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Vatikan startet weltweites „Jahr der Familie“

Noch mal was von „Lumen fidei“ gehört? Nein? Dabei war das die erste Enzyklika von Papst Franziskus. Doch der schöne Text vom Juni 2013 ist in der Schublade verschwunden.

Ein solches Schicksal droht leider so manchem Vatikanpapier. Damit das mit „Amoris laetitia“ anders läuft, hat Papst Franziskus ein „Jahr der Familie – Amoris laetitia“ ausgerufen. Es startet an diesem Freitag und soll die Impulse des Schreibens wachhalten, mit dem Franziskus am 19. März 2016 seine Schlussfolgerungen aus gleich zwei vatikanischen Bischofssynoden zur Neujustierung der Ehe- und Familienseelsorge zog.

„Die fünf Jahre seit der Veröffentlichung von Amoris laetitia können ein Stimulus für die ganze Kirche sein, dieses wichtige Dokument, Ergebnis eines langen synodalen Wegs, wieder in die Hand zu nehmen.“ Das sagte US-Kardinal Kevin Farrell, Präfekt des Vatikan-Ministeriums für Laien, Familie und Leben, an diesem Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz im Vatikan. „Das Jahr der Familie – Amoris laetitia wird eine gute Gelegenheit, um die Früchte dieses Wegs noch reifer werden zu lassen, nicht nur in den verschiedenen Bereichen der Kirche, sondern auch in den Familien selbst.“

Gabriella Gambino gehört zur Führungsspitze des vatikanischen Familien-Ministeriums
Gabriella Gambino gehört zur Führungsspitze des vatikanischen Familien-Ministeriums

Ein Text, der das Wiederlesen lohnt

Tatsächlich ist „Amoris laetitia“ eine schöne Lektüre. Dem Text geht alle Säuerlichkeit ab; stattdessen liegt der Akzent, wie der Titel schon sagt, auf der Freude und dem Positiven. „Du und deine Frau“, „Die Zärtlichkeit der Umarmung“, „Unsere tägliche Liebe“, „Freude und Schönheit“, „Gott liebt das frohe Genießen seiner Kinder“ – so heißen einige Kapitel des Schreibens.

„Familien nicht mehr als bloßes Objekt der Seelsorge begreifen“

Kardinal Farrell erhofft sich von einer Relecture des Textes einen „Mentalitätswechsel“. „Wir sollten dazu übergehen, Familien nicht mehr als bloßes Objekt der Seelsorge zu begreifen, sondern als Subjekt. Die Familien sind voller Möglichkeiten und Gaben für die ganze Gesellschaft und für die Kirche, darum sollen sie in den Pfarreien und Bistümern zu Akteuren werden… Man sollte den Familien mehr Raum geben. Sie sind eine Botschaft der Hoffnung für die ganze Welt und vor allem für die jungen Leute…“

Nun spart „Amoris laetitia“ bei seinen Überlegungen zu Ehe und Familie aber auch die Kratzer im Bild nicht aus. Der Papst schreibt auch über die Brüche, die Unvollkommenheiten, die Gefährdungen. Da geht es etwa um Trennung, Scheidung, Wiederheirat. Und auch um das Thema Homosexualität - naturgemäß mit anderer Akzentsetzung als im jüngsten Dokument aus der Glaubenskongregation. Auch darum lohnt „Amoris laetitia“ mit seinem positiven Grundton eine neue Lektüre.

Gleich zwei Bischofssynoden im Vatikan beschäftigten sich seit Franziskus' Amtsantritt mit Ehe und Familie
Gleich zwei Bischofssynoden im Vatikan beschäftigten sich seit Franziskus' Amtsantritt mit Ehe und Familie

„Leider hat sich in den letzten Jahren die Debatte nur auf einen Teil des Dokuments konzentriert“

„Als Ehefrau und Mutter erlebe ich wie alle anderen auch die Mühen dieser Zeit, was Ehe und Familie betrifft“, sagte die Untersekretärin des vatikanischen Familien-Ministeriums, Gabriella Gambino. „Aber ich muss sagen, dass es bewegend ist, wenn ich an meinem Schreibtisch die Mails und Briefe aus aller Welt lese, die der Kirche viel Dankbarkeit und Hoffnung ausdrücken.“

In den letzten Jahren sei viel über „Amoris laetitia“ geschrieben und nachgedacht worden, so Frau Gambino. „Jetzt ist es Zeit zu handeln. ‚Amoris laetitia‘ hat uns viel zu sagen. Es enthält pastorale Strategien und Ratschläge, die wir mit Intelligenz und pastoraler Kreativität zwischen den Zeilen entdecken. Der Papst hat mehrmals gesagt, man solle den Text doch bitte nicht nur durch die ‚Was darf man und was darf man nicht‘-Brille lesen. Leider hat sich in den letzten Jahren die Debatte nur auf einen Teil des Dokuments konzentriert.“

Die berühmteste Fußnote der jüngeren Kirchengeschichte

Man könnte sogar noch genauer sagen: nur auf eine Fußnote. Es ist die Fußnote 351, in der Franziskus erklärt, wiederverheiratete Geschiedene könnten unter Umständen auch die „Hilfe der Sakramente“ erhalten. Diese Zeilen aus Kapitel acht von „Amoris laetitia“ rührten eine heftige Diskussion auf; mehrere Kardinäle teilten dem Papst schriftlich Zweifel („dubia“) mit. Ende Dezember stellte der Vatikan daraufhin klar, dass Franziskus‘ vorsichtige Öffnung in diesem Punkt „authentisches Lehramt“ sei.

„Fragen, die die Familien stark interessieren“

„In diesem Jahr sollten wir ‚Amoris laetitia“ als ein Ganzes lesen“, rät darum Frau Gambino. „Wir sollten alle geistlichen und pastoralen Aspekte des Dokuments in den Blick nehmen; man hat wenig von ihnen gesprochen, dabei gehen sie die breite Mehrheit der Familien stärker an. Denken wir an die Überlegungen zu den emotionalen, affektiven und sexuellen Elementen der Liebe; an die Offenheit für das Leben, an die verschiedenen Arten von Beziehung, die man in der Familie lebt; an die Ratschläge, was die moralische, geistige und sexuelle Erziehung der Kinder betrifft. All das sind Fragen, die die Familien stark interessieren…“

Das vatikanische Dikasterium für Laien, Familie und das Leben (so der offizielle Name der Einrichtung) hat eine Reihe von Arbeitshilfen erarbeitet und eine Homepage zum Familienjahr freigeschaltet – allerdings nicht auf Deutsch. Papst Franziskus will während des Themenjahres jeden Monat ein Video veröffentlichen. Und dann kann natürlich, wer will, ganz einfach noch mal in „Amoris laetitia“ lesen…

(vatican news – sk)
 

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18. März 2021, 11:53