Webinar zum Weltfrauentag: Frauen lesen „Fratelli tutti“
Die Enzyklika über Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft steht im Zentrum eines Webinars an diesem Mittwoch, bei dem weibliche Führungspersönlichkeiten unterschiedlicher Religionen und Kulturen zu Wort kommen.
Organisiert wurde das ökumenische und interreligiöse Seminar von der Weltunion katholischer Frauenverbände (WUCWO) anlässlich des internationalen Weltfrauentags am 8. März. Zwei Vatikangremien wirken dabei mit: der weibliche Beraterstab des päpstlichen Kulturrates und der Päpstliche Rat für Interreligiösen Dialog. Patinnen stehen die Botschafterinnen beim Heiligen Stuhl von Argentinien, Österreich, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Peru und Osttimor, unter deren Schirmherrschaft die Veranstaltung stattfindet.
Vielfältige Perspektiven
Neben einer Videobotschaft der ehemaligen UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova, die als weibliches Mitglied im „Hohen Komitee für die Brüderlichkeit unter den Menschen“ im islamisch-christlichen Dialog engagiert ist, sind Beiträge weiterer Vertreterinnen aus Christentum, Judentum und Islam, Buddhismus und Hinduismus vorgesehen. Das Wort ergreifen etwa die Soziologieprofessorin und Vatikanberaterin Consuelo Corradi, Leiterin des Frauenrates im Päpstlichen Kulturrat, sowie die muslimische Theologin Shahrzad Houshmand, die ebenfalls dort Mitglied ist. Auch sprechen die Präsidentin des Interreligiösen und Interkulturellen Komitees des Internationalen Rates der Jüdischen Frauen, Nadine Iarchy, die britische Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Sally Axworthy, sowie die stellvertretende Generalsekretärin des Ökumenischen Rates der Kirchen, Isabel Phiri. Weitere Beiträge kommen von Elena Seishin Viviani von der Buddhistischen Union und Svamini Hamsananda Ghiri von der Hinduistischen Union in Italien. Grußworte sprechen Kardinal Gianfranco Ravasi, Präsident der Päpstlichen Kulturrates, und Kardinal Miguel Ángel Ayuso Guixot, Präfekt des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.
Weltunion-Präsidentin Zervino: Weibliches Potential besser nutzen
„Gott hat uns als Männer und Frauen erschaffen, und deshalb ist es von grundlegender Bedeutung, die beiden Sichtweisen zu berücksichtigen, die beide bereichernd sind und von denen wir immer lernen können“, sagt die Argentinierin Maria Lia Zervino, Präsidentin der Weltunion katholischer Frauenverbände (WUCWO), im Interview mit Radio Vatikan. Sie weist darauf hin, dass ein Großteil des weiblichen Potentials in der katholischen Kirche noch gar nicht ausgeschöpft sei: „Es ist noch ein langer Weg bis zu dem, was der Papst erreichen will. Nämlich, dass die Frauen an den Stellen in der Kirche mitwirken, wo sie mitentscheiden können.“
Bereits vor zwei Jahren habe die Weltunion katholischer Frauenverbände den Dialog von Frauen unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen und Religionen intensiviert, berichtet Zervino. Anlass war das vom Papst und dem sunnitischen Großimam Al Tayyeb im Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnete Dialog-Dokument über die menschliche Geschwisterlichkeit. „Wir sind dann im Jahr 2020 zu einer gemeinsamen Erklärung gekommen und haben festgestellt, dass es gemeinsame Punkte gibt, um menschliche Geschwisterlichkeit gemäß den vom Papst angegebenen Richtlinien durch Frauen in der Welt zu verwirklichen. In diesem Jahr 2021 hoffen wir, diesen Weg des Dialogs einen Schritt weiterzugehen und zu konkretiesieren - es geht jetzt darum, von Erklärungen zu Fakten überzugehen.“
Gelebte Geschwisterlichkeit
Im Rahmen der Weltunion katholischer Frauenverbände (WUCWO) werden bereits zahlreiche Initiativen für die Umsetzung von mehr Geschwisterlichkeit, Solidarität und Gerechtigkeit vorangetrieben. Zu diesen zählt etwa der Kampf gegen den Menschenhandel und gegen die Diskriminierung von Frauen, Gebetsinitiativen und Familienarbeit.
Die Enzyklika „Fratelli tutti“ begreift Zervino selbst als „tägliche Gewissensprüfung“, wie sie gegenüber Radio Vatikan sagt: „Ich wache auf und schaue mir an, was in der Welt passiert, was positiv und was negativ für die Frauen ist, um mit diesem Geist der sozialen Freundschaft und der menschlichen Geschwisterlichkeit voranzukommen und Antworten auf die Vorschläge des Papstes zu geben.“
(vatican news – pr)
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