Streng vertraulich: Wie der Vatikan Bischofs-Kandidaten prüft
Für uns hat die verschwiegene Behörde jetzt aber mal eine Ausnahme gemacht: Ouellet sagte uns in einem Interview, worauf es aus seiner Sicht bei der Auswahl von Bischofskandidaten ankommt. Nicht perfekte Christen würden gesucht, aber reife Persönlichkeiten, die ein „Gleichgewicht zwischen Handeln und Nachdenken“ zu halten wissen und über die Gabe der „Vorsicht“ verfügen.
„Die Kandidaten müssen einen festen Glauben haben, einen Geist der Offenheit hin zur universellen Kirche, Fähigkeit zur Seelsorge und zur respektvollen Menschenführung. Männer, die die Kirche – das Volk Gottes – mit einem großen Geist der Liebe und des Dienens zu leiten wissen.“
Vorschläge aus der Ortskirche
Wie findet man solche Männer von Rom aus? Die Verantwortlichen in der Bischofskongregation können sich da auf ein Netzwerk in den Ortskirchen stützen. Alle drei Jahre, so berichtet Ouellet, füllen Metropolitanbischöfe eine Liste „de promovendis“ aus: Hier werden die Namen von Priestern genannt, die aus der Sicht des Bischofs für das Tragen einer Mitra geeignet wären. Die Nuntiatur studiert diese Namen, zieht über die Personen in aller Vertraulichkeit Erkundigungen ein. Das Ergebnis geht an den Vatikan.
„Unsere Arbeit läuft ziemlich diskret ab, weil sie mit ausgesprochen vertraulichen Daten von Personen zu tun hat. Um der Freiheit der Information willen wird Vertraulichkeit gefordert – auch aus Respekt vor den Persönlichkeiten, die da untersucht werden. Wir beten viel in diesem Anliegen, denn wir müssen dem Heiligen Vater die Möglichkeit der Auswahl unter den Kandidaten, die uns in den Ortskirchen vorgeschlagen werden, bieten.“
Synodale Methode
Das Ernennen von Bischöfen ist Sache des Papstes; die Kongregation macht „nur“ die Vorarbeit. „Seit dem Konzil wird die Kongregation von einer Gruppe von 25 Kardinälen und Erzbischöfen gebildet. Sie treffen sich regelmäßig, um Kandidaten für die Nachfolge von Bischöfen in den Bistümern zu untersuchen. Dieser Gruppe arbeitet hier ein Team von etwa dreißig Personen zu – vor allem Priester, aber auch einige Laien, einige Ordensfrauen. Sie koordinieren, nehmen die Post an und stellen für jeden Fall ein Dossier zusammen.“
Kardinal Ouellet spricht von einer „synodalen Methode“: Das Volk Gottes werde konsultiert, dann die Nuntien, schließlich die Vollversammlung der Kongregation. Und das „Destillat aus all dem“ lande dann auf dem Schreibtisch des Papstes.
Manchmal wird's trotzdem der Falsche...
„Die Kongregation steht auch in engem Kontakt zu den Nuntiaturen, um die Arbeit der Bischöfe in aller Welt mitzuverfolgen, um die Gemeinschaft der Bischöfe mit dem Papst sicherzustellen – und auch die Gemeinschaft der Bischöfe untereinander. Denn die Bischöfe haben die Verantwortung für die universelle Kirche, zusammen mit dem Papst.“
Auch Ouellet weiß, dass trotz aller Vorsicht und Vorarbeiten manchmal trotzdem der falsche Kandidat die Bischofswürde empfängt. Wie immer, wenn Menschen im Spiel seien, könnten auch bei der Auswahl von Bischöfen „Ehrgeiz, Neid, persönliche Interessen“ eine Rolle spielen und das Ergebnis ungut beeinflussen, seufzt der Kanadier.
Nicht zuletzt deswegen spielt auch das Gebet eine Rolle bei der Suche nach Bischofskandidaten: Herzstück des Kongregations-Gebäudes direkt vor dem Petersplatz ist eine kleine Kapelle.
(vatican news – sk)
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