Kardinal Sandri: Papst bringt dem Irak Trost und Freude
Giancarlo La Vella und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Im Irak wird der Besuch von Papst Franziskus, der der erste Papst überhaupt sein wird, der das Land bereist, mit Spannung erwartet. Er wird dem Zweistromland, dessen Bevölkerung von Konflikten und Gewalt ausgezehrt ist, Trost und Hoffnung bringen, ist Kardinal Leonardo Sandri überzeugt:
„Papst Franziskus wird dem Volk, der katholischen Kirche und allen Irakern eine Botschaft des Trostes und des Friedens bringen, genauso wie der Anerkennung all des Leids und der Anstrengungen. Dies gilt besonders für die Christen und die Katholiken, für alle, die ihren Glauben bezeugt haben – auch mit ihrem Blut. Bischöfe und Priester sind während des Kriegs und der Gewalt, der Unterdrückung und im Bombenhagel, während der Verfolgung bei ihren Gläubigen geblieben, sie sind nicht weggegangen sondern an der Spitze ihrer Gläubigen und im Dienst für sie geblieben. Es wird eine Reise der Freude, des Trosts und der Freundschaft der katholischen Kirche für das ganze Volk sein, für Christen wie Nicht-Christen.“
Interreligiöser Dialog und Geschwisterlichkeit aller
Laut Schätzungen sind noch zwischen 200.000 und 300.000 Christen vor Ort – bei rund 39 Millionen Einwohnern. Die meisten Christen leben in der irakischen Hauptstadt Bagdad und im Norden des Landes. Mehr als 90 Prozent der Iraker sind Muslime. Daher spielt bei der Irakreise des Papstes, die vom 5. bis zum 8. März 2021 geplant ist, auch der interreligiöse Dialog eine große Rolle. Kardinal Sandri betont, dass auch die Nicht-Christen im Land sich auf den Heiligen Vater freuen. Dies zeige sich etwa darin, dass Papst Franziskus von den Autoritäten des Lands eingeladen wurde. Aus eigener Erfahrung kann Kardinal Sandri zudem sagen, dass er bei all seinen Reisen in den Irak oder andere Länder mit muslimischer Mehrheit nie auf Abneigung oder Unannehmlichkeiten getroffen sei, sondern Offenheit zum Dialog vorfand.
„Ich glaube, das ist die Basis, auf der Papst Franziskus nun der Welt eine ‚neue universale Konstitution‘ vorstellen will, wenn ich das einmal so nennen darf. Es geht darum, im Respekt der Individualität aller Religionen zu versuchen, eine neue, friedliche Welt zu schaffen. Eine gerechte, freie Welt, die die Menschenrechte respektiert, die Rechte aller Männer und Frauen und der Religionsfreiheit – weil wir alle Geschwister sind.“
Treffen mit Großayatollah
Die Irak-Reise von Papst Franziskus gilt daher, so Sandri, nicht nur der katholischen Kirche und den Christen, sondern ganz klar auch allen weiteren Gläubigen vor Ort – etwa der assyrischen Kirche des Ostens, den Orthodoxen und natürlich der muslimischen Mehrheit der Bevölkerung. Besonders verweist Kardinal Sandri auf das geplante Treffen von Papst Franziskus und Großayatollah Ali al-Sistani. Der 90-Jährige ist die höchste geistliche Autorität der Schiiten im Irak und setzt sich immer wieder dafür ein, dass bedrohte christliche Gemeinden im Irak erhalten bleiben. Das alles erinnert ein wenig an die historische Reise von Papst Franziskus nach Abu Dhabi im Februar 2019 und an die dort unterzeichnete Erklärung über die Geschwisterlichkeit aller Menschen, die Papst Franziskus und der Kairoer Großimam Ahmad Mohammad Al-Tayyeb unterzeichneten.
Abu Dhabi-Erklärung umsetzen
„Ich denke, es geht jetzt darum, einen konkreten Schritt zu machen, um von den Worten zu Taten zu kommen. Ein bißchen so, als würde man jetzt sagen: ,Hier können wir diese bessere Welt aufbauen.‘ Dieser Schritt würde noch konkreter, wenn Papst Franziskus auch bald, wie angeküdigt, den Libanon besucht – ein Land, das schon Papst Johannes Paul als Botschaft an alle beschrieb, dass das Zusammenleben von Christen und Muslimen möglich ist. Auch Papst Benedikt XVI. äußerte sich ähnlich, indem er das Land als Laboratorium unterschiedlicher Begegnungen würdigte, weil es eine Botschaft des Friedens darstellt, des Zusammenlebens und -arbeitens , obwohl es unterschiedliche Religionen gibt, wie etwa Muslime und Katholiken oder andere Christen.“
Ganz wichtig dafür, damit der Aufbau einer neuen, friedlichen Welt in Freundschaft aller Religionen gelingen kann, ist - das betont Kardinal Sandri - das konkrete Handeln im Alltag. Hier müsse Respekt für alle gelebt werden, egal ob einer der Mehrheit oder Minderheit im Land angehöre. Papst Franziskus' Irak-Reise sieht der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation so auch als weiteres Zeichen dafür, dass alle Menschen Bürger ihres Lands sind und zum gesellschaftlichen Leben beitragen können.
(vatican news – sst)
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