Kardinal Mario Grech: Ernennungen stärken synodale Kirche
Mario Galgano und Alessandro Gisotti - Vatikanstadt
Es sei ein Schritt von großer Bedeutung, um das Generalsekretariat der Bischofssynode zu stärken und dem Engagement für eine synodale und missionarische Kirche neuen Schwung zu verleihen. So kommentierte Kardinal Mario Grech gegenüber den vatikanischen Medien die an diesem Samstag bekannt gegebene Ernennung von zwei Untersekretären für die Bischofssynode. Der maltesische Kardinal geht insbesondere auf die Ernennung von Schwester Nathalie Becquart ein, der ersten Frau, der dieses Amt übertragen wird, und auf die Perspektiven, die diese Ernennung für die Rolle der Frauen im Leben der Kirche eröffnet:
Radio Vatikan: Kardinal Grech, an diesem Samstag wurden die Ernennungen der beiden Untersekretäre des Generalsekretariats der Bischofssynode bekannt gegeben. Die Ernennung von Schwester Nathalie Becquart sticht dabei besonders hervor. Zum ersten Mal wurde eine Frau für diese Aufgabe ernannt. Welche Bedeutung hat diese Wahl für den von Papst Franziskus so geliebten synodos, den gemeinsamen Weg der Synodalität?
Kardinal Grech: Papst Franziskus hat uns mehrfach daran erinnert, dass eine synodale Kirche eine Kirche ist, die sich durch das Hören auszeichnet: durch gegenseitiges Hören, bei dem alle - Gläubige, Bischöfe und der Bischof von Rom - voneinander lernen; und vor allem durch das gemeinsame Hören auf den Heiligen Geist.
Die Ernennung von Schwester Nathalie Becquart zur Untersekretärin hilft uns also, uns konkret daran zu erinnern, dass in den synodalen Prozessen die Stimme des Volkes Gottes einen besonderen Platz hat und dass es grundlegend ist, Wege zu finden, um in ihnen eine wirksame Beteiligung aller Getauften zu fördern.
Diese Perspektive hat die Art und Weise geprägt, wie Papst Franziskus die Synode während seines gesamten Pontifikats interpretiert hat. Wir haben das bei der Jugendsynode und dann bei der Synode zu Amazonien gesehen: Das Zuhören und die Teilnahme von Jugendlichen und indigenen Völkern hatten einen entscheidenden Einfluss auf ihre Vorbereitung und Durchführung.
Radio Vatikan: Als Untersekretärin wird Schwester Nathalie auf der nächsten Synode, die sich mit der Synodalen Kirche beschäftigt, Stimmrecht haben. Das Thema der Frauenstimmen auf Synoden war bei den letzten Synodentagungen sehr präsent. Stellt diese Nominierung auch eine Öffnung für die Möglichkeit dar, dass andere Frauen das Stimmrecht auf der Synode erhalten?
Kardinal Grech: In den letzten Synoden haben zahlreiche Synodenväter die Notwendigkeit betont, dass die gesamte Kirche über den Platz und die Rolle der Frauen in der Kirche nachdenkt. Auch Papst Franziskus hat bei mehreren Gelegenheiten betont, wie wichtig es ist, dass Frauen stärker in kirchliche Unterscheidungs- und Entscheidungsprozesse einbezogen werden; und schon bei den letzten Synoden ist die Zahl der Frauen, die als Expertinnen oder Auditorinnen teilnahmen, gestiegen. Mit der Ernennung von Schwester Nathalie Becquart und ihrer Möglichkeit, mit Stimmrecht teilzunehmen, ist eine Tür geöffnet worden - wir werden sehen, welche weiteren Schritte in der Zukunft unternommen werden können.
Radio Vatikan: Ein weiteres Novum: Zum ersten Mal gibt es für die Bischofssynode zwei Untersekretäre. Welchen spezifischen Beitrag wird der Untersekretär, Pater Luis Marín de San Martín, der aus einer großen geistlichen Tradition wie der der Augustiner stammt, leisten?
Kardinal Grech: Pater Luis Marín de San Martín hat viel Erfahrung in der Begleitung von gemeinschaftlichen Entscheidungsprozessen und sein Wissen über das Zweite Vatikanische Konzil wird wertvoll sein, um die Wurzeln des synodalen Weges stets präsent zu halten. Auch die Tatsache, dass die beiden Untersekretäre der Bischofssynode Ordensleute sind, die jeweils in einer spezifischen Spiritualität gewachsen sind, sagt aus, wie wichtig es ist, dass die Synodalkirche auch die verschiedenen Charismen in der Kirche in den Blick nimmt.
Radio Vatikan: Sind diese Ernennungen auch mit einer neuen Arbeitsweise der Synode verbunden? Kann man weitere Neuerungen in der Struktur des Generalsekretariats erwarten?
Kardinal Grech: Ohne Zweifel. Diese Ernennungen unterstreichen, wie wichtig es ist, dass der Weg einer synodalen Kirche von einem Team begleitet wird, das zusammenarbeitet: Die Struktur und die Arbeitsweise des Generalsekretariats müssen selbst synodal sein! Diese Teamarbeit ermöglicht es den Laien, sich mehr an der Dynamik der Verantwortung zu beteiligen.
Auf diese Weise möchte ich, dass wir drei und alle Mitarbeiter des Synodensekretariats in einem Geist der Zusammenarbeit arbeiten und mit einem neuen Stil der „synodalen“ Leitung experimentieren, einer Leitung im Dienst, die weniger klerikal und hierarchisch ist, die Partizipation und Mitverantwortung zulässt, ohne sich gleichzeitig aus der Verantwortung zu stehlen, die ihr anvertraut worden ist. Auch hierin versuchen wir dem Beispiel von Papst Franziskus zu folgen.
Radio Vatikan: In den vergangenen Tagen hat der Papst die Kirche in Italien ermutigt, einen synodalen Prozess zu beginnen. Andere Kirchen haben synodale Prozesse eingeleitet oder sind dabei, sie einzuleiten. Wie beurteilen Sie diese erneute Bereitschaft der Ortskirchen, einen „synodalen Stil“ anzunehmen?
Kardinal Grech: Papst Franziskus betonte, dass „Synodalität der Weg ist, den Gott von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet“; und er bestand auf der Verbindung zwischen Synodalität und der Mission der Evangelisierung. Die Pandemie-Situation hat noch mehr verdeutlicht, wie wichtig es ist, als Kirche und als Gesellschaft „gemeinsam zu gehen“ und die Bande, die uns miteinander verbinden, verantwortungsvoll wahrzunehmen.
Darüber hinaus wird die Ankündigung der nächsten Synode zur Synodalität bereits von der synodalen Dynamik befruchtet, die sich in den Ortskirchen abspielt, wenn auch in unterschiedlichen Kontexten und mit unterschiedlichen Modalitäten; wenn die Kirche in Italien sich in diese Richtung bewegt, wird sie auch die Reflexion der Weltkirche bereichern können. Als Generalsekretariat der Synode verfolgen wir mit Interesse all diese verschiedenen laufenden synodalen Prozesse und wir sind bereit, uns in deren Dienst zu stellen. Sie sind Gelegenheiten, gemeinsam zu suchen, wie man jenen „synodalen Stil“ fördern und entwickeln kann, der in den Wünschen von Papst Franziskus steckt und den verschiedene Gläubige in der ganzen Welt anstreben.
(vatican news)
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