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Kind inmitten von ausrangierten Waffen, War Memorial Museum in Seoul Kind inmitten von ausrangierten Waffen, War Memorial Museum in Seoul 

Vatikan: Abrüstung ist Voraussetzung für Stabilität und Frieden

Es gelte, sich der „Logik der Verbreitung von Waffen“ zu widersetzen, betonte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Er äußerte sich, neben vielen weiteren Vatikanvertretern, am Dienstagnachmittag bei einem Online-Workshop zum Thema Abrüstung und Pandemie.

Die Veranstaltung stand unter dem Titel: „Advancing integral disarmament in times of pandemic” (Ganzheitliche Abrüstung in Zeiten der Pandemie vorantreiben). In dem Webinar stellten der Vatikan und die mitveranstaltende SOAS University of London Initiativen und Beispiele für Abrüstung und Konfliktlösungen vor.

Die Pandemie habe erneut deutlich gemacht, dass sich keiner allein retten kann, führte Kardinal Parolin zunächst aus. Dies hatte auch Papst Franziskus wiederholt betont, etwa in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ vom Oktober 2020 sowie bei seiner Irakreise Anfang des Monats. In der antiken Stätte Ur hatte der Papst bei einem interreligiösen Treffen einen flammenden Appell für Frieden gehalten. In diesem Zusammenhang verurteilte Franziskus auch „Rüstungswettläufe“ und Konsumstreben. So wie Isolation keine Lösung im Kampf gegen die Pandemie sei, sei auch ein „Run auf Waffen“ keine Lösung, betonte nun auch Kardinal Parolin beim Webinar.

Ziel des Webinars war dementsprechend, einen globalen Waffenstillstand zu fördern. Die Veranstaltung wurde vom Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen und der Vatikanischen Covid-19-Kommission in Zusammenarbeit mit dem Strategischen Konzept zur Beseitigung von Waffen und ihrer Verbreitung (SCRAP) der SOAS-Universität in London organisiert. Unter den Teilnehmern waren hochrangige Persönlichkeiten des Vatikans, Wissenschaftler und Leiter internationaler Organisationen.

Kraft des Gesetzes nicht Gesetz des Stärkeren

Eindringlich warb Kardinal Parolin dafür, auf ein ganzheitliches Sicherheitskonzept für alle Menschen zu setzen. Ausgehend von gegenseitigem Respekt, Dialog und Vertrauen müssten alle Menschen gemeinsam aktiv werden. „Die Kraft des Gesetzes“ dürfe nicht durch „das Gesetz des Stärkeren“ ersetzt werden, mahnte der Kardinal. Konkret rief Parolin dazu auf, sich der weiteren Verbreitung von Waffen entgegenzustellen und sich für das Gemeinwohl sowie ein Ende der Armut stark zu machen. Sicherheit für alle sei möglich, wenn auf Solidarität, Gerechtigkeit und ganzheitliche menschliche Entwicklung gesetzt und Menschenrechte sowie die Schöpfung respektiert würden.

Das Ziel: Globaler Waffenstillstand und Abrüstung

Der gesamte Prozess der Abrüstung - so der Hinweis des Kardinalstaatssekretärs – könne hier einen „wichtigen Beitrag“ leisten. Es müssten daher Massenvernichtungswaffen geächtet werden und auch dem illegalen Handel mit Klein- und Leichtwaffen ein Ende bereitet werden. Ebenso warb er dafür, Vorrichtungen zu verbieten, die schwerwiegende humanitäre Auswirkungen haben, wie Landminen oder Streubomben. Auch künstliche Intelligenz und Cybersicherheit müssten genau im Auge behalten werden, damit sie nicht zu „neuen Werkzeugen des Krieges" würden.

Kardinal Peter Turkson, Präfekt des vatikanischen Entwicklungsdikasteriums , eröffnete die Veranstaltung mit einem Appell an die nationalen Staats- und Regierungschefs, die Ressourcen umzuverteilen und auf die globalen Probleme der Menschheit zu antworten – etwa den weltweiten Hunger und die Folgen der Pandemie. Der Kardinal sagte, die Gesundheits- und Wirtschaftskrise erfordere eine konzertierte Aktion der Regierungen. Sie sollten die Gelegenheit zur Abrüstung nutzen und so freigewordene Gelder für die wirtschaftliche Erholung einsetzen.

Gelder für Waffen lieber in Entwicklung investieren

Ähnlich äußerte sich auch Professor Dan Plesch von der SOAS-Universität in London. Er merkte an, dass es schon ausreichen würde, die Hälfte der zwei Billionen Dollar, die die Welt für Militärausgaben ausgibt, umzuleiten, um Steuersenkungen zu ermöglichen, die globale Gesundheitsversorgung zu finanzieren und die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren. Auf diese Weise könnten viele Kriegsursachen beseitigt werden, so der Experte. Dr. Olamide Samuel, ebenfalls Professor an der SOAS in London, erzählte den Teilnehmern des Webinars von beunruhigenden Forschungsergebnissen: Wenn Regierungen mehr Steuergelder für Atomwaffen ausgeben, neigen sie demnach auch dazu, weniger in Gesundheits- und Sozialprogramme zu investieren.

Unter den Rednern war auch Erzbischof Ivan Jurkovič, ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen in Genf. Er brachte die Sorge des Heiligen Stuhls angesichts neuer „automatisch tötender" Waffen zum Ausdruck.

Angesprochen wurde auch die Rolle religiöser Organisationen zur Förderung von Abrüstung und ganzheitlicher Entwicklung. Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, sagte, Christen sollten die Bemühungen um Abrüstung als gemeinsamen Ziels verfolgen. Kardinal Miguel Ayuso Guixot, Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, betonte, interreligiöser Dialog sei unerlässlich für erfolgreiche Abrüstung.

(vatican news – sst)  

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24. März 2021, 13:55