großen Trostes und der Kraft sein, die sich auf die gesamte soziale, zivile, politische Realität dieses Landes ausdehnen wird, denn der Trost, den Jesus Christus bringt, den der Papst bringt, gilt allen und besonders denen, die leiden. Es wird eine Art Glockengeläut für den gesamten Nahen Osten sein, nach so viel Leid, die es in Syrien, im Libanon noch gibt. Der Papst wird ihnen Mut machen, in diesem Kontext Männer und Frauen der Gemeinschaft und Zeugen der Liebe Gottes zu sein.“
Wunde der Auswanderung
In einer Rede auf einem Treffen zur humanitären Notlage in der Nahost-Region, das am 10. Dezember im Vatikan stattfand, hatte Kardinal Sandri daran erinnert, dass die Wunde der Auswanderung vor allem junge Menschen treffe. Was kann getan werden könne, um dieses Ausbluten zu stoppen, sei klar:
„Die Jugendlichen jener Regionen sagen uns, es sei unmöglich, mit den vom Westen verhängten Sanktionen zu leben. Neue Häuser können deshalb nicht gebaut werden. Wie können junge Menschen dort die Sicherheit für die Zukunft, für ihr Studium, für die Gründung einer Familie finden? Wir alle müssen den jungen Menschen in Syrien und im Irak eine Zukunft garantieren. Die Kirche gibt diese Hoffnung aus dem Blickwinkel des Lichtes, das Jesus Christus ist, aber es muss Instanzen geben, sowohl national als auch international, die die Beständigkeit begünstigen. Es gibt wunderbare junge Fachleute in Syrien und Irak in allen Bereichen der Wissenschaft und Kultur. Geben wir ihnen eine Chance.“
Sollte Corona die Visite überhaupt zulassen, wird Papst Franziskus zwischen dem 5. und 8. März auf Einladung der Regierung und der katholischen Kirche die Städte Bagdad, Ur, Erbil, Mossul und Karakosch besuchen.
(vatican news)
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