Parolin zu Irak-Reise: Das Land gemeinsam wieder aufbauen
Stefanie Stahlhofen und Massimiliano Menichetti – Vatikanstadt
Schon Papst Johannes Paul II. wollte gern in den Irak reisen, möglich war dies aber damals nicht. Daher ist Franziskus nun der erste Papst, der das Land zwischen Euphrat und Tigris besucht. Geplant ist die Reise vom 5. bis zum 8. März 2021. Dass Franziskus ausgerechnet dieses Ziel für seine erste Reise nach der Corona-Pause wählt, hat mehrere Gründe, berichtet Kardinal Pietro Parolin:
„Seine Aufmerksamkeit richtet sich auf ein besonders leidendes Land, ein Land, das von Krieg, Terrorismus, Gewalt und Auseinandersetzungen gezeichnet ist. Hier will Papst Franziskus ein besonderes Zeichen seiner Aufmerksamkeit setzen, einer besonderen Nähe für dieses Land, den Irak.“
Das Programm der viertägigen Reise ist dicht und spiegelt die Anliegen des Papstes: So begegnet er diversen politischen Führern, besucht die Ninive-Ebene, trifft sich mit der Ortskirche, um der katholischen Minderheit und den verfolgten Christen den Rücken zu stärken. Am Samstag stehen in Ur der interreligiöse Dialog und die Geschwisterlichkeit aller Menschen im Zentrum, und am Sonntag will Franziskus in Mossul der Opfer des Krieges gedenken. Insgesamt ist es dem Papst ein Anliegen, Mut und Hoffnung für die Zukunft zu bringen:
„Das Ziel und die Bedeutung dieser Reise sind, die Nähe des Papstes gegenüber dem Irak und den Irakern auszudrücken und eine bedeutende Botschaft zu senden: Es muss zusammengearbeitet werden, man muss sich zusammentun, um das Land wieder aufzubauen und alle Wunden zu heilen, damit eine neue Etappe beginnen kann.“
Besondere Bedeutung hat aus Sicht Parolins das Treffen mit dem schiitischen Großayatollah Ali al-Sistani am Samstag. Der muslimische Religionsführer ist, wie der Kardinalstaatssekretär erklärt, einer der einflussreichsten Schiiten, er mache sich für friedliches Zusammenleben aller ethnischen und religiösen Gruppen im Land stark und könne auch ein wichtiger Pfeiler für den Dialog und die Zusammenarbeit von Christen und Muslimen sein.
Im Dezember 2018 besuchte die Nummer Zwei des Heiligen Stuhles persönlich - im Namen des Papstes – den Irak. Damals sagte Kardinal Parolin, Christen und Muslime seien gerufen, Dunkelheit, Angst und Sinnlosigkeit gemeinsam zu besiegen.
„Ich denke, die Worte von damals sind auch heute noch aktuell. Sie passen auch zum Motto der Reise: „Ihr alle seid Brüder“. Diese Geschwisterlichkeit ergibt sich aus der Tatsache, dass alle Kinder des gleichen Vaters sind. Es gibt aber auch eine Beziehung zu Abraham, dessen Heimat ja gerade der Irak war. Von dort hat er sich aufgemacht, dem Ruf des Herrn zu folgen. Auf Abraham berufen sich Christen wie Muslime. Daraus muss sich auch ein gemeinsamer Einsatz ergeben.“
Zweifellos sei die Reise von Papst Franziskus in den Irak auch ein wichtiges Signal für die von dort vertriebenen Christen, sagt Kardinal Parolin im Interview mit den Vatikanmedien Vatican News und L'Osservatore Romano. Es gehe darum, die Menschen zu ermutigen, im Nahen Osten zu bleiben und ihren Glauben dort mutig zu bezeugen.
Ein Land mit vielen Herausforderungen
Die irakische Regierung sieht der Vatikandiplomat vor vielen Herausforderungen, um Einheit und Frieden im Land zu schaffen. Es brauche Vergebung und Versöhnung, aber ebenso müssten die Autoritäten gegen Korruption, Diskriminierung und Ungerechtigkeit vorgehen.
Es gibt also viel zu tun. Papst Franziskus glaubt daran, dass der Irak es schaffen kann – auch das zeigt er mit seiner Reise in das Land.
(vatican news – sst)
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