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Die Pinien in den Vatikanischen Gärten Die Pinien in den Vatikanischen Gärten 

Vatikan: Ein schon (fast) grüner Kleinstaat

Das Erreichen von „Null-Emissionen“ bis spätestens 2050 ist für den Staat der Vatikanstadt ein realistisches Ziel und nicht nur ein bloßes Wunschdenken. Das sagt der Leiter der Direktion für Infrastruktur und Dienstleistungen der Vatikanstadt, Pater Rafael García de la Serrana Villalobos, im Interview mit der Vatikanzeitung „L'Osservatore Romano“.

Konkret führe das vatikanische Governatorat mehrere Projekte und Initiativen durch, die darauf abzielen würden, die Umweltbelastung, den Abfall und den Energieverbrauch zu reduzieren und „mehr und mehr erneuerbare Quellen zu nutzen“, so der Direktor gegenüber dem „Osservatore Romano“. Die wichtigsten Eingriffe im Hinblick auf die Erreichung der Ziele werde in erster Linie durch die Nutzung natürlicher Ressourcen sein. „Natürlich gehen wir so vor, indem wir in erneuerbare Energien, Energieeffizienz oder andere saubere Technologien wie Elektromobilität investieren. Und wir fördern eine grüne Wirtschaftspolitik, d.h. eine Kreislaufwirtschaftspolitik, wie die Umwandlung von organischen Abfällen und Schnittabfällen in Qualitätskompost und eine Abfallwirtschaftspolitik, die auf dem Konzept basiert, Abfall nicht als Abfall, sondern als Ressource zu betrachten“, sagte Pater García de la Serrana Villalobos.

Wer macht mit?

Viele Einrichtungen des Vatikans sollen dazu involviert sein. Zunächst gehe es darum, die Energietechnik zu verbessern sowie die Aufrüstung von technologischen Systemen zu erneuern. Konkret würden Wärmepumpen und ökologische Klimaanlagen aufgebaut. Was das Wasser betreffe, wurde bereits die Nutzung der Wasserressourcen optimiert. So wurden „geschlossene Kreisläufe“ für die Springbrunnen verbessert sowie Regentanks für Bewässerungszwecke ausgestellt. „Wichtig ist auch die rationelle Nutzung von Strom aus erneuerbaren Quellen sowie die Verwendung von LED-Lampen“, erläutert der Verantwortliche. „Aber auch die Herabsetzung von allgemeinem Abfall, durch die Digitalisierung von Dokumenten, den Einsatz von elektrisch betriebenen Dienstwagen sowie ökologischen Trinkwasserverteilern gehört dazu“, fügt er an. Nicht zu vergessen sei das Aufforstungsprogramm in Gebieten, die dem Vatikan gehören, um die entstandenen Emissionen so weit wie möglich zu kompensieren. Es sollen auch weitere Projekte zur Aufwertung von Siedlungsabfällen erarbeitet werden, die deren Umwandlung in eine Ressource, sowohl thermisch als auch elektrisch, ermöglichen sollen. Da geht es um die Abfälle, die die Bewohner von Vatikan-Häusern produzieren. Auch die Umwandlung von Krankenhausabfällen in Brennstoff sei geplant. Der Vatikan besitzt mehrere Krankenhäuser, die deshalb ebenfalls unter dem Null-Emissionen-Projekt zählen. Es soll die Entsorgung als Sondermüll vermieden werden. Auch erfolge ein schrittweiser Ersatz des Fuhrparks durch Elektro- oder Hybridfahrzeuge und eine regelmäßige Wartung des Fuhrparks, „um durch validierte und zertifizierte Entsorgungs-, Verwertungs- und Verschrottungsmaßnahmen den Verbrauch und generell die Umweltbelastung zu reduzieren“.

Was wurde bereits getan?

Es wurde in den vergangenen Jahren schon viel erreicht und schon jetzt gelte der Vatikan als vorbildlicher Staat in Sachen „Umweltschutz“: Das Direktorat für Infrastruktur und Dienstleistungen des Governatorats habe nämlich in den letzten Jahren eine Reihe von Initiativen zur Einhaltung von Vorschriften und zur energetischen Modernisierung der technischen Systeme durchgeführt, weist der zuständige Leiter hin. Beginnend mit der Ratifizierung des Montrealer Protokolls im Jahr 2008, mit dem schrittweisen Ersatz - von 2012 bis 2020 - von alten Kühlgeräten, die nicht-ökologische Gase verwenden, durch neue Geräte, die eine bessere Energieeffizienz aufweisen. Aber auch mit anderen bedeutenden Initiativen, wie beispielsweise 2008 der Bau einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Audienzhalle, 2009 die Installation einer Solar-Kühlanlage für die Kantine des Vatikans und 2010 ein neues Fernheizwerk mit hocheffizienten Erzeugungseinheiten und Optimierung der Wärmeerzeugung und des Wärmeaustauschsystems. Von 2012 bis 2020 wurden auch die Kraftwerke und thermischen Umspannwerke sowie die zugehörigen Temperaturkontrollsysteme aufgerüstet, um eine bessere Leistung in Bezug auf die Energieeffizienz zu erreichen, mit einer Reduzierung des Verbrauchs von Methangas und Strom sowie der Schadstoffemissionen in die Atmosphäre. Direktexpansions-Klimaanlagen wurden nachgerüstet und durch Systeme mit geringerer Umweltbelastung und weniger Energieverbrauch ersetzt. Außerdem wurden Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung installiert. Das Ziel, vollständig aus erneuerbaren Quellen erzeugten Strom zu importieren, wurde bereits im Jahr 2019 erreicht. Und auch der Verkauf von Einwegplastikprodukten wurde unterbunden.

Es sei auch ein staatliches Aufforstungsprogramm gefördert worden, das in drei Jahren zur Pflanzung von 300 Bäumen verschiedener Arten geführt habe. „Ein wichtiger Meilenstein für den Umweltschutz ist, dass der Staat in diesem Jahr das Ziel erreicht hat, pestizidfrei zu sein. Außerdem wurde ein neues Bewässerungssystem für die Vatikanischen Gärten installiert, das eine Einsparung von etwa 60 Prozent der Wasserressourcen ermöglicht“, so Pater García de la Serrana Villalobos.

(vatican news/osservatore romano – mg)

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18. Dezember 2020, 12:52