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Kardinal Koch: „Ökumene ist keine Kür, sondern Pflicht“

Zum neuen Dokument des vatikanischen Ökumene-Rates haben wir den Präsidenten des päpstlichen Einheitsrates, den Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, interviewt. Das Vademecum richtet sich zwar vor allem an alle Bischöfe der Weltkirche, doch daraus könne jeder Gläubige die eigene ökumenische Einstellung hinterfragen.

Radio Vatikan: An diesem Freitag, 4. Dezember, veröffentlicht der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen ein neues Dokument über das ökumenische Engagement der katholischen Kirche mit dem Titel „Der Bischof und die Einheit der Christen. Ein ökumenisches Vademecum“. Wie ist dieses Dokument entstanden und was ist sein Ziel?

Kardinal Koch: Das Ökumenische Vademecum ist aus einer Anfrage von Mitgliedern unseres Päpstlichen Rates aus dem Jahr 2016 entstanden. Man war der Ansicht, dass ein kurzes Dokument notwendig sei, das die katholischen Bischöfe in ihrem Dienst zur Förderung der Einheit ermutigen, unterstützen und anleiten könne. Darüber hinaus wollten wir mit der Veröffentlichung des Ökumenischen Vademecum den 25. Jahrestag der Enzyklika Ut unum sint sowie den 60. Jahrestag der Gründung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen feiern.

„Das ökumenische Engagement des Bischofs ist keine Kür, sondern Pflicht“

Radio Vatikan: Warum ein spezifisches Dokument für Bischöfe?

Kardinal Koch: Die Verantwortung des Bischofs, die Einheit der Christen zu fördern, wird im Codex des Kanonischen Rechtes (CIC) klar bekräftigt. Das ökumenische Engagement des Bischofs ist keine Kür, sondern Pflicht.

Papst Franziskus und Kardinal Kurt Koch
Papst Franziskus und Kardinal Kurt Koch

Radio Vatikan: Wie sah der Vorbereitungsprozess für dieses neue Dokument aus?

Kardinal Koch: Die Vorbereitung des Ökumenischen Vademecum dauerte etwa drei Jahre. Ein erster Entwurf wurde von den Mitarbeitern unseres Päpstlichen Rates ausgearbeitet und anschließend auf der Plenartagung unseres Dikasteriums im Jahr 2018 vorgestellt. Der Text wurde dann in einem weiteren Schritt an verschiedene Dikasterien der römischen Kurie gesandt. Schließlich approbierte der Heilige Vater das Vademecum, das er als „Ermutigung“ und „Leitfaden“ zur Ausübung der ökumenischen Verantwortung der Bischöfe kennzeichnete.

„Schließlich approbierte der Heilige Vater das Vademecum, das er als „Ermutigung“ und „Leitfaden“ zur Ausübung der ökumenischen Verantwortung der Bischöfe kennzeichnete“

Das Vademecum basiert auf dem Ökumenischen Direktorium von 1993. Es ging jedoch nicht darum, dieses Dokument zu wiederholen, sondern vielmehr eine neue Synthese vorzustellen - aktualisiert und bereichert durch die Themen, die in den letzten Pontifikaten entwickelt wurden, und immer aus dem Blickwinkel des Bischofs, handelt es sich doch um einen Leitfaden, der den Fortschritt im ökumenischen Handeln inspirieren soll.

Radio Vatikan: Was steht denn im Vademecum drin?

Kardinal Koch: Das Dokument ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil mit dem Titel „Die Förderung des Ökumenismus innerhalb der katholischen Kirche“ umreißt die Erfordernisse, die an die katholische Kirche bei der Erfüllung ihres ökumenischen Auftrags gestellt werden. Er befasst sich daher mit den Strukturen der Ökumene auf diözesaner und nationaler Ebene sowie mit den Personen, die in diesen Bereichen der Ökumene tätig sind. Er nimmt die ökumenische Ausbildung und Bildung in den Blick und auch den Einsatz der diözesanen Massenmedien.

Der zweite Teil trägt den Titel „Die katholische Kirche in ihren Beziehungen zu anderen Christen“ und untersucht vier Wege der Zusammenarbeit der katholischen Kirche mit anderen christlichen Gemeinschaften.

Drei Hauptbereiche: Seelsorge, Zeugnis für die Welt, Kultur

Der erste Weg ist der geistliche Ökumenismus, der die „Seele der ökumenischen Bewegung" bildet, wie das Zweite Vatikanische Konzil bekräftigt hat. Das Vademecum hebt insbesondere die Bedeutung der Heiligen Schrift, die „Ökumene der Heiligen" und die „Ökumene des Blutes" sowie die Heilung der Erinnerungen hervor. Dann gibt es den Dialog der Liebe, der die Förderung einer „Kultur der Begegnung“ auf der Ebene der Kontakte und der täglichen Zusammenarbeit umfasst. Des Weiteren gibt es den Dialog der Wahrheit, der sich auf den theologischen Dialog mit anderen Christen bezieht. Und schließlich gibt es den Dialog des Lebens. Dieser Ausdruck umschließt die Möglichkeiten des Austauschs und der Zusammenarbeit mit anderen Christen in drei Hauptbereichen, nämlich der Seelsorge, dem Zeugnis für die Welt und der Kultur.

Radio Vatikan: Eminenz, könnten Sie uns ein paar Worte zum praktischen Aspekt des Ökumenischen Vademecum sagen?

Kardinal Koch: Das Vademecum ruft nicht nur die Grundsätze des ökumenischen Engagements des Bischofs in Erinnerung, sondern es enthält auch eine Liste „praktischer Empfehlungen", die in einfachen und anschaulichen Worten die Aufgaben und Initiativen zusammenfassen, die der Bischof auf örtlicher und regionaler Ebene fördern kann. Ein abschließender Anhang beinhaltet eine kurze Beschreibung der Partner der katholischen Kirche in den internationalen theologischen Dialogen zusammen mit den wichtigsten behandelten Themen.

Radio Vatikan: Was möchten Sie mit dieser Publikation erreichen?

Kardinal Koch: Papst Franziskus wiederholt oft, dass die Einheit durch das Gehen erreicht wird: Wenn wir mit Christus zusammen gehen, wird er selbst unsere Einheit erfüllen: „Die Einheit wird nicht als ein Wunder ganz am Ende zustande kommen ... der Heilige Geist tut dies auf dem Weg“ (Ansprache in der Basilika St. Paul vor den Mauern, 25. Januar 2014, Anm. d. Red.). Ich hoffe, dass dieses Vademecum, dessen Etymologie ja „Geh mit mir!“ bedeutet, den Bischöfen und der ganzen katholischen Kirche auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft, für die unser Herr gebetet hat, eine Hilfe sein kann. Ich danke Ihnen.

Das Ökumenische Vademecum auf der Website des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen

(vatican news - mg)

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04. Dezember 2020, 11:37