Covid-Impfungen: „Dieses Ungleichgewicht ist nicht mehr tragbar"
Eugenio Bonannata und Anne Preckel – Vatikanstadt
Mehr als drei Viertel der verabreichten 128 Millionen Impfdosen gegen Covid-19 wurden bisher in nur zehn Ländern verimpft, die 60 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes (BIP) repräsentieren. Das machten jetzt die Weltgesundheitsorganisation und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen bekannt. In rund 130 Ländern mit 2,5 Milliarden Menschen sei „noch keine einzige Dosis des Impfstoffs verabreicht“ worden, heißt es in der Erklärung von UNICEF-Generaldirektorin Henrietta Fore und WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Der Präfekt des vatikanischen Entwicklungs-Ministeriums betont, in Afrika gebe es schon jetzt mehrere mögliche Produktionsstandorte, etwa im Senegal, in Äthiopien, Kenia und Südafrika. Die gültigen Patentregeln für die Impfstoffe lassen eine Herstellung in Afrika aber bislang nicht zu, kritisiert der Vatikanvertreter und erneuert damit die Forderung des Heiligen Stuhles nach einer globalen Impfstrategie, die den Zugang aller Staaten zu solchen Impfstoffen garantiert. Der Vatikan sieht hierbei vor allem die Vereinten Nationen, aber auch die Welthandelsorganisation in der Pflicht, um ein entsprechend multilaterales Modell zu entwickeln. Die Frage des Zugangs zu Impfstoffen sei ein „globales Sicherheitsproblem“ und müsse auch als ein solches behandelt werden, so das Argument.
Keine Impfstoffe horten
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF, beides Organisationen der UNO, rufen die wohlhabenderen Staaten konkret dazu auf, Impfstoffe über die COVAX-Initiative der UNO an ärmere Länder weiterzugeben, sobald das Gesundheitspersonal und Risikogruppen im eigenen Land geimpft wurden. Das soll sicherstellen, dass eine Impfstoffverteilung in allen Ländern bis Anfang April des Jahres 2021 beginnen kann. „Die Mitarbeiter des Gesundheitswesens stehen an der vordersten Front der Pandemie in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen und sollten zuerst geschützt werden, damit sie uns schützen können“, heißt es dazu in der Erklärung der WHO und von UNICEF.
Impfstoffhersteller sollten die begrenzten Impfstoffvorräte gerecht aufteilen und Informationen über Sicherheit, Wirksamkeit und Produktion vorrangig mit der WHO austauschen, um die Aufsicht über die Vorschriften und die Politik zu gewährleisten, heißt es darin weiter. Sie sollten die Produktion erhöhen und Technologien an andere Hersteller weitergeben, die zur Ausweitung der weltweiten Versorgung beitragen können.
„Im Rennen um den COVID-19-Impfstoff gewinnen wir entweder gemeinsam oder verlieren gemeinsam“. Impfstoffe zu horten koste Leben und zerstöre Existenzen und gebe dem Virus weitere Möglichkeiten zur Mutation, geben sie zu bedenken.
Nicht allein auf Vakzine setzen
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie brauche es einen breiten Ansatz, so der Präfekt des vatikanischen Entwicklungs-Ministeriums Kardinal Turkson. Nicht allein auf Impfstoffe sollte man setzen, sondern auch auf andere medizinische Ansätze der Behandlung. Positiv hebt er in diesem Kontext die Verwendung von Corona-Medikamenten in Deutschland hervor, auch in Kamerun scheine ein alternativer Ansatz zur Impfung Erfolg zu zeigen. Eine vatikanische Taskforce macht sich zudem darüber Gedanken, wie die schweren sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie besonders für ärmere Teile der Welt abgemildert werden können.
(vatican news/who/unicef –pr)
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