Ostertermin: „Papst Franziskus wäre bereit, Kompromisse zu machen“
Mario Galgano – Vatikanstadt
Zu den Themen, die die ökumenischen Gespräche belasten und als Hürde gelten, zählen die Feiertagsfragen. Ob Weihnachten oder Ostern: Nicht alle Christen feiern diese beiden wichtigsten Feste im Kirchenjahr am selben Tag. Besonders kompliziert ist das beim Ostertermin. Immer wieder kamen Vorstöße, man möge doch die christlichen Hochfeste alle gemeinsam am selben Tag feiern. Der jüngste Vorschlag stammt von Erzbischof Job Getcha von Telmessos, dem Leiter der Ständigen Vertretung des Patriarchats von Konstantinopel.
Der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kardinal Kurt Koch, befürwortet eine gemeinsame Lösung ausdrücklich. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er, auch Papst Franziskus liege ein gemeinsamer Ostertermin sehr am Herzen. Gerade in gemischtkonfessionellen Ehen sei die Terminfrage eine Belastungsprobe. So könne es vorkommen, dass der eine Ehepartner bereits Ostern feiere, während der andere noch in der Fastenzeit sei.
„Ich glaube, Papst Franziskus wäre sogar bereit, hier Kompromisse zu machen. Es ist ein Anliegen, das auch einen sehr starken Impuls vom koptischen Papst Tawadros bekommen hat, und wenn nun auch eine Initiative von orthodoxer Seite kommt, dann ist das zu begrüßen. Erzbischof Job redet ja vor allem in die orthodoxe Kirche hinein, dass man jetzt darauf eingehen soll. Das war ja schon lange in Verhandlung gewesen und es war auch auf dem (Panorthodoxen) Konzil von Kreta eigentlich als Thema vorgesehen gewesen. Doch es wurde bisher nicht realisiert. Es geht um eine Kalenderreform in der orthodoxen Kirche, die durchgeführt werden soll. Denn dann würde es auch Hoffnungszeichen entstehen, dass man einen gemeinsamen Weg für alle Christen finden würde. Es wäre natürlich schön, wenn dies zum 1.700 Jahr-Jubiläum des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa einen neuen Weg gefunden würde.“
In vier Jahren, 2025, jährt sich das Erste Ökumenische Konzil von Nizäa zum 1.700 Mal. Damals, 321, wurde versucht, die grundlegenden Differenzen im Osterfeststreit mit der Festlegung des Osterfestdatums auszuräumen. Der genaue Wortlaut des Beschlusses ist nicht erhalten, doch lässt sich aus einem Schreiben Kaiser Konstantins schließen, dass das Osterfest gemäß dem Konzil zu feiern sei und zwar an einem Sonntag nach dem jüdischen Pessach-Fest. Die beabsichtigte Einheit in der Osterfeier erreichte das Konzil jedoch auch noch nicht. Aber seither ging es vorwiegend nur noch darum, welche die richtige und sichere Rechenmethode sei, den Termin voraus zu bestimmen. „Die Schwierigkeit ist dann später entstanden, als Papst Gregor XIII. die Kalenderreform - den Gregorianischen Kalender - eingeführt hat, der in den westlichen Kirchen dominierend geworden ist, während die orthodoxen Kirche weiterhin am Julianischen Kalender festhalten.“
Jüdische Wurzeln
Was aus Sicht des Kardinals wenig Sinn machen würde: das Osterfest auf einen willkürlichen fixen Sonntag festzulegen. „Ich glaube, die jüdischen Wurzeln dürfte man auch nicht vergessen, wenn man eine Lösung finden will", so Koch. „Wenn man jetzt irgendein Datum nehmen würde, z. B. den zweiten Sonntag im April oder sowas, dann müsste man auch sensibel gegenüber den jüdischen Wurzeln sein. Deshalb ist die Frage nicht sehr einfach, aber ich denke, es ist gut, wenn sie angegangen wird.“
Wie sensibel die Frage des Ostertermins ist, zeigt das Beispiel Griechenland, auf das Kardinal Koch verweist. Als das südosteuropäische Land 1923 den Gregorianischen Kalender übernahm, habe dies Komplikationen ausgelöst.
„Das hat dann auch dazu geführt, dass da noch eine dritte Kalender eingeführt worden ist, nämlich der Meletianische Kalender (der sogenannte Neujulianische Kalender, Anm. d. Red.), der eine neue Berechnung des Julianischen Kalenders ist. Teilweise hat die Kalender-Frage auch zu Spaltungen innerhalb der orthodoxen Kirche geführt, und das will man natürlich auf jeden Fall vermeiden. Es hat keinen Sinn, ein gemeinsames Osterdatum zu finden, wenn das noch zu neuen Spannungen führen würde.“
(vatican news)
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