„Präsenz von Frauen öffnet neue Horizonte beim Bibelstudium“
Die aus Barcelona stammende Calduch-Benages ist seit 2014 Mitglied dieser an der Glaubenskongregation angesiedelten Kommission; sie lehrt auch am Päpstlichen Bibelinstitut.
Wir fragten sie, was ihr durch den Kopf ging, als sie letzte Woche von ihrer Beförderung durch Papst Franziskus hörte. „Zum einen war ich überrascht, denn mit so etwas hätte ich niemals gerechnet. Und dann war ich dankbar dafür, dass man mir dieses Vertrauen entgegenbringt. Ich glaube, die Präsenz von Frauen in dieser – wie in anderen! – Kommissionen ist ein positives und wichtiges Element, das in der Kirche neue Horizonte öffnet.“
Was Frauen einbringen? Ihre Kompetenz, ihre Perspektive
Die katalanische Exegetin gehörte auch zu einem Gremium, das sich mehrere Jahre lang im Auftrag des Papstes mit dem Thema Diakonat der Frau beschäftigt hat. „Drei Jahre lang, von 2016 bis 2019, habe ich mich zusammen mit anderen diesem Thema gewidmet“, sagt sie dazu. „Und auch wenn die Ergebnisse gewissermaßen als fragmentarisch erachtet wurden, war die Arbeit in dieser Kommission doch eine sehr bereichernde Erfahrung – in intellektueller, kirchlicher und auch in menschlicher Hinsicht. Wir sind untereinander zu Freunden und Mitarbeitern geworden. Das ist viel wert.“
Fragt man Frau Calduch-Benages, was genau Frauen bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Heiligen Schrift einzubringen haben, kommt ihre Antwort prompt: „Ihre Kompetenz, ihre Interessen, ihre Perspektive. Denken Sie zum Beispiel an die weiblichen Figuren in der Bibel – ihre Erzählungen, den Einsatz weiblicher Metaphern, an die weibliche Hermeneutik und so viele andere Aspekte. Vor vierzig Jahren waren weibliche Bibelexperten noch so gut wie unsichtbar, und darum wurden damals diese Themen und diese Zugänge zur Schrift in den Exegeten-Kreisen nicht in Betracht gezogen. Heute werden weibliche Bibelexperten hingegen allgemein geschätzt, und ihre Veröffentlichungen werden immer zahlreicher.“
Komplexe Frauenbilder im Alten Testament
Gerade im Alten Testament, das Calduch-Benages unterrichtet, tauchen viele markante Frauenfiguren auf, zum Beispiel Ester, Judith oder Rut. Besonders eindringlich sind Momente, in denen Frauen selbst das Wort ergreifen. Das Lied der Hanna im 2. Kapitel des ersten Buches Samuel gilt als ein Vorbild des „Magnifikat“, das Maria beim Evangelisten Lukas anstimmt; Psalm 31 („Herr, mein Herz ist nicht stolz“) wurde ziemlich sicher (dieser Überzeugung war zumindest der große Psalmenkenner Erich Zenger) von einer Frau verfasst.
„In einigen Erzählungen der Bibel sind Frauen wirkliche Protagonistinnen der Geschichte Israels, die eine wichtige Mission für das Volk zu leisten haben. In anderen allerdings wirken sie wie bloße Instrumente männlicher Machthaber. In wieder anderen werden sie von den Autoren völlig mit Schweigen übergangen, so dass wir ihre Geschichten nicht kennenlernen und ihre Stimmen nicht hören können. Das ist unsere größte Schwierigkeit. Man darf auch nicht vergessen, dass die biblischen Texte aus der Antike stammen und die Frauen darin aus männlich zentrierter Perspektive gezeichnet werden.“
(vatican news – sk)
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